♠ 15. Kapitel

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Mein Füller kratze über das Papier. Es war still im Klassenraum. Man hörte nur das Ticken der Uhr und sonst nichts. Jeder war konzentriert darauf, die Probe vor sich auszufüllen. Immer wieder rief ich mir in Erinnerung, was ich vor einer Woche noch mit Aaron durchgegangen war und schrieb das nun zu Papier. Vor Abgabeschluss war ich fertig, was für mich ein Erfolg war, da ich sonst nie ganz fertig wurde. Zufrieden damit gab ich den Test ab und lächelte vor mich hin. Es war gut gelaufen. Zumindest hatte ich das im Gefühl, ob es wirklich so war, würde sich zeigen. Bevor ich mich wieder setzte, fiel mein Blick auf Aaron, der mich fragend ansah. Lächelnd streckte ich den Daumen in die Höhe. Er grinste breit. Dann setzte ich mich wieder auf meinen Platz und blickte aus dem Fenster. Heute war ein schöner Tag. Die Sonne schien hell vom Himmel hinab und die Bäume und die Blumen blühten in satten Farben. Vögel flogen durch die Luft und der Winter war nun ganz aus dem Land verschwunden und hatte dem Frühling Platz gemacht.

Die Klingel erlöste mich schließlich und ich sprang auf. In dieser Bewegung schulterte ich bereits meine Tasche und stürmte aus dem Raum, noch vor allen anderen. Einfach weil ich wusste, wie sehr die drängeln würden. Und da wollte man nicht gegen die Wand geschubst werden. Eine lächelnde Aurora überholte mich und lief rückwärst vor mir her. Kurz darauf erschienen auch Aaron und Kaden. Fragend sah ich Aurora an, die vor sich hin strahlte.

»Was ist denn mit dir los?«, fragte ich und zog lächelnd eine Braue nach oben, auch, wenn das vermutlich nicht so ganz klappte, da ich das nicht so ganz beherrschte. Sie grinste nur noch breiter. »Na du hast Aaron einen Daumen nach oben gezeigt, das heißt, dass es gut gelaufen sein muss.« Sie tut so, als wäre das total logisch, dass sie sich für mich freute. Ich allerdings fand das nicht ganz so selbstverständlich, da meine damaligen Freunde sich nie so für mich gefreut hatten. Allerdings hatte ich das damals irgendwie normal gefunden. Wenn ich heute so darüber nachdachte, hätte ich einfach merken müssen, dass sie keine richtigen Freunde waren. Aber damals war ich auch noch naiv. Obwohl, vielleicht bin ich das heute noch.

»Du freust dich wirklich so sehr für mich?«, fragte ich und war noch immer etwas überwältigt. Sie legte den Kopf schief und runzelte die Stirn. »Ja. Ist das so unglaubwürdig?«

»Nein, nur für mich hat sich noch nie jemand so richtig gefreut. Also was Freunde betrifft«, murmelte ich und wich ihrem Blick aus. Mitten in der Bewegung hielt sie inne, und wenn ich das nicht gesehen hätte, wäre ich vermutlich in sie reingerannt. Ihre Miene war total ernst. So ernst hatte ich sie nur am ersten Schultag erlebt.

»Diese Personen waren nur dumm und eifersüchtig, weil du besser als sie warst und bist. Das ist nur Neid. Dummer Neid. Vergiss diese Personen, sie haben dich nicht verdient«, sagte sie und sah mir fest in die Augen. Mir wurde warm bei ihren Worten und ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. Es tat gut, sie als Freundin zu haben. »Danke.« Sie lächelte nur. »Ich will nicht, dass du dich noch einmal für die Wahrheit bedankst.« Kaden lächelte mich und Aurora an, bevor er einen Arm um seine Freunden legte und sie an seine Seite zog. Sein muskulöser Arm wirkte so, als würde er ihre zierliche Gestalt jeden Moment erdrücken, aber natürlich würde das nicht passieren.

»Es tut mir leid, Hailey«, hauchte er und in seinen Augen funkelte Reue. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Was meinte er, fragte ich mich. »Was genau meinst du?«

»Na, dass ich dich alleine gelassen habe. Du weißt schon, wieso«, schilderte er leise und kratze sich am Nacken. Natürlich wusste ich das. Er entschuldigte sich ernsthaft dafür, dass er nicht für mich da sein konnte, weil er ins Gefängnis musste.

»Kaden, das will ich nie wieder hören. Du saßt nicht da drin, weil du jemanden ermordet hast. Sie haben dich da nur reingesteckt, weil sie dachten, du hättest es getan und weil du jemanden zusammengeschlagen hast, was du aber nur getan hast, weil jemand deine tote Mutter beleidigt hat. Also hör auf, dich zu entschuldigen. Ich habe es überlebt«, sagte ich und sah ihn ernst an. Ein Schmunzeln zuckte um seine Mundwinkel. Er wusste, dass wenn ich etwas ernst meinte, es auch sagte.

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