Kapitel 13

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Wer würde auch gerne eine süße Nachricht bekommen?

Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, gab es diesen kurzen Moment, in dem ich dachte, alles sei in Ordnung. Lächelnd tastete ich mit meiner Hand nach Ben. Aber da war nur die leere Decke. Ich öffnete die Augen und schlagartig erinnerte ich mich an alles, was gestern passiert war.

Das Lächeln verschwand aus meinem Gesicht und ich blickte auf die Uhr. Schon viertel nach 7. Mist. Als ich nach meinem Handy griff, fiel mir ein kleiner Zettel auf, der auf meinem Nachttisch lag. Neugierig faltete ich ihn auseinander.

Heute Abend. Um 10 Uhr am Pool. Freue mich auf dich. Kuss, Ben.

Sofort begann mein Herz einen Purzelbaum zu schlagen. Was hatte Ben nur vor? Ich hatte schon lange nicht mehr so eine süße Einladung zu einem Date bekommen. Es war doch ein Date, oder?

Oh nein. Auf einmal kam mir ein ganz anderer Gedanke. Was, wenn Ben sich gar nicht mit mir versöhnen wollte? Was, wenn er vorhatte, mit mir Schluss zu machen? Vielleicht hatte er Susan gestern seine Liebe erklärt. Ich schüttelte den Kopf. Was für ein Unsinn! Ich sollte aufhören, so etwas zu denken! Ben liebte mich, sonst hätte er mir ja wohl kaum so eine süße Nachricht geschrieben.

Da mir irgendwie der Appetit vergangen war, entschied ich mich dazu, anstatt eines Frühstücks, einen Kaffee bei Monsieur Rocher zu trinken. Ich bin mir sicher, er war der richtige um mich auf andere Gedanken zu bringen.

"Wie benimmt sich eigentlich der kleine Burkhardt? Ist er immer noch so ein Frechdachs?", fragte Monsieur Rocher neugierig, während ich an meinem noch zu heißen Kaffee nippte. Promt verbrannte ich mir die Zunge. Autsch.

"Ähm. Naja, in's Positive hat er sich noch nicht gewandelt. Aber bisher hat er mir noch keine Kündigungsmöglichkeiten bereitet." Ich lächelte ein wenig erleichtert.

"Ach Miss Fanny, Sie brauchen sich doch um Ihren Job keine Sorgen zu machen! Seit der alte Grieskram nicht mehr die Leitung hat, ist doch alles ein wenig beruhigter."

"Ja, da haben Sie Recht. Aber wo wir es gerade von Don Burkhardt Junior hatten,... Letztens war er doch ein wenig seltsam. Er hatte sich verletzt und ich sollte ihn verarzten. Er beharrte schon fast darauf, dass wir ins Büro gehen sollen und als ich ihn dort für einen Moment alleine ließ, hätte ich schwören können, dass er eine Schublade geöffnet hatte!"

Monsieur Rocher zog überrascht die Augenbrauen hoch. "Was Sie nicht sagen."

"Doch, ich bin mir fast sicher, dass die Schublade davor noch nicht offen gestanden hatte. Aber was sollte denn ein Kind mit Bens Unterlagen anfangen?" Ich hatte bisher nicht wieder an diesen Vorfall gedacht und war deshalb froh, dass Monsieur Rocher mich daran erinnert hatte. Ich hätte vielleicht Ben davon erzählen sollen, aber das hatte ich während dem Streit total vergessen.

"Was, wenn es gar nicht für den Junior gedacht war?" Ich wusste sofort, worauf er hinaus wollte.

"Was, wenn es für den richtigen Don Burkhardt bestimmt war?" In meiner Stimme schwang eine Portion Aufregung und Euphorie zu gleich mit. Es war gut, sich mal über etwas komplett anderes Gedanken zu machen.

"Ich muss ehrlich zugeben, es hat mich ein wenig gewundert, als ich die Buchung von Don Burkhardt in den Händen gehalten habe." Monsieur Rocher kratze sich nachdenklich an seinem Bart und ich musste augenblicklich an Sherlock Holmes denken, wie er in der letzten Folge, die ich geschaut hatte, taktisch versucht hatte, das Handeln des Mörders zu durchschauen.

Nur das wir es hier nicht mit einem Mörder, sondern mit einem geldsüchtigen alten Mann zu tun hatten und wir uns hier nicht in den spannenden Straßen Londons, sondern im Hotel Wolkenschloss befanden. Hier passierte kaum etwas so Interessantes. Okay, wenn ich an letztes Jahr dachte, musste ich diese Aussage zurück nehmen.
Ich musste lächeln. Irgendwie hatte dieser ganze Ärger letztes Jahr auch Spaß gemacht. Mit Tristan zusammen auf der Verfolgungsjagd nach dem Kind...

"Fanny? Ich glaube ihr Kaffee dürfte nun nicht mehr heiß sein." Monsieur Rocher riss mich aus meinen Gedanken.

"Was? Oh, ja. Danke." Ich trank einen großen Schluck und seuftze glücklich, als mir sofort warm in der Brust wurde. Kaffee ist und bleibt ein Lebensretter!

"Wir sollten auf alle Fälle ein Auge auf die beiden Burkhardts haben." Monsieur Rocher zwinkerte mir zu.

Ich nickte. "Oh, ja das werde ich. Auch, wenn es schwer werden wird, den kleinen Junior nicht aus den Augen zu verlieren, so viel wie dem dauernd einfällt." Ich lachte.

Monsieur Rocher schmunzelte. "Ach übrigens. Heute Abend wurde ein Mitarbeitertreffen angekündigt."

Ich runzelte die Stirn. Heute Abend? Wollte da Ben sich nicht mit mir treffen? Warum sollte er jetzt die Mitarbeiter einberufen?

"Heute Abend?", fragte ich ein wenig enttäuscht.

"Ja, aber schon sehr früh. Kurz nach dem Abendessen."

Ich atmete erleichtert aus. Also hatte er das Treffen doch nicht vergessen. Man muss mir meine Erleichterung wohl angesehen haben, denn Monsieur Rocher sah mich neugierig an.

"Haben Sie heute Abend denn etwas vor, Fanny?"

"Ohja. Ich wurde offiziell zu einem Date eingeladen." Meine Wangen erröteten ein wenig, als ich die Worte aussprach. Warum erzählte ich ihm das eigentlich? Naja, wahrscheinlich wollte ich einfach jemanden, meine Freude darüber mitteilen.

"Na, dann vermute ich, wird Ben Monfort das Mitarbeitertreffen nicht all zu lang werden lassen." Monsieurs Schmunzeln ließ mich erneut auflachen.

Glücklich, mich entschlossen zu haben, Monsieur Rocher zu besuchen, trank ich den letzten Schluck meines Kaffees aus und stand auf. So hatte mein Morgen doch noch sehr gut gestartet.

"Ach, übrigens. Ich finde Mrs. Kelly auch äußerst reizend. Ich finde, Sie sollten sie auch einmal zu einem Date einladen.", rief ich ihm über die Schulter zu, als ich schon bei der Treppe angekommen war.

Monsieur Rocher erwiderte darauf nichts weiter, als ein Lächeln. Das reichte mir.

Wolkenschloss - Die FortsetzungWhere stories live. Discover now