Kapitel 42

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Es klopft an der Badezimmertür und ich zucke vor Schreck zusammen. Ich denke mir, dass es Damien sein wird, frage jedoch trotzdem nach dem Namen.

"Ich bin es, Rosa.", sagt sie, während ich mir ein Handtuch um den noch von der Dusche nassen Körper zu wickel. "Ich habe hier was für dich."

Mit Tropfen, die aus meinen Haaren über mein Gesicht und Dekoltee kullern, öffne ich die Badezimmertür zu Damiens Schlafzimmer. Ich habe mich den ganzen Tag gewundert, wo Rosa abgeblieben ist, da sie ja eigentlich ab heute wieder für Damien arbeitet.

"Hast du verschlafen?", lautet meine erste Frage, als ich sie vor mir sehe, aber sie schüttelt schmunzelnd den Kopf.

"Mr. Hamilton telefoniert noch in seinem Arbeitszimmer.", verrät sie mir, aber das ist nichts Neues. Den ganzen Tag hat sich Damien schon in seinem Arbeitszimmer eingeschlossen. Er meinte, er würde mit einigen Anwälten sprechen und noch einmal mit Steward über einen Artikel reden, den er vorsichtshalber verfasst haben möchte-- wie es sein Vater getan hatte. "Er meinte, dass er dich später von Brest nach Marseille bringen möchte, und da dachte ich mir, schaue ich mal, ob ich ein angemessenes Kleid für dich finde."

"Brest...?" Das Fragezeichen in meinem Gesicht muss vor Verwirrung wie verrückt blinken, sodass Rosa es gar nicht erst ignorieren kann.

"De Brest à Marseille, das Restaurant der Reichen in Downtown London?", erinnert sie mich an Damiens Worte von gestern Abend und mir läuft eine Gänsehaut den Rücken hinab, da es mich daran erinnert, was kurz nach diesen Worten passiert ist. "Es ist Versace und in der Farbe deiner alten Decke, die du damals mitgebracht hattest." Ich denke an Chaplin, als ich ihm seine Decke zum Sommerbeginn wiedergebracht hatte. Ich denke an den Moment, wo ich Damien die Decke um seine Schultern gelegt hatte, bevor ich mich von ihm verabschiedet habe.

Das Glitzern in Rosas Augen ist ansteckend. Voller Aufregung hält sie das Kleid, das noch in einer Schutzhülle steckt, zwischen uns in die Luft. "Mach sie auf.", sagt sie ungeduldig und ich gehe noch einmal sicher, dass mein Handtuch fest sitzt und nicht jeden Moment auf den Boden fallen könnte, um mich bloß zu stellen. Dann greife ich den Reißverschluss und ziehe ihn bis zum Ende der Hülle und streife sie von dem Kleidungsstück. Meine Augen bewundern das samtige Minikleid, dessen Farbe identisch zu der von Chaplins dunkelroten Decke ist.

"Du sag mal...", beginne ich meinen Satz.

"Gefällt es dir nicht?", unterbricht mich Rosa mit Enttäuschung in ihrer Stimme, aber sofort nehme ich das Kleid aus ihrer Hand und streiche mit den Fingern über den samtigen Stoff.

"Nein, ich liebe es!", erkläre ich ihr. "Wirklich, es ist wunderschön." Daraufhin schenke ich Rosa ein Lächeln und lege das Kleid auf das Bett, in dem Damien und ich letzte Nacht... geschlafen haben? Das Erröten meine Wangen macht mich nervös. "Es ist nur...", stammele ich und setze mich neben das Kleid. Als Rosa begreift, dass mir etwas auf der Seele liegt, setzt sie sich sofort zu mir und legt greift nach meine Hand.

"Wo drückt der Schuh, Liebes?"

Der tiefe Atemzug sollte mir eigentlich Mut verschaffen, aber ich bin genauso nervös wie zuvor schon. "Erinnerst du dich an unser Gespräch im Restaurant gestern?", frage ich sie, in der Hoffnung, dass ich nicht allzu lage darüber reden muss.

"Wir haben über so vieles geredet... was genau meinst du?" Sie drückt sanft meine Hand und ich zwinge meine Nervösität den Hals hinunter, als ich schwer schlucken muss.

"Die Sache mit der Periode..." Es dauert einen kleinen Moment, bis Rosa die Augenbrauen hochzieht und zu verstehen scheint, worüber ich rede. Dann springt sie unerwartet vom Bett auf, legt ihre Hände auf meine Knie und schaut sich meinen Bauch an.

"Bist du... schwanger?", fragt sie mich mit weiten Augen und der Betonung auf dem Wort, das mir beinahe einen Herzinfarkt beschert.

"Oh Gott! Nein, nein ich bin nicht schwanger!" Augenblickich senken sich ihre Augenbrauen wieder und formen sich zu einem Stirnrunzeln.

"Worauf willst du denn dann hinaus?" Sie setzt sich wieder zu mir auf das Bett.

Ich kaue auf den Innenseiten meiner Wangen, während ich die Worte 'Bist du schwanger?' erst einmal verdauen muss. Doch dann schüttle ich im Gedanken meinen Kopf und versuche sie wieder zu vergessen. "Ich habe seit zwei Jahren nicht mehr meine Tage gehabt.", platzt es aus mir heraus, doch Rosas Reaktion sorgt bei mir für Verwirrung. Ihr Stirnrunzeln verschwindet und sie schaut mich an, als würde sie auf mehr warten, aber ich dort ist nicht mehr zu erzählen, also schaue ich sie einfach nur hilflos an.

"Nun..." Rosas Mund bildet eine schmale Linie, während sie für einen Augenblick nachdenkt. "Warst du schon mal bei einem Frauenarzt?" Ich schüttle meinen Kopf-- Eine Antwort, mit der Rosa gerechnet zu haben scheint. "Ich weiß, dass du das wahrscheinlich ungerne hörst, besonders weil ich weiß, wie sehr du damals mit Dr. Jackson zu kämpfen hattest, aber ich bin kein Arzt und ich kann dir leider nicht genau sagen, was das Problem ist."

"Und ungenau?", will ich wissen und merke, wie mein Beine nervös zu zappeln beginnen.

"Was meinst du?"

"Du sagtest, du kannst mir nicht genau sagen, was das Problem ist, also was könnte ungenau das Problem sein?" Rosa zuckt mit den Schultern, bevor sie ihre Lippen aneinander reibt und damit beginnt, einige Möglichkeiten aufzuzählen.

"Stress, Unterernährung... hormonelles Ungleichgewicht oder Krankheiten, aber ich würde mir da nicht so große Sorgen machen. Ich kenne eine super nette Frauenärztin hier in der Nähe. Wenn du möchtest, dann kann ich dich dorthin begleiten, damit du nicht alleine gehen musst." Ich nicke zögerlich, auch wenn sich bei dem Gedanken eines Arztbesuches meine Nackenhaare vor Furcht aufstellen. Vor wenigen Monaten wäre ich jetzt aus dem Zimmer gestürmt und hätte mich wahrscheinlich nie wieder hergetraut, weil ich wüsste, dass man mich dazu bringen wollte, einen Arzt zu besuchen, was eines meiner größten Ängste ist. Aber da ich schon einmal mit Rosa an meiner Seite eine Untersuchung durchstehen konnte und ich seit kurzer Zeit so viel Neues erlebt habe, nimmt es mir die Angst ein wenig und ich gestehe mir selbst ein, dass es das Beste ist, wenn ich hingehe.

"Danke.", sage ich und umarme Rosa.

"Kein Problem, Liebes. Das wird schon alles wieder.", berühigt sie mich. "Aber nun müssen wir dich schnell in dein Kleid bekommen." Sie schaut auf ihre silberne Armbanduhr. "Mr. Hamilton meinte, dass ihr in zwanzig Minuten vom Fahrer abgeholt werdet."


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Ein neues Update, yay!

Frage: Wollt ihr wissen, wie viele Kapitel noch kommen? Natürlich werde ich demnächst noch einige Infos posten, wenn ihr jedoch neugierig seid, dann würde ich im nächsten Update erwähnen, wie viele Kapitel euch noch bleiben. :)

The Rain Upon Us (Damien & Birdie - Trilogie #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt