♠ 13. Kapitel

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Die letzten zwei Wochen waren erstaunlich schnell vergangen und nun wartete ich auf Aaron, der mir helfen würde, für die nächste Spanischarbeit zu lernen. In den ersten zwei Wochen war unser Projekt ganz gut so weit verlaufen. Da wir eigentlich schon viel voneinander wussten, hatten wir die meiste Zeit mit Lernen und Hausaufgaben oder so verbracht. Ab und zu auch mit Disneyfilmen oder ich war Freitags zu seinem Spiel gegangen. Um ehrlich zu sein, war ich stolz auf ihn, da sie nun im Halbfinale standen und es langsam aber sicher zur Sache ging. Nur Aaron alleine schien seinen Erflog nicht wirklich zu sehen. Was nicht weiter verwunderlich war, da er gut darin war, sich selbst unter seinem Wert zu verkaufen. Leider. Doch heute freute ich mich so gar nicht auf seine Gesellschaft. Zum einen, weil wir lernen mussten, zum anderen, weil er sicher fragen würde, ob ich zu seinem Spiel käme und ich Nein sagen müsste. Auch, wenn ich liebend gerne hingehen würde. Aber ich musste mit meiner Mutter zur Klinik fahren, da sie diese Woche wieder starke Aussetzer hatte, was ihr Gedächtnis betrifft und sie so schon anfing zu vergessen, ihre Tabletten gegen Epilepsie zu nehmen und das würde Anfällen zur Folge haben. Und wenn man eins in seinem Leben nicht sehen wollte, dann Aaron Kings enttäuschtest Gesicht. Besonders, da er neuerdings glaubte, ich sei so etwas wie sein Glücksbringer, obwohl er mich nicht dazu brauchte. Nachdenklich kaute ich auf meinem Stift herum und beugte mich über das Buch. Ich las die Aufgabe schon einmal, damit ich schon mal wusste, was auf mich zukommen würde. Dann noch einmal. Und noch mal. Doch mein Gehirn wollte einfach nicht verstehen, um was er da noch einmal ging. Wirklich nicht. Seufzend legte ich den Stift ab und sah auf die Uhr. Noch zwei Minuten. Zwei Minuten waren Nichts. Nichts im Vergleich zu 10 Minuten. Zwei Minuten vergingen so schnell. Viel zu schnell, meiner Meinung nach.

Aber mir blieben gar keine zwei Minuten mehr, mir die Aufgabe immer und immer wieder durchzulesen. Nein. Schon nach einer weiteren Minute hatte es geklingelt. Fröhlich stand Mum auf und lief zur Tür. Man sah ihr richtig an, wie sehr sie sich über die Person freute, die hinter der Türe darauf wartete, dass jemand aufmachte. Sie übernahm also heute mal meine Freunde gleich mit. Mir graute es davor, sein Gesicht zu sehen, wenn ich sagen würde, dass ich nicht kommen konnte. Und ich wollte auch nicht der Auslöser dafür sein, dass sie verloren. Auch, wenn das ziemlich unwahrscheinlich war, aber so dachte Aaron eben. Er ging wirklich davon aus, dass ich sein Glücksbringer war.

»Schön, dass du da bist, Aaron. Komm doch rein«, hörte ich meine Mutter Aaron begrüßen. Automatisch spannte sich jeder Muskel in mir an, mir wurde ganz warm und mein Herz schlug schneller. Und das lag sicher nicht daran, dass ich nervös war, weil ich es ihm nicht sagen wollte. Verdammt. In den letzten beiden Wochen waren wir uns auch ein Stück näher gekommen. Aaron gab sich Mühe, seinen Fehler reinzuwaschen, aber er würde seine Sätze nie zurücknehmen können. Ich würde sie nie vergessen. Ich würde sie immer in Erinnerung haben. Auch, wenn ein verräterischer Teil von mir davon überzeugt war, dass er es ernst mit mir meinte und mich immer mehr dazu drängen wollte, ihm zu vergeben. Je öfter Aaron und ich Zeit zusammen verbrachten, desto größer wurde dieser Teil und langsam spürte ich, dass ich mich diesem Teil bald nicht mehr widersetzten könnte und das würde vielleicht gut ausgehen oder schlecht. Das wusste niemand. Kurz darauf erschien Aaron auch schon im Wohnzimmer. Mein Blick blieb an ihm hängen, wie eine Fliege in einem Spinnennetz hängen blieb. Es war mir unmöglich, den Blick von ihm zu nehmen. Egal, wie oft ich mich ermahnte, es doch zu tun. Heute hatte sich Aaron für einen schwarzen Hoodie entschieden, unter dem ein weißes Oberteil hervorragte und für eine graue Hose, die zerschlissen war. Viele dachten ja von Aaron, er würde nie solche Hosen tragen oder geschweige denn Hoodies. Sie schätzten ihn immer auf Hemden oder Poloshirts ein. Allerdings war Aaron sehr modebewusst. Sein Schrank war voller verschiedener Klamotten. Und ich glaube in Sachen Schuhe hatte er die Nase sogar noch weit vor mir. Er besaß mehr, als ich. Und das mag was heißen. Er besaß Boots, Sneakers, Chucks, legere Schuhe, die zu einem Anzug passten und noch viele mehr. Vermutlich besaß er schon ein eigenes Zimmer nur für Schuhe. Total in Gedanken versunken, hatte ich gar nicht mitbekommen, wie er näher gekommen war und nun schließlich vor mir stand. Erst, als mir sein betörender Duft seines maskulinen und herben Aftershaves in die Nase stieg, wurde mir bewusst, wie nah er mir doch war und ich zog scharf die Luft ein. So scharf, dass ich seinen Duft aus meiner Zunge schmecken konnte.

Trust in me ✔Where stories live. Discover now