19. Kapitel

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Verwirrt und mit roten Augen sah ich ihn an. ''W-Wie m-meinst du d-das..?
Er sah kurz zur Seite und schien nachzudenken, dann sprach er langsam: ''Wenn ich nicht will, dass du deine Gefühle ignorierst?''
Einen Augenblick schwieg ich.
Wollte er den Kontakt abbrechen?
''I-Ich verstehe.. nicht..''
Er schien mit sich selbst zu kämpfen, bis er seufzte und mich ansah.
In seinen Augen sah ich Unsicherheit. Das hatte ich noch nie gesehen.

''Ich.. habe noch nie jemanden geliebt oder eine richtige Freundschaft gehabt. Menschen sind mir in der Regel egal. Ihre Probleme, ihre Hobbys.. all das interessiert mich nie. Menschen langweilen mich. Ich war immer alleine, habe auch nie Liebe erfahren. Meine Mutter verließ mich und meinen Vater früh. Und mein Vater schlug mich und schleppte ständig neue Frauen mit nach Hause. Mehr als ein bis zwei Tage blieben sie nie. Meine Kindheit und Jugend war insgesamt sehr hart und brutal. Doch.. du bist der erste Mensch, den ich treffe, der mich interessiert. Es interessiert mich, wie du dich fühlst, was deine Hobbys sind, wo deine Interessen liegen, was für Probleme du hast. Du langweilst mich nicht. Im Gegenteil, ich freue mich immer, mehr Infos von dir über dich zu bekommen. I-Ich.. kann mir das nicht erklären.. vielleicht täusche ich mich auch, aber ich glaube, dass.. dass ich mich in dich verliebt habe. Aber ich weiß nicht, wie sich das anfühlt... ich möchte es versuchen...''

Ich hatte ihn noch so viel reden hören und sah ihm demnach auch erstaunt an.
Doch dann realisierte ich die Bedeutung seiner Worte und hatte absolut keine Ahnung, wie ich reagieren sollte oder was ich sagen sollte.
Abwartend sah er mich an.
''A-Also... glaubst du, dass du mich.. liebst?''
Stumm nickte er.
Wow. Ich konnte nichts sagen. Meine Gedanken waren durcheinander.
Dann lächelte ich ihn an.
Er erwiderte das Lächeln etwas unsicher.
Gleichzeitig standen wir auf und umarmten uns.
Das hatte ich schon die ganze Zeit gewollt...
Zufrieden lächelnd legte ich mein Gesicht an seine Brust und er stützte sein Kinn auf meiner Schulter ab.
''Ich kann dir nicht versprechen, dass ich ein guter Freund sein kann.. ich habe noch nie eine Beziehung geführt...'', hörte ich ihn leise murmeln.
Dennoch machte mein Herz Freudensprünge.
''Du wirst das gut machen, da bin ich mir sicher. Ich hatte auch noch nie einen Freund. Wir schaffen das gemeinsam'', nuschelte ich.

Den restlichen Tag verbrachten wir vor seinem Fernseher.
Er saß auf der Couch und ich lag auf der Couch, den Kopf auf seinen Schoß gelegt.
Sanft fuhr er mit seinen Händen durch meine Haare und ich genoss jede einzelne Berührung.
So glücklich war ich schon lange nicht mehr.
Stundenlang könnte ich hier mit ihm liegen...

Zum ersten mal hatte ich eine Freundschaft nicht mit meinen Gefühlen zerstört.

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I love a murderer | TaoRis FF (ABGESCHLOSSEN)Where stories live. Discover now