♠ 7. Kapitel

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Der Dienstag war nicht wirklich anders verlaufen als der Montag. Nur, dass Aaron mich nicht zum Essen ausgeführt hatte, sondern sich in der Mittagspause zu mir gesetzt hat, obwohl er sonst oft bei Caleb saß oder bei seinen Brüdern. Statt dem Essen aus der Kantine gab es Reste von Gestern, die Aaron mit Landon gekocht hatte. Pizza. Darüber war ich ihm so dankbar, dass ich ihm beinahe um den Hals gefallen wäre, denn, wenn ich wüsste, aus welcher Substanz das Essen in der Schule besteht, würde es vermutlich schneller wieder hochkommen, als jemand den Buchstaben A sagen konnte. Landon, Kaden und Aurora hatten sich an einen gesonderten Tisch gesetzt. Vermutlich, um uns alleine zu lassen. Wenn ich ehrlich war, wusste ich genau, welches Spiel sie spielten. Sie wollte Aaron und mich verkuppeln. Zu dumm nur, dass ich das nicht ganz so prickelnd fand. Auch, wenn Aaron wirklich aufmerksam war und nett, so hallten seine Worte doch immer wieder in meinem Ohr wider. Wie ein Song auf Replay. Und um ehrlich zu sein hatten sie noch immer die gleiche Wirkung, nur, dass seine netten Taten diese Worte etwas abschwächten. Meine Oma hatte mal gesagt, dass der erste Instinkt, den man empfindet, der richtige ist. Damals, als ich als Freshman an die Highschool kam, mit den Kings zusammen, hatte ich nicht das Gefühl gehabt, dass sie schlecht für jemanden wären. Landon war schon immer der Typ, der hemmungslos mit Frauen flirtete. Kaden schon immer der mysteriöse Typ, der immer etwas zu verbergen hatte. Und meistens sehr ernst. Und Aaron? Aaron war schon immer nett gewesen. Freundlich. Süß. Ein Ass in der Schule. Und obwohl mich Anfangs alle ignoriert haben, hat Aaron mich mit zu seinen Brüdern genommen. Ich fühlte mich wie die Königen der 9. Klasse. Bei den Kings sitzen zu dürfen, bedeutete so viel, dass du in auf der Leiter der Beliebtheit nach oben gestiegen bist. So viel stand fest. Und doch hatte er das gesagt... Eine kleine Stimme in mir flüsterte mir zu, dass Aaron dafür einen Grund gehabt hatte, aber eine andere Stimme in mir warnte mich, mich nicht schon wieder von jemanden verarschen zu lassen. Obwohl ich eigentlich fröhlich sein sollte und diese Gedanken beiseite schieben sollte, da Aaron mir heute Morgen einen Cookie mitgebracht hatte, den er gebacken hatten. Extra für mich. Eigentlich sollte ich jetzt herum springen und lachen, doch das fette, rote, umkreiste F ließ meine Freunde verebben. Die ganze letzte Nacht hatte ich vor lauter Sorgen Magenschmerzen gehabt. Dank Aaron hatte ich in den letzten Tagen nicht mehr an diesen Test gedacht, für den ich ein ganzes Wochenende gelernt hatte, aber trotz allem noch alles falsch gemacht hatte.

Physik war nicht meine Stärke und würde es vermutlich auch nie sein. Aber ich konnte es mir nicht leisten, in diesem Fach, in Mathe und vermutlich in Spanisch durchzufallen. Denn das würde heißen, dass ich nicht ins nächste Jahr komme. Die Note verschwamm vor meinen Augen, während ich die anderen begeistert reden hörte. Jeder schien sich zu freuen. Alle, außer mir. Ich konnte nur auf das Blatt vor mir starren, vermutlich total weiß im Gesicht. Mum würde davon nicht begeistert sein. Und ich war es auch nicht. Sie wusste, wie es um meine Vorrücken stand. Jeder in der Familie wusste das. Nur meine Freunde nicht. Klar, es war offensichtlich, dass ich Mathe nicht so gut konnte. Das wussten meine Freunde. Aber keiner wusste etwas von meinen anderen Fächern, die mich belasteten.

»Schönen Nachmittag«, hörte ich unseren Lehrer, Mr. Taylor sagen. Wie benommen stand ich auf. Klar. Ein schöner Nachmittag. Für mich war dieser Tag gelaufen. Mit zittrigen Händen verstaute ich den Test in meiner Tasche und lief nach vorne. Das Feld um mich herum bekam ich nicht mit. Da Mr. Taylor sich gerade mit jemanden unterhielt, nutzte ich seine Unaufmerksamkeit, um unauffällig zu verschwinden. Eilig lief ich aus dem Zimmer. Die Hand fest um den Riemen meiner Tasche gekrallt, so das der harte Stoff in meine Handflächen schnitt. Ich wollte nur noch hier raus. Aber da hatte ich wohl vergessen, dass man nicht immer das bekommt, was man gerade gerne will...

»Hailey!« Aarons Stimme hallte über den Flur. Ich verstand nicht wirklich, wieso er sich so benahm, als würden wir das Projekt schon führen. Schließlich taten wir das nicht. Ihn ignorierend lief ich weiter. Immer schneller. Ich wollte hier raus, nein, ich musste.

Trust in me ✔Where stories live. Discover now