♠ 19. Kapitel

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Die Maschine kam vor dem Waisenheim zum Stillstand. Mein Atem stockte, als ich das alte und heruntergekommene Gebäude erblickte. Der Putz bröckelte an einigen Stellen von den Wänden. Die Fester sahen dreckig aus und die Fensterläden hingen irgendwie schief. Mein Herz krampfte sich zusammen. Mir wurde übel. Auch Aaron vor mir spannte sich sichtlich an. Langsam ließ ich ihn los und stieg von der Maschine. Dabei konnte ich meinen Blick nicht von dem Gebäude abwenden. Das war so traurig. Diese armen Kinder hatten eh schon Probleme und dann mussten sie an so einem Ort leben. Das war... schrecklich. Traurig. Schlimm. Ich fand dafür nicht die richtigen Worte. Auch die anderen Mitschüler, die jetzt zahlreiche erschienen, sahen sprachlos und erschüttert aus. Tränen brannten in meinen Augen. Aaron nahm meine Hand und strich über meinen Handrücken. Diese Geste tat gut aber gleichzeitig konnte ich nicht glauben, dass dieses Waisenhaus tatsächlich Kinder beaufsichtigte. Das... Das konnte einfach nicht sein.

»Lass uns rein gehen«, hauchte er leise und nahm mir den Helm ab, um ihn kurz darauf unter den Sitz seiner Maschine zu legen. Wie betäubt nickte ich. Mein Blick lag noch immer auf dem Gebäude. Zusammen liefen wir nach drinnen und ich spürte die Unruhe, die in mir herrschte, als wir dem Gebäude immer näher kamen. Besonders, als ich den schicken Porsche vor dem Heim erblickte. Wut stieg in mir auf. Selber Geld haben, aber sich nicht um das Waisenhaus kümmern! Aaron drückte meine Hand, als hätte er meine Gedanken gelesen.

»Denk daran, wir haben einen Monat um es dem Kind schön machen zu können. Denk nicht daran, was du gerade siehst«, hauchte er mir zu. Ich blinzelte und kam wieder im Hier und Jetzt an. Er hatte ja recht, aber jetzt erschien mir dieser Monat, der mir erst so lange erschienen war, so kurz. Viel zu kurz um es einem Kind schön machen zu können. Wenn man bedachte, unter welchen Umständen hier alle zu leben schienen. Doch ich wurde angenehm überrascht, als wir durch die Tür traten. Innen drinnen kamen uns warme Farben entgegen. Der Geruch von Kuchen und Muffins und Kaffee und Kakao. Die Laute von lachenden Kindern. Alles war in einem schönen Orange gehalten und auch die Möbel sahen neu aber schön aus. An den Wänden hingen Bilder. Schöne Bilder. Der Boden war aus Holz. Und mitten in der Eingangshalle fand man ein eingraviertes Muster von Harry Potter vor. Mein Mund klappte auf. Was von Außen so schäbig aussah, war hier innen ganz anders. Doch es war nicht die Innenausstattung, die mein Herz zum Schlagen brachte. Es waren die Kinder, die lachten und Spaß hatten. Mein Blick glitt umher. Das da hinten schien der Aufenthaltsraum zu sein, denn dort hielten sich fast alle auf. Einige saßen an dem großen Tisch und malten Bilder, andere saßen am Boden und spielten mit Autos oder Pferden. Andere saßen am Sofa und spielten Karten. Doch mein Blick blieb an einem Jungen hängen. Er saß auf dem Fensterbrett und starrte zum Fenster hinaus. Er hatte den anderen den Rücken gekehrt, auch wenn er ab und zu einen Blick über die Schulter in die Richtung eines Mädchens wagte, was auf dem Sofa saß und mit einem anderen Jungen Karte spielte und dabei vor sich hin sang. Ihre Stimme war wirklich schön.

»Hallo, ihr müsst von der Kingston-High kommen, nehme ich an«, ertönte eine Stimme hinter uns und wir wirbelten herum. Zum Vorschein kam ein Mann. Ich hatte eine Frau erwartet, doch heute schienen meine Erwartungen über den Haufen geschmissen zu werden. Der Mann hatte straßenköterblonde Haare und grün-braune Augen. Zu meiner Überraschung trug er einen normale Jeans und ein einfaches, weißes Hemd. Er streckte uns die Hand hin. Während ich noch mit meiner Überraschung zu kämpfen hatte, schüttelte Aaron bereits seine Hand und stellte sich, beziehungsweise uns vor. »Hallo, ich bin Aaron und das ist Hailey.« Der Mann lächelte freundlich und warm. Bevor er etwas sagen konnte rannte ein kleines Mädchen zu ihm und versteckte sich hinter seinen großen, langen und muskulösen Beinen. Sie krallte sich an seinem rechten Bein fest. Lächelnd blickte er zu ihr hinab. Seine Augen funkelten dabei so warm, als wäre es seine eigene Tochter. Mein Mund öffnete sich. Das war... war... erstaunlich. Er liebte ein Kind, dass nicht einmal seins war.

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