> 16

675 60 11
                                    

Gut gelaunt stieg ich die Treppen zur Eulerei hinauf, die zwei Rollen unter meinen Armen geklemmt.

Es war früh am Morgen, weshalb ich noch sehr müde war, als ich die Rollen an die Beine zweier Eulen befestigt hatte.

Ich sah den Beiden nach, wie sie in den Sonnenaufgang flogen. Staunend sah ich aus dem Fenster.

Die Sonne ging gerade hinter den Bergen auf, der Himmel leuchtete in einem starken Orange, welches in ein zartes Rosa überging.

"Atemberaubend, nicht wahr?", hörte ich eine Stimme hinter mir und drehte mich langsam um.

"Severus", erkannte ich meinen Freund überrascht. "Wieso bist du schon auf?"

"Manchmal stehe ich morgens früher auf, um mir das hier anzusehen", antwortete er und kam auf mich zu, die Hände in die Hosentasche gesteckt.

Ich nickte stumm und drehte mich wieder um. Er stellte sich dicht neben mich und sah ebenfalls in den Sonnenaufgang.

Und das war er.

Der Moment, in dem ich all meine Zweifel ablegte und Severus als verletzlichen Jungen sah, der einfach jemanden brauchte, der für ihn da war.

Es musste furchtbar sein, jeden Tag fiese Sprüche zu hören und sich jeden Tag alleine zu fühlen.

Selbstverständlich baut man dann solch eine Mauer um sich herum auf, nicht wahr?

Besonders, wenn man das Mädchen, was man über alles liebt, nicht haben kann.

Der Wind blies mir eine Haarsträhne ins Gesicht, die ich wegstrich, während ich Severus einen Blick zu warf.

"Wie geht es dir?", fragte ich in die Stille.

"Was?", erwiderte er verdutzt. "Mir geht es gut, was soll die Frage?"

"Nur so", murmelte ich und trat vom Fenster weg. Es verletzte mich, dass er eher aufgebracht auf meine Frage reagierte.

Gerade, als ich Anstalten zum Gehen machte, hörte ich seine Stimme noch einmal.

"Mir geht es gut, weil ich eine Freundin gefunden habe, der ich was zu bedeuten scheine. Aber um ehrlich zu sein, Louna, es ist nicht einfach, gehasst zu werden, selbst wenn man es schon gewohnt ist."

Ich biss mir auf die Unterlippe.

Merlin, er tat mir so leid.

Ruckartig drehte ich mich um und schloss ihn in meine Arme.

Überrumpelt erwiderte er die Umarmung.

"Wir sehen uns dann in Kräuterkunde", sagte ich schnell, ehe ich die Eulerei verließ und mich in die Große Halle begab, um etwas zu frühstücken.

Ich war noch ein wenig perplex, denn ich glaubte, Severus war noch nie so offen zu jemanden gewesen und das machte mich irgendwie stolz.

Ich durchquerte gerade die Eingangshalle und rannte plötzlich buchstäblich in eine Person hinein.

Natürlich entschuldigte ich mich sofort und blickte dann in die braunen Augen Remus', die mich freundlich anlächelten.

"Wo bist du mit den Gedanken?", grinste er und ich konnte nicht anders, als dieses Grinsen süß zu finden.

"Jedenfalls nicht hier", gab ich frech zu und zusammen gingen wir dann weiter.

"Warst du draußen?", erkundigte sich der brünette Junge.

Ich beschloss, ihm nichts von Sevs und meinem Gespräch zu erzählen, also nickte ich nur.

"Was hast du gemacht?"

"Post abgeschickt", ich setzte mich an den Gryffindortisch und sah Remus an. "Wieso bist du schon wach?"

"Ich konnte nicht mehr einschlafen, nachdem Sirius und James sich eine Kissenschlacht lieferten. Peter hingegen, neben ihm könnte man Hogwarts abreißen und er würde es wahrscheinlich nicht einmal mitbekommen", erzählte er und nahm sich einen Toast.

"Eine Kissenschlacht?", ich kicherte. "Wie männlich."

Remus seufzte. "Ja, manchmal denke ich auch, sie könnten als süße Teenagerinnen durchgehen."

Ich lachte auf und trank einen Schluck Kürbissaft.

"Wie sind deine Freunde so?", wollte er plötzlich wissen.

Ich überlegte und biss mir dabei auf die Unterlippe. Wie könnte ich Léa und Cècilia am Besten beschreiben?

"Meine beste Freundin Léa kenne ich schon seitdem ich ein Kleinkind bin. Wir verstehen uns wirklich gut, auch wenn sie", ich zögerte, "eine Schattenseite hat, nennen wir es mal so."

"Eine Schattenseite?", wiederholte Remus verwirrt.

"Naja, sie ist eine sehr egoistische und selbstverliebte Hexe, musst du wissen. Sie kriegt gerne ihren Willen und ich würde mich nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, wenn ich sagen würde, dass sie für ihren Willen unsere Freundschaft aufs Spiel setzen würde", erklärte ich nachdenklich.

"Und dann ist sie noch deine beste Freundin?", verblüfft musterte er mich und ich nickte.

"Wie gesagt, wir sind miteinander aufgewachsen. Ich liebe sie."

Remus nickte mit zusammengezogenen Augenbrauen.

"Und dann ist da noch Cècilia. Ein kleines liebes Mädchen von Beauxbatons. Sie ist ziemlich abenteuerlustig und stellt gerne kleine Proben zwischen Léa und mir auf. Cècilia hängt gerne an unseren Rockzipfeln, aber nicht, weil sie sonst niemanden hat, im Gegenteil; Sie ist in der ganzen Akademie eher bekannt und hat auch mehrere Freundinnen. Sie gehört irgendwie einfach zu uns", erzählte ich und musste bei dem Gedanken an sie lächeln. "Sonst habe ich eher nur Bekanntschaften, als Freundinnen."

"Du hast ja jetzt auch uns."

Der Deal ohne die LiebeWhere stories live. Discover now