Kapitel 9

1.2K 24 15
                                    

Streit im Paradies


Ich rannte schon den ganzen Tag wie eine verrückte im gesamten Hotel herum und hatte vermutlich schon jedes Kissen zweimal umgedreht. Aber das Buch war und blieb verschwunden.

Ja, ich sprach von dem Buch, das mir Stephen Owen ausgeliehen hatte. Und ich hatte es verloren!

Seit ich es in die Hände bekommen hatte, ist kaum ein Tag vergangen, an dem ich nicht daraus gelesen hatte. Nur leider eben nicht nur in meinem Zimmer, sondern auch während der Arbeit an allen möglichen gemütlichen Plätzen, die das Hotel hergab und das waren viel zu viele. Wie sollte ich das ihm nur erklären? Es war doch sein Lieblingsbuch!

"Du hast nicht zufällig ein Buch hier rumliegen sehen?", fragte ich schon komplett verzweifelt Amy, die an einem Tisch im Foyer saß und in einem Magazin blätterte. Überrascht schaute sie auf. "Naja. Hier liegen ziemlich viele Bücher rum." Ich schüttelte den Kopf.

"Nein. Ich suche ein bestimmtes. Es hat einen roten Einband und eine Frau ist auf dem Deckblatt zu sehen." Amy runzelte die Stirn. "Du redest nicht zufällig von diesem Buch, was dir dieser Steve O'Brion gegeben hat?"

"Stephen Owen. Aber ja. Hast du es gesehen?" Voller Hoffnung blickte ich sie an.

Aber sie schüttelte den Kopf. "Tut mir leid. Du hast es doch nicht etwa ver...?"

"Doch." Betrübt und über mich selbst ärgernd seuftze ich.

"Wo hast du es denn zuletzt gesehen? In deinem Zimmer? Im Foyer?", fragte sie ruhig, aber noch während ich antworten wollte, stand sie hektisch auf und packte ihre Sachen zusammen.

"Du wirst es schon finden! Ich glaub an dich." Sie hauchte mir einen Kuss auf die Wange und verschwand Richtung Aufzug. Verwirrt blickte ich mich um. Aiden blickte mich fast genau so verzweifelt an, wie ich wohl aussehen musste. Na, klar. Deswegen musste sie so schnell flüchten.

Nun musste ich also alleine weiter suchen...

"Kann ich dir helfen?", hörte ich eine Stimme hinter mir, als ich gerade unter dem Schrank nach schaute. Vor Schreck stieß ich mit meinem Kopf an den Schrank Boden. "Aua!" Mühsam krabbelte ich hervor und rieb meinen Hinterkopf, der immer noch schmerzte.

"Oh Verzeihung. Ich wollte dich nicht erschrecken." Tristan sah wirklich ein wenig mitleidig an.

"Hast du aber!", stöhnte ich und zupfte meinen Rock zurecht, der bei dem Herumgekrabbel nach oben gerutscht war.

"Du hast da was." Tristan grinste schadenfroh, als er mir durch das Haar strich und eine Wolke Staub in die Luft flog. Ich musste husten. Mist. Vermutlich hatte ich noch überall an meinem Körper Dreck und Staub. Die Putzfrauen hatten eindeutig vergessen unter diesem Schrank zu putzen. Peinlich berührt fuhr ich mir durch den Rest meiner Haare.

"Was machst du denn da unten? Sind dir wieder ein paar Kinder abhanden gekommen?", fragte er und lächelte mich dabei schief von der Seite an.

"Haha. Nein ich suche ein Buch. Roter Einband mit einer Frau drauf. Ich vermute mal, du hast es nicht gesehen. Oder?", erklärte ich kurz und knapp, da ich schon wusste, dass er mir eh nicht helfen könnte. Wer achtete schon darauf, wie ein Buch aussah?

"Doch. Zufällig schon.", sagte er zu meiner Überraschung und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf. Mit offenem Mund starrte ich ihn an. "Nein! Wo?" Aufgedreht schüttelte ich ihn und klammerte mich mit meinen Händen an seine Oberarme. Es musste wohl sehr albern aussehen, denn er brach in schallendes Lachen aus. Ich liebte dieses Lachen. Es war so echt und es kam von Herzen. Und was er dann immer für Grübchen bekam! Moment warte, das Buch!

Wolkenschloss - Die FortsetzungWhere stories live. Discover now