Kapitel 6

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Erste Anzeichen der Eifersucht?

Verdammt. Wie sollte ich erklären, dass Tristan hier war? In unserem Zimmer!

"Was machst du denn da?", rief ich etwas nervös und rannte in das Vorzimmer um Ben aufzuhalten. Er blickte mich skeptisch an, als er die Schlüssel auf die Ablage legte.

"Ähm. Das ist unser Zimmer, schon vergessen?", lachte er immer noch ein wenig verwirrt von meinen seltsamen Auftreten. Er wollte an mir vorbei in unser Schlafzimmer, aber ich stellte mich in den Türrahmen. "Du bist doch sonst nicht in der Mittagspause da.", stotterte ich.

"Ich wollte dich sehen." Bens Augenbrauen zogen sich immer weiter zusammen und er versuchte an mir vorbei  zugehen, aber ich stellte mich schützend vor ihn. "Fanny, was ist los?"

"Nichts. Überhaupt nichts. Was sollte sein?", redete ich los. Ohne Punkt und Komma. Man, warum konnte ich so schlecht lügen? Ben würde sowieso gleich in das Zimmer kommen und Tristan sehen. Und dann brauchte ich eine richtig gute Lüge!

"Hast du hier irgendwas versteckt?" Ben drückte meinen Arm weg, als hätte mich nicht mal angestrengt, ihn davon abzuhalten. Mist, mist, mist.

Ben sah sich in unserem Zimmer um. Sofort war ich bei ihm und blickte auf die Stelle, an der vor einer Minute noch Tristan gestanden hatte. Aber er war weg. Mein nächster Blick ging zum Fenster, es stand offen und der Wind wehte die Gardinen umher. Natürlich. Er war gegangen, wie er gekommen war. Und ich machte mich hier zum Volltrottel!

"Ist wirklich alles okay?" Ben blickte erst zu mir, dann zum Fenster, dann wieder zu mir. Ich musste irgendwas machen, um ihn auf andere Gedanken zu bringen!
"Du wolltest mich sehen?" Ich lächelte so charmant, wie es mit meinem immer noch rasenden Herz ging und schlang meine Arme um seine Taille. Nun lächelte er auch. Es schien zu funktionieren.

"Ja, du bist heute früh so schnell verschwunden, als du im Foyer warst." Er küsste mich auf die Stirn. Ach stimmt, das hatte ich ja schon wieder total vergessen.

"Wer war diese Frau?", fragte ich sofort. Vielleicht etwas zu schnell. "Susan Miller. Sie wird die Winterferien in unserem Hotel verbringen."

"Und warum hast du ihren Koffer auf ihr Zimmer gebracht?"

"Weil die anderen Mirarbeiter alle schon beschäftigt waren."

"Aha."

"Bist du etwa eifersüchtig?" Er fuhr mich durch mein Haar und nahm meinen Kopf in seine Hände.

Ich wich seinem Blick aus und drehte mich weg. Das gefiel ihm noch mehr. Ich spürte seine Lippen an meinem Hals. Dann an meinem Kinn. Und dann küsste er mich auf den Mund. Wieso konnte dieser Kerl so gut küssen? Ich vergrub meine Hände in seinen Haaren und er zog mich noch näher zu sich. Unser Kuss wurde leidenschaftlicher und wir fielen nach hinten auf das Bett.

Am Nachmittag hatte ich zum Glück keine Zeit über Tristans Begegnung nachzudenken, denn mir wurden mehr Zimmer zugeteilt, als ich überhaupt in der Zeit schaffen könnte. Trotzdem stoppte ich plötzlich zu putzen, als mir auf dem Nachttisch ein Buch mit besonders schönem Einband auffiel. Ich, als Bücherfanatikerin, konnte nicht anders als es vorsichtig in die Hand zu nehmen  und durch die Seiten zu blättern. Es handelte von einer total romatischen Liebesgeschichte und ehe ich mich versah, hatte ich begonnen die ersten Seiten zu lesen.

"Oh Entschuldigung. Ich dachte, das Zimmerpersonal wäre schon da gewesen." Ich schrak zusammen und sah auf. Ein recht großer und auch hübscher Mann blickte mich verlegen an. Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Augen zu dem Buch wanderten, das ich immer noch in der Hand hielt. Sein Buch.

"Oh Verzeihung. Ich wollte nicht.. Es sah nur so schön aus und... Sie müssen wissen, Ich lese gerne." Total ertappt legte ich es schnell wieder auf den Nachttisch zurück.

"Das ist kein Problem. Sie haben ein gutes Auge. Das Buch ist unbeschreiblich toll." Ein Mann mit gutem Büchergeschmack. Das mir das noch passieren würde, hätte ich auch nicht gedacht.

"Also ich wollte mich eigentlich mit Ms Davis treffen. Denken Sie, ich kann so gehen?" Er blickte in den Spiegel und zupfte an seinem Pullover herum. Es ist lange her, seit ein fremder Gast mich nach meiner Meinung gefragt hatte. Er bemerkte mein überraschten Gesichtsausdruck und blickte mich entschuldigend an. "Oh, Verzeihung. Ich bin nur so aufgeregt. Ms Davis hat sicher viele Interessenten und es ist das erste Mal, dass eine Frau mich so fasziniert hat. Kennen Sie sie näher?"

Wie süß! "Leider nicht. Aber ich bin sicher, dass sie von ihrem Büchergeschmack begeistert ist." Ich nickte ihm vielversprechend zu. "Sollte ich mich umziehen? Vielleicht ein wenig schicker?" Er deutete auf den Anzug, der auf einem Bügel am Schrank hang. Ich schüttelte den Kopf. Ich kannte zwar diese Amanda Davis nicht, aber ein Anzug am hellichten Tag? "Oh nein. Ich denke Sie werden ihr auch so sehr gut gefallen." Er atmete erleichtert auf. 

"Vielen Dank. Sie haben meine Aufregung ein wenig gestillt. Ich sollte mich nun mal auf den Weg begeben. Sind Sie hier fertig oder bleiben sie noch?"

Ach stimmt. Ich hatte total die Zeit vergessen. "Ja. Ich begleite Sie nach außen." Ich nahm mein übriges Bettzeug, dass ich noch verteilen musste und folgte dem Mann nach außen, der mir galant die Tür aufhielt. Er war wirklich ein Gentleman. Ich musste lächeln.

"Übrigens. Stephen Owen." Er reichte mir die Hand und ich hatte Mühe meine unter dem Bettzeug hervor zu holen. "Freut mich. Ich bin Funny Funke."

Hinter uns räusperte sich jemand. Wir drehten uns überrascht um. "Seit wann hat denn das Zimmerpersonal so viel Zeit zum Plaudern? In unserem Zimmer wurde heute noch überhaupt nicht geputzt." Gretchen und Ella standen uns Gegenüber. Natürlich. Wer sonst?

"Ich werde mich gleich darum kümmern.", versicherte ich eingeschnappt. Mr Owen neben mir schien die Anspannung zu bemerken, denn er blickte schweigend zwischen uns Mädchen hin und her. "Willst du uns einander nicht vorstellen, Funny?", fragte Ella zuckersüß und klimperte mit den Wimpern. Ich verdrehte die Augen.

"Das ist Mr. Owen. Und die beiden sind Ella und Gretchen Barnbrooke." Die beiden Mädchen streckten sofort ihre Hände hin und setzten ihr verführerischtes Lächeln auf. Stephen Owen war immer noch ein wenig überrumpelt und schüttelte hecktisch ihre Hände. Dabei blickte er auf seine Uhr und es schien, als würde Schweißperlen auf seiner Stirn entstehen. Ach stimmt! Er hatte ja eine Verabredung mit Amanda Davis. 

"Es freut mich sehr Ihre Bekanntschaft machen zu dürfen, aber ich muss leider los." Er wollte sich schon in Bewegung setzen, als Ella und Gretchen sich geschickt von beiden Seiten bei ihm einhakten. "Das ist kein Problem. Wir kommen gerne mit.", flöteten sie glücklich.

Hatten die auch noch was anderes zu tun, als den ganzen Tag irgendwelchen Typen im Hotel auf die Nerven zu gehen?! Ich musste ihm irgendwie helfen.

"Es ist ja schön, dass ihr euch so gut versteht. Aber ihr müsst euren kleinen Flirt leider wann anders fortsetzen. Mr Owen hat einen geschäftlichen Termin mit Ben Monfort. Und den wollt ihr ja sicher nicht verärgern, oder?" Ich schnappte mir den jungen Mann, der mich erleichtert anschaute und sich vielleicht ein wenig zu glücklich von den beiden Mädchen löste um mir hinterher zu gehen. Die beiden Barnbrooke Mädchen sahen ein wenig wie begossene Pudel aus, die alleine gelassen wurden. Naja, wurden sie auch irgendwie. Wahrscheinlich hegten sie sich innerlich schon Rachepläne gegen mich. 

Wolkenschloss - Die FortsetzungWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu