40. Kapitel

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Kris

Tao besuchte mich wirklich jeden Tag.
Es war so langweilig und trostlos im Gefängnis. Jeden Tag freute ich mich auf Tao, welcher mich aufmunterte und zum lächeln brachte.
Er war meine Hoffnung, mein Lichtblick in dieser finsteren Hölle.
Und ich sehnte mich nach den Tag, an dem ich ihn endlich in meine Arme schließen kann.

7 1/2 Jahre später

Seit bald 8 Jahren kam Tao jeden Tag zu mir.
Er erzählte mir, was so passiert war, dass er mich vermisste und ich nur noch ein halbes Jahr hier sein würde, was ihn scheinbar noch mehr zu freuen schien, wie mich.
Lächelnd hörte ich ihm zu.
Kein einziges mal langweilte er mich.
Mein Blick glitt von seinen Augen zu seinen Lippen, welche grade lächelten. Automatisch lächelte ich auch.
In all den Jahren hatte er sich kaum verändert. Er war immer noch der selbe, lebensfrohe und treue Tao.
Aber ich hatte mich verändert.
Und ich konnte stolz sagen, zum besseren.
Selbst Tao sagte, er wäre stolz auf mich.
Bald hatte ich es geschafft.
Bald konnte ich meinen kleinen Panda wieder in die Arme nehmen.

Ungeduldig lief ich in meiner kleinen Zelle auf und ab. Wartete, dass jemand mich holen würde, damit ich meinen Panda sehen konnte.
Doch keiner kam.
Misstrauisch sprach ich einen Polizisten an, welcher grade vorbei lief.
''Entschuldigen Sie, war ein Huang Zitao schon hier? Oder wartete er vielleicht auf mich?''
Er sah mich kopfschüttelnd an. ''Tut mir Leid, Ihr Freund war bis jetzt noch nicht da. Aber keine Sorge, er kommt ja jeden Tag. Vielleicht hat ihn etwas aufgehalten. Er wird sicherlich kommen. Vielleicht ist er auch krank. Machen Sie sich keine Sorgen.'' Aufmunternd lächelte er mich an und setzt seinen Weg fort.

Laut seufzte ich.
Tao verspätete sich immer, das war normal, aber so spät kam er nie. Es sei denn, er sagt mir vorher Bescheid.
Und selbst wenn er krank war, kam er.
Ich ließ mich auf die harte Bank fallen und starrte an die Wand.
Tao wird kommen, er kommt immer, dachte ich.

Doch er kam den ganzen Tag nicht.
Auch am nächsten Tag kam er nicht.
Am dritten und vierten Tag ebenso nicht.
Keiner wusste warum.
Niemand konnte mir antworten.
Würde Tao mich einfach so verlassen? Ohne was zu sagen verschwinden?
Hatte er vielleicht jemand Neues kennengelernt?
Jemand, der besser war als ich?
Ich ballte meine Hände zu Fäusten.
Warum musste alles so kommen?
Warum musste ich mich damals ausgerechnet für den Job als Auftragsmörder entscheiden?
Warum musste ich mich in Tao verlieben?
Warum musste alles so kommen, wie es gekommen war?

''Tao... wann kommst du endlich?'', flüsterte ich in die Stille.

Tagelang hörte ich nichts von ihm.
Meine Zweifel wurden größer.
Sie ließen mich nachts nicht schlafen. Sie zerfraßen mich.
Sie zerstörten mich.
Jede Nacht träumte ich von Tao.
Der Traum war jede Nacht der selbe.

Es war dunkel, Tao war vor mir.
Er sah mich mit Panik in den Augen an.
Ohne sich zu bewegen, entfernte er sich immer schneller von mir.
Er streckte seine Hand nach mir aus und rief meinen Namen.
So schnell ich auch rannte, ich schaffte es nicht ihm näher zu kommen.
Letztendlich verschwand er in der Dunkelheit.

Mit einem Schrei fuhr ich hoch.
Ich war in meiner Zelle, alles war dunkel.
''Tao..'', flüsterte ich vor mich hin.
Ich musste wissen, ob es ihm gut ging.
Verdammt, irgendwer musste doch was wissen!

''Herr Wu? Alles in Ordnung?'', fragte eine männliche Stimme kurz darauf.
''Ja. Nur 'n Albtraum'', erwiderte ich genervt.
Er ging wieder und ich seufzte.
Warum kam Tao nicht mehr?

Die Hoffnung, dass er doch noch kommen würde, wurde zwar kleiner, aber sie verschwand nicht.
So wartete ich wieder stundenlang, dass jemand kam um mir mitzuteilen, dass ein Herr Huang für mich da war.
Doch das passierte mal wieder nicht.
Wieder fraßen meine Sorgen mich auf.

''Hey, Entschuldigung'', sagte ich bemüht höflich, als jemand an meiner Zelle vorbei ging.
''Hm? Was gibt es?''
Es war der selbe wie letztens.
''Haben Sie mittlerweile was von Huang Zitao gehört?''
''Nein, tut mir Leid. Ich verspreche Ihnen, wir werden Ihnen sofort Bescheid geben, wenn wir was von ihm gehört haben, okay?'' Freundlich lächelte er mich an und ich nickte schwach.

''Herr Wu?''
Es war abends. Ich hatte gerade mein Abendessen aufgegessen und vertrieb mir die Zeit, indem ich die einzelnen Steine an der Wand zählte.
Ich schaute auf, als zwei Beamte vor meiner Zelle stehen blieben.
Sofort sprang ich auf und ging zur Zellentür.
''Haben Sie was von Huang Zitao gehört?'', fragte ich sofort hoffnungsvoll.
Sie tauschten einen Blick und sahen mich mit einem Mix aus Mitleid und Unsicherheit an.
Als ich das sah, war ich vorsichtig und musterte sie misstrauisch.
''Es.. tut uns Leid, Ihnen das mitteilen zu müssen, Herr Wu, aber... Huang Zitao ist verstorben.''
Geschockt sah ich sie mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen an. ''W-Was? D-Das.. ist ein schlechter Scherz..''
''Er ist vor ein paar Tagen verschwunden. Seine Leiche wurde erst heute gefunden.''
Abwartend sahen sie mich an und ich starrte zurück.
Einen Augenblick war alles still, bis ich anfing laut loszulachen.
Überrascht sahen sie mich an.
''Tao ist nicht tot. Das kann nicht sein. Mich können Sie nicht verarschen.''
Doch direkt nachdem ich das gesagt hatte, brach ich zusammen und mir wurde schwarz vor Augen.

Als ich wieder aufwachte, befand ich mich in einem hellen Raum.
''Ah, Sie sind wach. Sehr gut'', sagte eine Frau, die grade in den Raum kam.
''Wo bin ich?'', fragte ich verwundert und rieb mir den Kopf.
''Im Sanitätszimmer.''
''Was ist passiert?''
''Sie sind zusammengebrochen. Dann kamen Sie hier hin. Sie waren fast eine halbe Stunde bewusstlos.''
''Warum war ich-''
Es viel mir selber wieder ein. Die ganzen Erinnerungen überschwemmten mich wie eine große Welle.

Tao war tot.

Tränen schossen aus meinen Augen und ich schluchzte laut.

Mein Panda...
Er hat mich verlassen.
So kurz vor meiner Freiheit und unserer gemeinsamen Zukunft.
All die Jahre hatte ich mich nach seinen Berührungen gesehnt.
Und jetzt würde ich sie nie wieder spüren.
Von mir aus würde ich mein gesamtes Leben hier verbringen, Hauptsache, er lebte noch.

Tao.. ich liebe dich doch so sehr. Warum hast du mich verlassen?

Noch nie zuvor hatte ich solche Schmerzen.
Mein Herz tat noch nie so weh.
Ich wollte einfach nur sterben...
Ohne Tao hat nichts einen Sinn.
Noch nie in meinem Leben habe ich so einen Schmerz verspürt obwohl mir körperlich nichts weh tat. Ich hatte noch nie so geweint wie heute.

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I love a murderer | TaoRis FF (ABGESCHLOSSEN)Where stories live. Discover now