♠ 3. Kapitel

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Meine Finger umschlossen das kalte Metall der Haltegriffe, als Aaron vom Parkplatz fuhr. Mich fröstelte es, da es, jetzt wo die Sonne untergegangen war, doch nicht so warm war, wie vorhin. Vermutlich hätte ich daran denken sollen, als ich mit Aaron das Haus verlassen hatte, aber er hatte mich so aus dem Konzept gebracht, dass ich vermutlich sogar vergessen hätte, meine Schuhe zu binden, wenn ich sie nicht so immer gebunden lassen würde. Aaron hatte schon immer diese Wirkung auf mich gehabt, doch heute war es besonders schlimm gewesen. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dass er sich wirklich Gedanken um meine Mutter und unser Projekt gemacht hatte. Wenn er doch in den Sommerferien noch gesagt hatte, dass ich einfach zu viele Probleme mit mir rumschleppte. Das war einfach irgendwie... Na ja... seltsam. Ja, seltsam. Besser konnte ich es nicht beschreiben. Gedankenverloren sah ich zu, wie die Häuser und Bäume wie dunkle Schatten an uns vorbeizogen. Darauf bedacht, nicht daran zu denken, wie angespannt Aaron auf seiner Maschine saß. Es war nicht so, dass ich nicht wusste, woran er dachte. Aber ich wollte einfach nicht meine Arme um seinen Oberkörper legen. Nicht, wenn er mir immer zweideutige Signale senden musste. Als wir das erste Mal damit gefahren waren, hatte ich von selbst meine Arme um ihn gelegt, einfach, weil es sich richtig angefühlt hatte. Damals hatte ich auch einfach Angst gehabt und hatte mich an ihm festgekrallt, wie eine Ertrinkende, heute wollte ich es einfach nicht mehr.
Mit seinen Worten hatte er mehr als deutlich gemacht, was er wirklich in mir sah. Ein kleines Mädchen mit Problemen, mit dem man kurz aus Mitleid zusammen war und sich sagen konnte, dass es noch Leute gibt, die mehr Probleme haben, als man selbst. Daweil kannte Aaron noch nicht mal die ganze Wahrheit. Doch an diesem Tag hatte er damit mein Leben ganz in Trümmer zerfallen lassen, ohne Rücksicht. Weswegen ich einfach nicht bereit war, meine Arme um ihn zu legen, nur um wieder in einer Illusion anzukommen, die nach den zwei Monaten wieder beendet sein würde.

Die Fahrt kam mir endlos lang vor. Aarons Anspannung war so nah greifbar und so erdrückend, dass ich manchmal das Gefühl hatte, selbst unter Anspannung zu stehen. Vielleicht war ich auch angespannt. Das Einzige, was ich aber spürte, waren die kalten Griffe an meinen Händen, die mich schneller frösteln ließen, als mir lieb war. Innerhalb ein paar Minuten waren meine Hände eiskalt und diese Kälte zog sich meinen Arm hinauf, wie ein Lauffeuer. Schließlich kam Aaron vor dem großen Haus der Kings zum Stillstand. Er stellte die Maschine in die Garageneinfahrt und nicht hinein, so wie Kaden. Im Gegensatz zu ihm war er sich sicher, dass keiner die alte Maschine von Kaden klauen würde, da jedem klar war, wie viel Geld und Macht die Kings hier hatten. Kaden war dar aber schon immer etwas vorsichtiger gewesen. Vertrauen in andere war nicht ganz so seine Stärke, während Aaron es furchtbar leicht fiel.

Schwungvoll, aber nicht elegant, stieg ich ab. Meine Hände waren eisig, weswegen ich sie schnell in meiner Jackentasche vergrub, nachdem ich den Helm abgezogen hatte. Dabei klemmte ich den Helm zwischen meinen Arm und meinen Körper. Aaron zog den Helm ab und fuhr sich einmal durch seine braunen, welligen Haare. Locken konnte man das einfach nicht nennen. Dan richtete er seinen Blick auf mich. In seinen Augen loderten so viele Gefühle auf einmal, dass mir für ein paar Sekunden die Luft wegblieb, bis ich schließlich die Kraft fand, den Blick abzuwenden. Gerade wollte ich mich daran machen, ins Haus zu flüchten, als seine Stimme mich davon abhielt. »Willst du dich die nächsten zwei Monate auch so verhalten, Hails? Willst du auch ständig davon laufen, wenn es brenzlich wird? Oder es dir zu viel wird?« Unwillkürlich spannte sich jeder Muskel in meinem Körper an. Wie auf Knopfdruck.

»Ich weiß nicht, was wir zu bereden hätten. Das weiß ich schon seit Wochen nicht, in denen du versuchst, dich mir zu erklären. Ich weiß wirklich nicht, was du erklären willst. Deine Worte waren deutlich genug. Und bevor ich Kaden oder Landon frage, ob sie mich doch nach Hause fahren können, hätte ich gerne, dass du aufhörst. Ich möchte gerne Zeit mit ihnen verbringen und das kann ich nicht, wenn ich das Bedürfnis habe, auf dich einzuschreien oder einzuprügeln. Bitte tu mir einfach den Gefallen, Aaron«, sagte ich und versuchte, das Zittern in meiner Stimme zu verstecken. Noch immer spürte ich die Ausläufer des Schmerzes, den seine Worte in mir hinterlassen hatten und ich war mir sicher, dass sie nicht einfach so weggehen würden. Nicht, wenn er immer wieder meine Nähe suchte.

Trust in me ✔Where stories live. Discover now