Kapitel 4

1.6K 27 3
                                    

Das Bild hat Gretchen von sich und Ella auf Instagram gepostet.

"Wie ich sehe bist du noch nicht gefeuert worden." Don Burkhardt Junior blickte mich skeptisch an. Ich lächelte gekünstelt. "Naja, du warst ja auch ein Jahr lang nicht mehr da um mich zu sabotieren." Dons Augenbrauen zogen sich noch weiter zusammen, wenn dass denn überhaupt möglich war. Dann schien ihm aber ein Einfall zu kommen, denn seine Augen blitzen augenblicklich auf. "Naja, du kannst ja kaum gefeuert werden, wenn Ben Monfort nun dein Freund ist."

Na toll! Anscheinend war er schon wieder auf dem neuesten Stand der Informationen! "Das hat überhaupt nichts mit meiner Arbeit zu tun.", versicherte ich ihm. Allerdings behielt Don sein hönischen Lächeln auf den Lippen und kehrte sich wieder den anderen Kindern zu.

"Wir sollten ihm mal einen Streich spielen, damit er so richtig blöd da steht. Denkst du nicht?", flüsterte Gracie kichernd. Madison nickte begeistert. Aber ich schüttelte sofort den Kopf. "Oh nein das tut ihr nicht! Außerdem wissen wir gar nicht, wie er sich dieses Jahr verhält. Vielleicht hat er sich ja geändert!" Gracie und Madison sahen mich mistrauisch an. Und auch Amy lachte theatralisch. "Das glaubst du doch selber nicht!" Ich zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte das Gespräch von gerade eben mir schon das Gegenteil bewiesen, aber wenigstens hatte er noch nichts schlimmes angestellt. Bis jetzt! Die Ferien waren noch lang...

Ach Mist! Ich hatte doch dem Kindermädchen versprochen, die Wäsche runter zu bringen! "Ich muss kurz noch was zu Pavel bringen." Ich erhob mich aus der Kuschelecke, was gar nicht so leicht war, denn ich saß zwischen Unmengen von weichen Kissen.

"Ich will mit, ich will mit! Bitte..." Gracie blickte mich mit großen Augen an. Ich wollte gerade zusagen, da kamen Hannah und Emily schon angerannt und wollten ebenfalls mit. Ich seuftze. "Na gut. Aber nur, wenn ihr alle brav seid und niemand verloren geht!" Alle nickten wie gehorsame Lämmer und mir blieb gar nichts anderes übrig, als sie alle mit zunehmen.

Kurz darauf wanderte ich also mit Gracie, Hannah, Emily und Ashley, die sich uns angeschlossen hatte, durch die Gänge des Hotels. In der einen Hand den Wäschekorb, in der anderen Ashleys Hand. Da ich mit den Kindern unterwegs war, konnte ich nicht wie üblich die Abkürzung in den Keller benutzen. Daher musste ich wohl oder übel durch das Foyer marschieren. Das war gar nicht so leicht, denn hier herrschte reger Hochbetrieb!

"Gracie, nimm Hannah wieder an die Hand!" "Emiliy, hör auf zu trödeln!" "Gracie, komm jetzt hier her." Es war schier unmöglich alle Kinder im Auge zu behalten und gleichzeitig noch voran zu kommen.

"Macht der Kindergarten heute einen Ausflug?" Tristan! Der hatte mir gerade noch gefehlt.

"Naja. Wir wollten eigentlich nur kurz zu Pavel in die Wäscherei." Ich lächelte etwas verzweifelt. "Darf man sich euch anschließen?" Er grinste mich von der Seite an. "Ähm nein!"

Ich wollte Ashley weiter hinter mir her Richtung Kellertreppe ziehen, aber Tristan hielt mich zurück. "Klappt das vielleicht heute mit dem Abend..." Tristans Frage wurde unterbrochen von Gretchen, die auf einmal neben uns stand und mal wieder viel zu perfekt aussah!

"Hi Tristan! Schön dich wieder zusehen." Sie strahlte über beide Ohren und wie erwartet trat in diesem Augenblick Ella hinter ihr zum Vorschein, die sich gerade durch ihre schönen Lockenpracht fuhr. "Oh, hallo meine Hübschen. Ihr seit ja noch bezaubernder als letztes Jahr.", schmeichelte ihnen Tristan und gab beiden einen eleganten Handkuss.

Ich verdrehte die Augen. "Naja, ich muss dann mal.", räusperte ich mich. Ella und Gretchen blickten mich erstaunt an, als würden sie mich erst jetzt bemerken. "Hallo Fanny." Dieses Lächeln hätte nicht künstlicher sein können. "Wie ich sehe, hast du die Kinder immer noch nicht besser unter Kontrolle." Gretchens Blick scannte mich skeptisch von oben bis unten ab, dann rümpfte sie die Nase. Die beiden waren echt noch genau so zickig wie vor einem Jahr.

Ich wand meinen Blick ab und starrte stattdessen erwartungsvoll zu Tristan. Der jedoch hatte anscheinend bei dem Anblick von den beiden Barnbrooke Mädchen die Frage, die er mir stellen wollte, sofort vergessen. Naja, sollte mir recht sein!

"Kommt ihr? Es geht weiter!" Ich nahm die Kinder wieder in eine Reihe und lief weiter Richtung Keller. Vielleicht taten mir ja Ella und Gretchen einen Gefallen und hielten mir Tristan fern.

Pavel freute sich riesig uns alle zu sehen und sang uns zum besonderen Anlass noch ein Lied von der Zauberflöte vor. Die Kinder waren alle begeistert und klatschen in die Hände, als er den letzten Ton sang. Bei dem Weg nach oben begegneten wir noch Hannah und Emiliys Mutter, die sie mir abnahm um mit ihnen einen Ausflug zu machen.

Gerade als ich in den Aufzug zu gehen wollte, zog Gracie an meiner Hand. "Schau mal. Kennst du die?" Sie deutete auf eine junge Frau, die am Empfang stand und gerade eincheckte. Sie hatte ein enges Kleid an und ihre Haare fielen ihr in großen Locken über die Schulter. Ihr Gesicht lächelte makellos hübsch, als sie sich über die Tresen beugte um mit Ben zu reden. Sie schien etwas lustiges zu sagen, denn Ben lachte fröhlich. Eigentlich wollte ich hier nicht stehen und sie beobachten, aber ich konnte einfach nicht den Blick abwenden. "Die ist echt hübsch!" Gracie starrte sie mit offenem Mund an. "Echt? Findest du?", fragte ich kläglich und schon fast traurig. Gracie nickte.

Ich blickte zurück zu Ben und der Frau, als mir gerade Ashley auffiel, die sich an dem Koffer der Frau zu schaffen machte. Er war knall rosa und ich konnte es ihr nicht verübeln, schließlich fiel er neben dem anderen Gepäck ziemlich auf. "Ashley, was machst du denn?" Ich packte die Kleine und nahm sie auf den Arm. Dabei machte ich mich bei der Frau aufmerksam, die sich neugierig zu uns umschaute. "Ist was?" Ihre Stimme klang schnippisch und ich nahm sofort alles zurück, was ich über sie gedacht hatte. Ihre Schönheit hin oder her, ihr Charakter erinnerte mich sofort an Gretchen und Ella.

"Nein. Alles super." Ich blickte kurz zu Ben, der mich etwas verwirrt anschaute, und ging dann wieder zum Aufzug. Hinter mir hörte ich Bens Stimme: "Ich begleite Sie auf ihr Zimmer und nehme selbstverständlich Ihren Koffer."

Ich drehte mich empört um. Seit wann war Ben für das Gepäck zuständig? Er sollte doch nur den Schlüssel überreichen!

"Komm schon, Fanny." Gracie zog mich in den Aufzug und drückte auf den obersten Knopf. Als sich die Augzugstüren schlossen, konnte ich gerade noch sehen, wie die Frau neben Ben entlang stöckelte und ihm einen anhimmelnden Blick zu warf.




Wolkenschloss - Die FortsetzungWhere stories live. Discover now