Ein halber Tag bis Mitternacht

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Sam und ich saßen draußen auf einer Bank, die wir vom Schnee befreit hatten und sahen in die Ferne. Wir hatten uns davongestohlen und liefen ohne Aufsicht herum. Dies war Sam gestattet mir hingegen sicherlich noch nicht. Zu allem Überfluss hatte ich meinen Schlüssel vergessen und war nun von der Blondine abhängig.

Doch darüber machte ich mir nur bedingt Gedanken.

Immer wieder glitt mein Blick auf das Loch, das beinahe wieder eingefroren war. Die Zeit lief weiter und nahm keine Rücksicht auf die Verluste. Eine Gänsehaut überzog meinen Körper als ich an die Situation dachte, in der Lollie einfach unterging.

„Der Tod ist ein intriganter Mistkerl!" Fing die Blondine an und lehnte sich gegen die kalte Hauswand, vor der die Bank ohne Lehne stand. Ihr Blick wie meiner auf den See gerichtet.
„Wie Recht du hast!"
"Unvorhersehbar... ironisch, dass der Tod wohl selber entscheidet wen von uns er mit sich nimmt!" flüsterte Sam und warf einen flüchtigen Blick auf ihre Arme, die durch die dicke Jacke nicht zu sehen waren. Mir waren die Narben aufgefallen und ich wusste, was sie damit sagen wollte.
„Marie war richtig genervt, dass Marcus mitten in der Nacht sein Schlaflager gewechselt hat!"wechselte Sam das Thema. Der zufriedene Unterton war nicht zu überhören. Weder Leah noch sie schienen die Rothaarige wirklich zu mögen.
„Ich habe ihn nicht darum gebeten." Murmelte ich und beugte meinen Oberkörper nach vorne, so konnte ich mir selber zusehen wie ich mit der Schuhspitze das gefrorene Wasser in schneeflockenform zusammenschob.
„Hat er es dir besorgt?"
„War irgendwie klar, dass die Frage kommen musste!" stöhnte ich auf. „Nein, ich habe auch nicht vor mit ihm zu schlafen."
„Wie lange bist du jetzt schon sexfrei? Mindestens seit deiner Entführung oder hast du es mit ihm getrieben?"
„Nein auch das habe ich nicht!"
„Hättest du gerne?"
Ich sah über meine Schulter zu der Nervensäge.
„Hättest du!" grinste sie breit und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich für meinen Teil könnte das nicht gekonnt. Ich brauche die Berührungen und das Gefühl innerlich zu explodieren. Als Marcus endlich mit mir in die Kiste ging hatte ich schon eine recht lange Durststrecke hinter mich gebracht!"
„Ich versteh das nicht, er will uns helfen ist da eine erotische Beziehung nicht genau das falsche?" gab ich meine Bedenken preis.
„Er wollte auch zuerst nicht. Ich musste lange betteln, bohren und nerven!" grinste sie weiterhin und wie es schien fühlte sie sich wohl mit dem Wissen.
„Er hat mir geholfen, ich bin nicht mehr daran interessiert beinahe zu sterben."
„Sie meinen?" fragte ich und hob eine Augenbraue.
„Naja durch den Sexentzug."
„Wer hat Sexentzug?" mischte sich Thomas ein und trat heraus in die Kälte. Er zündete sich eine Zigarette an und nahm einen kräftigen Zug, danach setzte er sich neben Sam, die ihm direkt die Fluppe aus dem Mund nahm und sich zwischen die Lippen steckte.
„Auf dieser Bank bin nicht ich diejenige, die ohne Sex leben muss." Grinste das Plappermaul und entließ den Rauch aus ihren Lungen.

Stille herrschte und Thomas sagte auf die Aussage der Blondine nichts. Er kannte mich noch nicht gut genug und schien sich zurückzuhalten.

„Danke." Durchdrang ich die Ruhe und lehnte mich vor um den Schwarzhaarigen ansehen zu können.
„Für was?" fragte er verwundert und nahm sich die Zigarette wieder.
„Für die Aktion gestern!" mehr musste ich doch bestimmt nicht sagen.
„Hey, kein Ding." grinste er und hob wortlos seinen Pulli hoch. Ich erkannte einen dicken blauen Fleck unter seiner Rippe.
"War ich das?" kam es geschockt über meine Lippen. Er nickte wortlos und ließ das Kleidungsstück wieder herab.
"Das tut mir leid!"
"Ah was, das ist doch gar nichts! Ich sah schon anders aus!" Er zwinkerte mir zu und lehnte sich wie Sam an die kalte Hauswand.
"Ja, ja Emily ist die kleine Möchtegern-Heldin, die sich ins Getümmel schmeißt und alle retten will." meinte Sam und ließ sich den Glimmstängel wieder geben.
"Es ist nicht verkehrt helfen zu wollen nur darf man sich selber nicht in Gefahr bringen!" sagte Thomas und nahm einen Zug.
"Hast du dich schon bedankt?" fragte er an die Blondie gerichtet die ihn ertappt ansah. Im Augenwinkel konnte ich ihre Reaktion erkennen.
"Brauch ich nicht. Emily weiß, dass ich in ihrer Schuld stehe!" Ich reagierte weder auf seine noch auf ihre Aussage.

Sein Wort - Mein Gesetz (slow update / In der Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt