Kapitel 12

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Und das Liebesdrama geht weiter...

Ich war so erleichtert! Tristan hatte überhaupt kein Interesse an mir! Warum hatte ich mir nur so einen Kopf gemacht?

Andererseits hatte er mich nach einem Date, ich meine einem Abendessen gefragt. Das hatte doch nichts zu bedeuten, oder? Stopp! Ich machte mir schon wieder unnötige Gedanken. Es war alles gut. Jetzt musste ich nur noch Ben finden um ihm alles zu erklären.

Amy kam um die Ecke, als ich gerade wieder im zweiten Stockwerk angekomen war. "Oh hi Fanny!" Sie umarmte mich fröhlich. "Es tut mir leid, dass ich vorhin so schnell weg musste. Aber Aiden ist aufgetaucht und du weißt ja, dass das bei uns beiden gerade kompliziert ist." Entschuldigend hob sie die Schultern und wirkte sofort wieder ein wenig bedrückt.

"Ja, das dachte ich mir schon. Kein Problem." Ich hatte es eigentlich eilig. Aber Amy setzte sich auf die Treppe und schien noch eine Weile reden zu wollen.

"Hast du das Buch eigentlich gefunden?"

"Ja. Tristan hat mir geholfen. Die alte Dame Mrs Kelly hatte es ausversehen mitgenommen. Ich glaube ich werde es nun nur noch auf meinem Zimmer weiter lesen, sonst verliere ich es womöglich noch einmal." Ich musste lachen, obwohl ich bei dem Gedanken daran eigentlich eigentlich hätte Panik bekommen sollen.

"Aha. Tristan.", sagte Amy stattdessen mit einem vielsagenden Blick.

Ich verdrehte die Augen. "Bitte hör auf. Von dem hatte ich heute genug."

"Inwiefern?" Amy grinste mich über beide Ohren an.

"Nein, nicht so wie du denkst. Ich hab mich wegen dem Kerl sogar mit Ben gestritten!"

Sofort war Amys Gesichtsausdruck wieder ernst. Bekümmert blickte sie mich an. "Was? Ist alles okay mit dir?"

Ich nickte. Zum Glück hatte sie mich nicht so aufgelöst gesehen, wie ich vorhin bei Mrs Kelly noch war. Sie hätte mich vor lauter Sorgen gar nicht mehr aus den Augen gelassen! Dabei hatte sie ja selber Probleme mit Aiden...

"Nein. Alles gut. Ich will jetzt nur schnell zu Ben um das alles zu klären."

Amy blickte mich erschrocken an. Was war plötzlich los mit mir?

"Ähm. Du suchst Ben? Ich glaube nicht, dass der hier ist. Ich habe ihn vorhin noch im Foyer gesehen."

Seltsam. "Monsieur Rocher sagte, er sei in sein Büro gegangen."

Amy schüttelte den Kopf. "Ich bin mir sicher, er ist im Foyer!", sagte sie schnell.

Ich zog skeptisch die Augenbrauen hoch. Warum verhielt sie sich auf einmal so komisch?
Naja, ich würde erstmal im Büro nachschauen. Wenn er dort nicht ist, könnte ich immer noch in's Foyer gehen.
Aber gerade als ich in den Flur treten wollte, war Amy schon aufgesprungen und hatte sich vor mich gestellt.

"Warte! Warum vertraust du mir nicht? Komm mir gehen runter." Sie wollte mich an meinem Arm zur Treppe ziehen, aber ich befreite mich. Spinnte sie jetzt total?

"Amy? Was ist los?"

Ihr Blick versprühte Panik und gleichzeitig schien es, als würde sie so unschuldig wie möglich aussehen wollen. "Was soll denn los sein? Ich möchte dir doch nur bei deiner Suche nach Ben helfen.", spudelte sie los. Irgendetwas stimmte hier doch nicht.

"Das ist nett. Aber ich weiß selber, wo ich finde." Und damit trat ich in den Flur. Amy rannte mir hinterher, aber das war mir egal. Ich wusste nicht, was hier los war, aber ich würde es rausfinden. Und damit ging ich immer schneller in die Richtung von Bens Büro. Nur noch eine Ecke, dann war ich da.

"Fanny ich war doch gerade eben hier. Ben ist nicht in seinem Büro.", versuchte es Amy weiter. Aber ich hörte sie schon gar nicht mehr, als ich um die Ecke bog und der Anblick, der mir nun geboten wurde mir die Luft abschnitt. Ben stand vor seinem Büro mit dem Rücken zu mir. Und gegenüber von ihm eine blonde attraktive Frau, die mir nur zu bekannt vorkam: Susan Miller! Sofort war ich wieder hinter der Ecke verschwunden.

Amy blickte mich mit großen Augen an und wartete vermutlich auf meine Reaktion. Aber ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ben hatte doch gesagt, dass zwischen den beiden nichts lief. Wieso sollten sie nun schon wieder miteinander reden?

"Flipp jetzt bitte nicht aus. Ich weiß, du wolltest den Streit jetzt eigentlich mit ihm klären." Amy strich mir vorsichtig über die Schulter. Ich versuchte meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen und atmete tief aus.

"Das kann er ja wohl vergessen! Ich mach mir die schlimmsten Vorwürfe und Tristan eine total peinliche Ansage, die eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre und er? Er hatte nichts besseres zu tun, als sofort wieder zu dieser Susan zu rennen!"

Mir stiegen wieder Tränen in die Augen, aber ich ließ sie nicht laufen. Ich war wütend!

"Du solltest dazwischen gehen. Wahrscheinlich klärt sich dann sofort alles auf. Vielleicht hatten sie nur etwas geschäftliches zu besprechen." Es war wirklich süß, wie Amy versuchte, mich aufzubauen. Aber es half nichts. Ich nahm ihr kein einziges Wort ab, von dem, was sie sagte.

"Etwas geschäftliches? Sie ist ein ganz normaler Gast. Kein Gast hat geschäftliches mit dem Chef zu besprechen. Erst recht nicht sie."

"Fanny. Du steigerst dich da in etwas rein. Geh jetzt zu ihm!" Amy sah mich auffordernd an.

"Nein danke! Ich möchte die zwei nicht stören, bei dem, was sie gerade so Wichtiges zu besprechen haben!"

Ich ging genauso so schnell, wie ich gekommen war. Amy folgte mir natürlich.

Nachdem ich ihr tausend Mal versichert hatte, dass es mir gut gehe und ich jetzt einfach nur Schlaf brauchte, lies sie mich dann auch endlich alleine in meinem Zimmer. Aber nicht, ohne mir noch einmal einzuschärfen, dass Jungs die größten Idioten sein können und sie es meistens gar nicht so meinten.
Zum Abschied drückte sie mir noch einen Kuss auf die Wange. Ich war echt dankbar, dass ich sie hatte.

Ob es Tristan wohl auch nicht so meinte? Aber wie konnte man es nicht so meinen, wenn man ständig mit einer Frau flirtete, obwohl wir beide doch gerade gestritten hatten und er eigentlich andere Gedanken haben sollte!

Zu meiner Überraschung musste ich nicht weinen. Ich setzte mich in unser Bett und versuchte meine Gedanken abzulenken, in dem ich in dem Buch von Stephen Owen weiter las. Aber während meine Augen über die Buchstaben hinwegflogen, spielte sich der heutige Tag immer und immer wieder in meinem Kopf ab. Bilder erschienen vor meinen Augen und ich klappte das Buch zu. Es funktionierte nicht.

Auch als ich schon viel später immer noch wach in meinem Bett lag, waren meine Gedanken bei Ben. Ich drehte mich auf die Seite und blickte zu der Bettseite, wo er jetzt eigentlich liegen müsste. Ich würde mich jetzt einfach in seinen Arm liegen und er würde über meine Hand streicheln und so viele Küsse auf meinem Gesicht verteilen, bis ich tief und fest eingeschlafen war. Aber er war nicht da. Und ich würde mich auch nicht in seinen Arm legen. Ich schluckte.

Als hätte ich es geahnt, kam Ben in diesem Moment in's Zimmer. Was hatte er so lange noch gemacht? Hatte er die ganze Zeit mit Susan verbracht?

"Fanny? Bist du noch wach?", flüsterte er. Aber ich schwieg. Selbst wenn ich es versuchen würde, ich würde kein Wort rauskriegen. Es war, als hätte ich einen Klos in meinem Hals, der gegen meine Brust drückte und mein Herz wortwörtlich zum schmerzen brachte.

Er kam zu meiner Seite vom Bett geschlichen. Aber ich drückte schon fast krampfhaft die Augen zu und tat, als würde ich schlafen. Es zeriss mir das Herz, als seine Hand über meine Wange strich und er einen Gute Nacht Kuss auf meine Stirn hauchte. Am liebsten wäre ich sofort aufgesprungen und hätte ihn an mich gezogen und mich in seinen Armen vergraben.

Aber ich bewegte mich nicht.

Wolkenschloss - Die FortsetzungWhere stories live. Discover now