Drei

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Ein Tag danach blieb ihre Bank leer. Sie war nicht da, jedoch fehlte in der Klasse nichts. Sie gehörte nicht zu uns, sie war anders. 

„Sie ist wieder nicht da", murmelte ich, glaubte, meine Worte hätte niemand vernommen. Ich irrte mich.

„Wann ist sie das schon?" Aidan grinste lediglich. Es war ein schwaches grinsen, ein Aufgezwungenes. Die tiefen Augenringe waren mir ebenfalls nicht entgangen. „Hör auf über das Mädchen nachzudenken. Sie ist arrogant und genießt es, einen guten Grund fürs Schulschwänzen zu haben." Abwesend nickte ich und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass er Unrecht behielt.

„Wie heißt sie?", erkundete ich mich dann, da ich mich kaum getraute ihm zu wiedersprechen. Ich wusste grundsätzlich nichts über sie.    

Er zuckte mit den Achseln. „Woher soll ich das wissen?"

Stimmt, woher sollte er ihr Name kennen? Woher sollte ihn überhaupt wer kennen?

Sie sprach nicht mit uns, die so anders als sie waren.


Es ist simpel und doch ein unbestreitbares Hindernis. Für sie ist es leicht, für mich ist es schwer. Ihr Alltag ist meine Herausforderung, mein Kampf. Sie reagieren mit Unverständnis, da sie kein Problem darin sehen. Ihnen ist mein Leiden unergründlich, für mich ist der Schmerz real. Deswegen werden sie es nie verstehen, sie alle werden mich niemals verstehen.

*

Rabenschwarz - Die Existenz von NiemandWhere stories live. Discover now