Kapitel 10

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Wer ist auch der Meinung, Tee und Schokolade vetreiben Kummer und Sorgen?

Verdammt! Ich hatte nie vor mit Ben zu streiten. Ich liebe ihn doch.

Aber diesen Blick, den er mir zugeworfen hatte. So kalt. So emotionslos. Das kannte ich nicht von ihm. Natürlich, er war eifersüchtig. Aber musste er das denn überhaupt sein? Zwischen mir und Tristan lief nichts und da wird auch nie was laufen!

"Mrs Funke! Da sind Sie ja. Ich suche sie schon den ganzen Tag." Überrascht blickte ich in die Augen von Stephen Owen. Der hatte mir gerade noch gefehlt.

"Ach ja?", fragte ich so unschuldig, wie ich konnte.

"Ich wollte Sie fragen, wie Sie denn nun mein Buch finden." Er schien vor Begeisterung zu platzen und es zeriss mir fast das Herz bei dem Gedanken, sein Buch in fremden Händen zu wissen.

"Oh. Es ist wunderbar. Aber ich konnte es noch nicht zu Ende lesen. Sie wissen ja, die Arbeit." Damit wand ich mich zum Gehen und hoffte das hatte seine Neugier erstmal gestillt.

"Ja, natürlich. Ich möchte Sie auch nicht vom Arbeiten abhalten." Er lächelte bescheiden und höflich, so wie immer und hob als Geste des Abschiedes seine Hand. Ich lächelte zurück.

Ich musste sofort dieses Buch wieder finden, sonst war ich verloren. Ich hatte keine Ahnung, wie ich Mr Owen beibringen sollte, dass sein Heiligtum aus meinen Augen verschwunden war. 

Zimmer Nr. 88. Mir klopfte das Herz bis zum Hals, als ich sachte gegen die Tür klopfte. Was sollte ich überhaupt sagen? Dass Tristan sie beim Klauen erwischt hatte? Was, wenn sie es verleugnete? Ich hatte überhaupt keine Beweise.

"Oh, hallo. War das Zimmerpersonal heute nicht schon da?" Eine kleine ältere Dame öffnete mir die Tür. Die selbe Dame, die ich im Foyer gesehen hatte. Sie hatte noch einen Bademantel an, und ein paar Lockenwickler hingen noch in ihren Haaren. Sie sah irgendwie niedlich aus, wie sie so da stand und mich ein wenig überfordert anschaute.

"Oh, ja. Ja, das war es. Ich bin wegen etwas anderem hier.", sagte ich ein wenig nervös und fuhr mir durch die Haare. Vielleicht hätte ich mir das doch noch einmal durch den Kopf gehen lassen sollen. 

"Na dann kommen Sie rein, meine Liebe." Freundlich wie eh und jeh hielt sie mir die Tür auf und gab mir mit einer Handbewegung zu verstehen, dass ich herzlich willkommen war. Mir lag es immer ferner, dass diese nette Frau irgendetwas gestohlen haben sollte. Etwas unangenehm war es mir dann aber doch, als ich es mir in einem Sessel bequem machte und sie sich mit großen Augen auf das Sofa neben mir setzte.

"Also es ist so: Ich bin auf der Suche nach einem Buch. Und ein Freund von mir sagte, dass er sie damit gesehen hätte. Also es wäre super, wenn Sie es gefunden hätten.", plapperte ich nach einem Moment der Stille drauf los. Klang das nun schon wie eine Anklage? Ich schluckte.

"Oh. Ich habe viele Bücher. Wir können gerne einmal nachschauen, ob Ihrs dabei ist." Sie stand auf und ging zu einem Schrank gegenüber von dem Sofa. Schon von weitem konnte ich den roten Einband erkennen und ich atemte erleichtert auf. Tristan hatte Recht gehabt.

"Das rote da ist meins. Wo haben Sie es denn gefunden?" Ich stand ebenfalls auf und deute auf das Buch, das ganz vorne stand. Mrs Kelly nahm es behutsam aus dem Schrank und reichte es mir.

"Oh. Und das gehört wirklich Ihnen? Nicht dem Hotel?" Sie schien ein wenig peinlich berührt.

"Ähm ja. Also nein, eigentlich einem Gast, der es mir geliehen hatte." Glücklich nahm ich es in meine Hände.

"Das ist mir nun wirklich peinlich. Ich dachte, es gehöre dem Hotel. Also ich hätte es natürlich zurückgelegt, aber ich dachte es sei für die Gäste. Es lag auf dem Stapel von den anderen Magazinen im Foyer." Ihre Wangen erröteten ein wenig und sie schaute bedacht auf den Boden. Sie war wirklich eine nette Dame. Ich würde das schnell möglichst Monsieur Rocher mitteilen.

Wolkenschloss - Die FortsetzungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt