Kapitel 14

16.3K 832 65
                                    

 Die Jeans ist mir zu weit, aber die graue Bluse schmiegt sich meinem Oberkörper an. Meine Haare sind schon fast per Luft getrocknet, aber ich greife trotzdem noch mal nach dem Fön und wuschle mir dabei durch die Haare, sodass ich leichte Wellen bekomme. Ich sehe zwar noch nicht wieder fit aus, aber auf jeden Fall besser als vor wenigen Tagen. 

 Plötzlich muss ich an Leo und Fynn denken. Sie sind einfach abgehauen und haben mich allein zurückgelassen. Um ehrlich zu sein, hoffe ich, dass ich ihnen nie wieder über den Weg laufen muss, aber wenigstens haben sie mir nicht die dunkelrote Decke geklaut, wie Meredith es getan hatte. Ich kann einfach nicht glauben, dass Juleya ihr einen Job hinter der Theke gegeben hat. Die Welt ist wirklich klein und es gibt viel zu viele hinterhältige Menschen in ihr. Leo und Fynn gehören wohl mittlerweile auch dazu.

 Als ich die Tür öffne, steht Damien bereits vor mir. Er trägt ein lässiges hellblaues Shirt und eine beige Stoffhose, die ihn bis kurz über die Knöchel geht. Die Farbe an ihm verwirrt mich. Überrascht blicke ich kurz auf und wieder ab. "Das steht dir gut.", kommentiere ich sein gewagtes Outfit. Wer weiß, vielleicht holt er im Sommer ja öfter die Farben aus seinem Schrank. Um ehrlich zu sein hätte ich aber darauf schwören können, dass er nur graue, schwarze oder weiße Kleidung in seinem Schrank hat -- besonders wegen seiner vielen Anzüge.

 "Danke, du siehst auch umwerfend aus." Er streckt die Hand zu mir aus und ich verharre für einen kurzen Moment, bevor ich meine in seine lege. "Dann wollen wir mal los. Auf in den Vauxhall Park." Damien grinst auf mich herab. Er führt mich zum Fahrstuhl und wir fahren herunter in die Tiefgarage, zu seinen unzähligen Schlitten. Dann bliebt er stehen. "Welchen würdest du gerne fahren?", fragt er mich. Ich zucke mit den Schultern. Das ist mir eigentlich egal. Ich kenne mich ja sowieso nicht mit Autos aus. "Du hast die freie Wahl." Ich beiße auf die Innenseiten meine Wangen und wandere mit meinen Blick über die glänzenden Karren, bis er auf ein kleines Modell wie Rosas fällt. Es kann nicht Rosas sein, da sie die Woche freibekommen hat und wahrscheinlich bei Daisy ist, also muss es selbstverständlich Damien gehören. 

 "Der gefällt mir!", sage ich und zeige auf den Wagen.

Damien zieht die Augenbrauen hoch, während seine Lippen eine schmale Linie bilden. 

"Ich hatte eigentlich gehofft, dich mit meinem Lambo zu beeindrucken." Er schmunzelt. Was ist denn bitte ein 'Lambo'?  

"Du weißt, dass man mich mit so etwas nicht beeindrucken kann.", antworte ich und schätze, dass der genannte Wagen wohl oder übel sehr viel wert ist. 

"Klar, aber der hätte wenigstens ein Schiebedach." Damien lacht und führt mich schließlich zum Kleinwagen. "Der Tesla ist auch OK." 

"Das ist also ein Auto von Tesla?" Ich schaue auf die Marke vorne am Auto. "Wie heißt die Marke mit den vielen Ringen?", frage ich ihn neugierig. Jetzt, wo er mit Automarken um sich wirft, werde ich diese Gelegenheit nützen müssen.

 "Das ist die Marke Audi, aber ich bevorzuge Mercedes, um ehrlich zu sein.", während er mir antwortet, öffnen sich die Autotüren wie die Flügel eines Vogels. Ich muss zur Seite treten, um nicht von einem Flügel getroffen zu werden. 

"Ich glaube ich möchte gar nicht wissen, wie viel so ein Tesla kostet." Ich muss schlucken. So etwas habe ich noch nie gesehen. Damien setzt sich und lacht dabei. 

"Du hast dir dieses Auto ausgesucht, also nenne ich dir lieber nicht den Preis." Ich setze mich in die andere Seite des Wagens und habe Angst etwas dabei zu beschädigen. Von innen sieht es auf gar keinen Fall aus wie Rosas.

 Der Start ist leise und ruhig, definitiv nicht so aufregend wie an dem Tag, wo er mich und Alfie ins Krankenhaus gefahren hatte. "Erzähl mir mehr über Autos.", bitte ich ihn, nachdem wir aus der Garage auf die Straße gefahren sind. 

 Während ich die vorbeiziehenden Straßen von London durch das Fenster beobachte, erzählt mir Damien, dass sein erstes Auto ein Mercedes war, der sein Großvater ihm gekauft hatte und er seitdem keine andere Marke bevorzugen würde. Ich frage ihn, warum er dann einen Tesla, eine Audi und einen Lambo hat, wenn er Mercedes so liebt, wie er es sagt. Daraufhin antwortet er, dass einige Autos Geschenke seiner Familie und Freunde gewesen wären und andere nur als Spielzeug dienen.  Auch wenn ich es nicht befürworte, mehrere hunderttausend für etwas auszugeben, was man nur ein Mal im Jahr nach Lust und Laune fährt, höre ich ihm trotzdem weiter zu. Die Audis dienen laut Damien nur als Firmenwagen, weswegen er auch Rosa einen Audi Kleinwagen gekauft habe. Außerdem erwähnt Damien, dass sein Bruder ebenfalls einen Mercedes fährt, den er aber momentan nicht fahren kann, weil sein Vater ihm den Führerschein entnommen habe. 

 "Euer Großvater hat Sebastian also auch einen Mercedes gekauft?"

 Damien schüttelt den Kopf. "Nein. Unser Großvater ist vor einigen Jahren verstorben. Noch vor Kyras Tod." Mist... Damien hatte mir bis eben voller Begeisterung von Autos und allem drumherum erzählt, dass ich jetzt mit nur einer einigen Frage die Stimmung zerstört habe.

"Das tut mir leid." Ich schaue zu ihm, aber er fixiert sich auf die Straße. Oh nein...

"Ich habe ihm den Mercedes gekauft." Für einen kurzen Augenblick sieht er lächelnd zu mir herüber und ich atme erleichtert auf. Ich merke aber trotzdem, dass ihn etwas bedrückt, möchte aber nicht nachfragen. Dafür ist später im Vauxhall Park noch genug Zeit.

The Rain Upon Us (Damien & Birdie - Trilogie #2)Where stories live. Discover now