10 - Der Deal

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Missmutig betrat ich die Umkleide der Jungs. Ich hatte keine Lust mehr auf das Spiel und auf irgendwelche Leute, die sich über mich lustig machen.

Der Geruch von unzähligen Deodüften stieg mir in die Nase und ich verzog sofort das Gesicht. Das war definitiv keine gute Mischung, weshalb ich so gut es ging die Luft anhielt.

Ich wollte gerade gegen, doch dann hörte ich plötzlich die Stimme meines Vaters. Er klang wütend. Verdammt wütend und ich wusste nur allzu gut was das hieß.

„Wieso prügelst du dich mit jemanden aus der gegnerischen Mannschaft Nate! Weißt du eigentlich, was das für deine Zukunft bedeutet? Er kann dich Anzeigen, verdammt... dann kannst du dein Stipendium streichen.", fluchte er.

Ich ging ein paar Schritte zurück und drückte mich an die Wand, um heimlich mehr vom Gespräch mitzubekommen. Ich weiß, man darf nicht lauschen, aber es interessierte mich gerade brennend. Mein Vater behandelte alle aus dem Team wie seine eigenen Söhne. Deren Zukunft lag ihm wirklich am Herzen und das wussten sie auch. Er prägte den Spielern immer wieder ein, nichts falsches zu tun. Deshalb wunderte es mich um so mehr das Nate so handgreiflich wurde.

Er war zwar dieser klassische Badboy, dennoch hatte ich mich schon oft gut mit ihm unterhalten, er war eigentlich auch wirklich ein guter Freund, wenn da nicht seine ganzen Bettgeschichten mit irgendwelchen Mädchen wären. Als Quaterback der Mannschaft hatte er, ganz klischeehaft, unzählige Mädchen am Start. Dies störte ihn aber auch ich nicht im geringsten.

Dennoch war Football seine große Leidenschaft. Er trainierte hart für das Stipendium, deshalb war ich sichtlich schockiert.

„Du bleibst jetzt erstmal auf der Auswechselbank sitzen und jemand anderes geht in deine Position", brummte mein Dad und ich hörte wie sich der Reißverschluss einer Jacke zuzog. „Nein, bitte Coach...wir verlieren und dann kommen wir nicht ins Finale.", flehte Nate verzweifelt.

„Sieh es als Chance es wieder gut zu machen.", sagte mein Vater nur noch seufzend und im nächsten Moment ging er auf den Flur und bog links ab ohne mich zu bemerken.

„Fuck man!!!", hörte ich Nate fluchen. Er schlug gegen einen der Spinde.

Ich dachte kurz nach fasste mir dann aber ein Herz und betrat die Kabine.

„Hey", murmelte ich zögerlich. Er drehte sich wutschnaubend um. "Was!" knurrte er und spannte aggressiv seine durchtrainierten Oberarmmuskeln an.

Sein linkes Auge war angeschwollen und seine Lippe war aufgeplatzt. In seinen Augen sah ich Tränen aufblitzen. War er etwa so verzweifelt?

Ohne ein Wort hielt ich ihm ein Kühlpack aus dem Erste-Hilfe-Kasten hin und lächelte unsicher. Sofort entspannte er sich, murmelte ein kleinlautes Danke und hielt es sich an sein Auge. Ich setzte mich ihm gegenüber und lehnte mich an den Spind. Wir musterten uns beide gegenseitig ohne ein Wort zu sagen, doch irgendwann brach ich die Stille.

„Ich.. Ich hab grad mitbekommen was passiert ist und-", ich versuchte überall hinzusehen, bloß nicht in seine Augen. Das war mir verdammt unangenehm ihn darauf anzusprechen, aber ich wusste, dass er jetzt jemanden zum reden brauchte. Er unterbrach mich: "Jaja, ich weiß, dass ich Scheiße gebaut habe, aber jetzt ist es auch schon zu spät.", schnaubte er und rieb sich die Stirn.

Nachdenklich sah ich ihn an. „Vielleicht auch nicht.", lächelte ich. Er hob fragend die Augenbrauen. Sollte ich diesen Vorschlag jetzt wirklich machen? Er könnte mich auslachen, oder es den anderen erzählen und dann würde es Milo auch mitbekommen und würde sich wahrscheinlich wieder über ich kaputt lachen, weil ich es mir so zu Herzen nahm. Aber das traute ich Nate eigentlich nicht zu. Nicht bei mir. Kurz schloss ich die Augen und holte Luft.

„Also...wenn du mir hilfst aus dieser...ich sage mal...Friendzone rauszukommen dann helfe ich dir dabei, nicht mehr auf der Bank sitzen zu müssen."

Meine Worte waren klar und deutlich, was mich selbst etwas überraschte, da ich total aufgeregt war.

„Welche Friendzone???", fragte er irritiert.

Sofort lief ich rot an. „Naja also...jeder sieht mich mehr als diesen Kumpeltypen und...", erneut unterbrach er mich. „Vergiss es Skye", lehnte er knapp ab und wandte sich zu seiner Tasche.

"Außerdem möchte ich jetzt gerade auch keinen Stress mit dem Coach bekommen... wenn er von diesem Projekt hört dann bin ich geliefert, es soll wirklich keine Beleidigung sein okay? Du bist nur wie eine kleine Schwester für uns alle."

Wütend verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und funkelte ihn böse an. Seufzend lehnte ich mich an den Spind und dachte angestrengt nach, wie ich ihn dazu überzeugen konnte, mir zu helfen.

Ich wollte es allen zeigen und dazu brauchte ich nun mal seine Hilfe. Außerdem hatte er doch auch etwas positives von der Sache oder? Nachdenklich sah ich ihm dabei zu wie er sich wieder das Kühlpack an sein geschwollenes Auge hielt und auf den Display seines Handys starrte.

Plötzlich kam mir eine Idee und ich sprang auf worauf er den Kopf hob und mich musterte. "Na gut ich habe es ja nur gut gemeint ... du wirst bestimmt bis zur Rückrunde auf der Bank sitzen. Mein Dad ist bei so etwas hart aber okay Nate...Ist ja nur ein halbes Jahr", rief ich provokant, zwinkerte ihm zu und wandte mich zum gehen.

Noch bevor ich um die Ecke bog griff er nach meinem Handgelenk und ich blieb abrupt stehen.

„Scheiße man okay ich tus.", fluchte er und zog mich wieder zurück in die Umkleide. Doch davor sah er kurz nach links und rechts um nachzusehen, ob uns jemanden gesehen hatte. Auf meinen Lippen lag ein siegessicheres Lächeln. Bald würde ich meinem Ziel näher kommen und das hieß dann, dass ich nicht mehr dieser verdammte Kumpeltyp bin.

Er schloss langsam die Türe. „Wir treffen uns in zwei Stunden in der Mall, okay? Nimm dir Geld mit.", er ließ kurz seinen Blick über mich gleiten, „Viel Geld.", verbesserte er sich mit Nachdruck. „Eyyyy.", rief ich empört und kniff ihm spielerisch in die Seite. Er wuschelte mir zur Verabschiedung durch die Haare und warf mir meine Jacke zu.

„So und jetzt lass mich duschen.", grinste er und ich verließ gut gelaunt die Kabine.

Wir hoffen euch hat das Kapitel gefallen

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