Kapitel 23

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"Meine Bluse steht dir gut." Rosas feste Umarmung fühlt sich gut an. "Ich bin echt froh, dass ich noch ein paar Klamotten bei Daisy hatte."

"Ihr habt euch also ausgesprochen?", frage ich neugierig, als wir in den Fahrstuhl steigen und Rosa den Knopf zur Tiefgarage drückt. Sie nickt mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen. "Das freut mich."

"Ja, wir konnten alles klären, aber wie ich sehe scheint es zwischen Mr. Hamilton und dir ja auch wieder glatt zu laufen?" Ich spüre, wie sich meine Wangen röten, als ich an Damien denke und ihr ebenfalls mit einem zufriedenen Lächeln antworte. Daraufhin erzählt sie mir, dass ich ihr nicht glauben könnte, wie wütend sie war, als Damien versuchte sie von mir fernzuhalten.

"Ich denke, manchmal, da steigt ihm sein Ego etwas zu Kopf." Ich verrate ihr, dass Damien eifersüchtig auf Rosa gewesen wäre, wenn sie mich hätte sehen können und er nicht, auch wenn es seine Entscheidung gewesen war, mich damals aus dem Apartment zu schmeißen. Natürlich sage ich auch, dass Damien sich für all das bei mir entschuldigt hat.

"Na ja, heute ist Mädelstag!", jubelt Rosa und ihre Stimme hallt durch die Tiefgarage, während wir den Fahrstuhl verlassen und zu ihrem Audi gehen. "Heute wird geshoppt, bis wir tot umfallen!"

Ich steige in den Kleinwagen ein und schrecke zusammen, als mich eine Hand an der Schulter berührt und ich erstarre. "Es ist Mädelstag!", höre ich eine Stimme kreischen, bevor ich sie Daisy zuordnen kann.

"Oh, habe ich das vergessen zu erwähnen?", schmunzelt Rosa, nachdem auch sie im Auto sitzt. Ich nicke hektisch.

"Mr. Hamilton gibt uns allen das Ballkleid für Samstag aus, ist das nicht der Wahnsinn?" Ich hebe meine Augenbrauen. Damien schenkt Daisy und Rosa das Ballkleid? Ein prickelndes Kribbeln läuft über meine Haut und ich spüre, wie mein Herz auf sich aufmerksam macht -- obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es noch von dem Schock oder von dem Gedanken an Damien kommt.

Während Rosa ihrer Freundin erklärt, dass wir erst einmal Klamotten für mich kaufen müssen, nehme ich einen tiefen Atemzug und schließe meine Augen. Ich kann es nicht glauben, dass ich tatsächlich einmal Klamotten für mich aussuchen dürfte. Das ist ein Traum, von dem ich niemals gedacht hätte, er würde ein mal wahr werden.

"Erde an Birdie?" Ich schrecke aus meinen Gedanken auf, als wir uns bereits auf der Straße befinden und Rosa meinen Namen ruft. Dann lacht sie. "Na, hat da jemand von einem gewissen Mr. Hamilton geträumt?", sagt sie mit verführerischer Stimme und kichert. "Komm, wohin möchtest du gerne fahren?", lautet schließlich ihre Frage.

Ich überlege für einen Moment und alles, was mir einfällt, ist Primark in der Oxford Street, woraufhin ich einen schockierten Blick von Rosa einfange. "Das geht nicht, Liebes." Ihre Stimme ist sanft, aber die Verwirrung ist nicht zu überhören. "Alleine schon wegen Mr. Hamiltons Mutter. Sie wird dich nicht mal mit dem Hintern angucken, wenn du was von Primark anhast." Meine Hände formen sich zu kleinen Fäusten, als ich daran denke, wie Mrs. Hamilton sich zu Rosas Bluse geäußert hatte. EIgentlich ist es mir egal, was sie von meiner Kleidung hält, aber ich denke, ich werde auf Rosa hören, da ich keine Lust habe, der Auslöser für mehr Stress in Damiens Familie zu sein.

"Was schlägst du dann vor?", frage ich und zucke mit den Schultern.

Rosa grinst und sagt mir, ich solle mal in ihre Handtasche schauen. Vorsichtig nehme ich die kleine, schwarze Umhängetasche in meine Hände und öffne den Reißverschluss. "Nein, die vordere Tasche, da ist mein Portemonnaie drin."

Schließlich finde ich, wonach mich Rosa zu suchen aufgegeben hatte und sie möchte, dass ich es öffne und mir die schwarze Karte nehme. Damien Maximilian Hamilton steht in silber auf dem Hartplastik. Wenn man mit den Fingern über die Schrift geht, spürt man jeden einzelnen Buchstaben. Der erste Gedanke, der mir durch den Kopf schießt, ist: Damien hat einen Mittelnamen? Und dann frage ich mich, warum Rosa seine Kreditkarte in ihrem Geldbeutel hat.

"Mr. Hamilton hat mir gesagt, wir können uns Kleider aussuchen, ohne auf den Preis achten zu müssen. Glaub mir, dass ist auch ein erstes Mal für mich und Daisy." Rosa ist so begeistert, wie ich sie noch nie zuvor gesehen habe. "Wir können überall schauen. Gucci, Prada, Armani, Calvin Klein...einfach überall." All diese Namen sagen mir nichts, aber ich finde es amüsant, wie Rosa so begeistert ist, dass sie voller Freude auf die Autohupe haut. "Und natürlich müssen wir mal schauen, wo wir uns nach Kleidung für dich umschauen." Ich nicke und Rosa schmeißt das Radio an, woraufhin die Sitze wortwörtlich zu beben beginnen. DIe Mädels beginnen mitzusingen, aber ich kenne den Text nicht. Es kostet mich schon einiges an Überwindung, mit dem Oberkörper von einer zur anderen Seite zu wippen, während meine Wangen glühen. Ich bin froh, dass mich niemand dazu zwingt. Im Gegenteil, ich finde sogar langsam Gefallen daran, meinen Körper zum Takt zu bewegen und mir entwischt ein lautes Kichern.






In der überwältigenden Shopping Mall betreten wir einen Laden namens Gucci, den Rosa vorhin im Auto erwähnt hatte. Der Wachmann macht uns die Türen von innen auf. Wo man nur seine Augen hinwandern lässt, findet man garantiert etwas goldenes. Der Laden ist leer. Im Gegensatz zu Primark ist hier tote Hose. Ein großer Mann mit einem wunderschönen und ebenmäßigen dunklen Hautton begrüßt uns höflich, bevor er uns fragt, nach was wir suchen. Rosa erklärt ihm, dass wir drei Kleider für eine Benefizveranstaltung suchen und der Mann scheint zu wissen, von welcher Veranstaltung wir reden. Ich bin überrascht, aber zugleich ist es nicht unwahrscheinlich, dass Damien ein bekanntes Gesicht in dieser Szene sein muss.

Ich schaue mich um, während der Mitarbeiter uns zu verschiedenen Kleidern führt, die er uns vorstellt. Über den Preis wird nicht geredet, aber ich bin mir sicher, dass ich den auch gar nicht wissen möchte.

Daisy findet ein schwarzes, wie Rosa es nennt, Jersey Stretch Kleid mit blau, rot und weißer Schleife und Webstreifen an der Taille und den Rüschenärmeln. Rosa und ich sind noch nicht fündig geworden, und um ehrlich zu sein, gefallen mir die Klamotten in diesem Geschäft nicht wirklich. Von dem wahrscheinlichen Preis mal abgesehen, denke ich, dass mir keines dieser Kleider stehen würde. Doch als wir bereits auf dem Weg zur Kasse sind, um Daisys Kleid mit Damiens Kreditkarte zu bezahlen, bleibt Rosa plötzlich stehen. "Wow...", stammelt sie und geht schnurstracks auf einen weißen Anzug mit schwarzen Streifen am Kragen zu. Als mir die weiteren Details ins Auge fallen, muss auch ich staunen. Dieser Anzug ist wie für Rosa gemacht. Eine goldene Rose ziert jede Seite des Kragens.

"Den musst du anprobieren.", sage ich ihr und auf der Stelle gibt auch sie dem Mitarbeiter Bescheid. Daraufhin begeben wir uns in die Umkleide. Daisy gibt Rosa einen Kuss, bevor sie in der Kabine verschwindet.

"Es freut mich, euch so glücklich zu sehen.", gebe ich zu. Daisys Augen funkeln als sie mich ansieht und sie mit "Ich bin auch froh, dass alles wieder so gut läuft." antwortet. Dann fragt sie mich, wie es zwischen mir und Damien läuft und ich erzähle ihr, dass wir uns ausgesprochen haben und jetzt hoffentlich wieder alles besser wird.

"Hat dir Rosa eigentlich erzählt, dass der Kellner aus der Bar vor einem halben Jahr sein kleiner Bruder ist?", frage ich sie und schlage meine Beine übereinander, etwas, was ich sonst nie tun würde, aber als ich mich im Spiegel ansehe, gefällt mir, wie elegant meine Beine durch diese Positition wirken. Ich sehe richtig vornehm aus.

"Ja, Rosa hatte mir davon erzählt, ich war genauso baff, wie ihr. Ich habe Mr. Hamilton noch nicht allzu oft zu Gesicht bekommen, aber dass die beiden viel Ähnlichkeit miteinander teilen, hätte ich sofort erkennen müssen.", gibt Daisy zu und ich stimme ihr mit einem Nicken zu.

Mit einem Mal öffnet sich die Kabine und meine Kinnlade fällt herunter, während ich Rosa betrachte. Als ich schockiert zu Daisy blicke, sehe ich, wie sie ihre Freundin bewundert und völlig sprachlos wirkt.

"Einfach nur... wow.", stammelt sie und springt von ihrem Platz auf. Ich klatsche in die Hände und ernte ein paar eigenartige Blicke von dem Mitarbeiter, der uns bedient und die ganze Zeit am Ende des Ganges stand, ohne dass ich ihn bemerkt hatte.

"Ich denke meine Entscheidung ist gefallen!", kreischt sie und ich bin froh, dass außer der Mitarbeiter niemand im Geschäft ist. Dann schaut sie mich an. "Jetzt müssen wir nur noch etwas für dich finden, Birdie!"

The Rain Upon Us (Damien & Birdie - Trilogie #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt