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• M A T T •

Nach gefühlten 5 Stunden, die in Wahrheit aber nur 5 Minuten waren erhebe ich mich und wische mir die Tränen von den Wangen.

Ich beginne zu laufen. Ohne Ziel. Einfach um meinen Kopf zu sortieren.

Was will ich eigentlich?

Oder wer bin ich überhaupt?

Ein naiver kleiner Junge, der dachte sein bester Freund würde seine Gefühle erwidern?

Oder ein noch naiverer kleiner Junge, der möglicherweise auch noch etwas für seinen Lehrer empfinden könnte? Kann man das überhaupt so nennen?

Könnte ich überhaupt etwas für Mr. Mint empfinden, oder ist das nur ein Hirngespinst?

Vermutlich bilde ich mir das auch nur ein, um mich irgendwie von Mason abzulenken.

Seufzend biege ich um die nächste Ecke. Die Straßen sind verlassen. Bis auf eine Person, die aus der paar Meter entfernten Apotheke tritt und in meine Richtung läuft. Ich senke den Kopf mehr um meine Tränen, die im Licht der Straßenlaternen schimmern zu verbergen.

»Matt?«, höre ich eine kratzige Stimme gemischt mit einem verschnupften Unterton.
Ich schaue auf und sehe Mr. Mint vor mir. Auch das noch.

Er trägt eine recht dicke Jacke, einen Schal und eine Mütze. In seiner Hand eine Tüte der Apotheke. Die hat um die Uhrzeit noch auf? Muss wohl eine Nachtapotheke sein.

»Ist alles in Ordnung mit dir? Was ist passiert?«, meint er besorgt und mustert mich.
»Ich-«, beginne ich, doch unterbreche mich durch einen Schluchzer selbst.

Mr. Mint seufzt schwer und scheint mit sich zu kämpfen. »Zieh deine Kapuze auf und komm mit mir. Ich wohne nicht weit von hier«, meint er schließlich. Verwundert blicke ich ihm in die Augen, tue aber dann, was er sagte.

Trotz der heruntergezogenen Kapuze und der fast menschenleeren Straßen bewundere ich weiter den ja so spannenden Bürgersteig.

Etwa 10 Minuten dauert der Fußweg, bis er stehen bleibt und die Tür zu einem kleinen Haus aufschließt. Er deutet mir an einzutreten, was ich auch tue. Hinter sich schließt er die Tür und schaltet ein Licht im Flur an.

Erst jetzt kann ich ihn richtig mustern.
Eine rote Nase, Augenringe und Blässe im Gesicht. Er sieht wirklich krank aus. Aber immer noch gut.

»Ich weiß, ich sehe schrecklich aus«, schnieft er, bevor er von einem Niesanfall heimgesucht wird.

»Willst du auch einen Tee?«, fragt er und geht in die Küche, in welche ich ihn folge. »Ja, gerne«, lächle ich, was er erwidert. »Du kannst dich schonmal ins Wohnzimmer setzen. Direkt gegenüber. Und dann erzählst du mir, was passiert ist«, sagt er, bevor er sich wieder dem Wasserkocher zuwendet.

Mit gemischten Gefühlen gehe ich in das besagte Wohnzimmer und setze mich auf das Sofa.

Kurz darauf erscheint Mr. Mint ebenfalls in dem Zimmer und stellt 2 Tassen vor uns ab.

2 Finger legen sich unter mein Kinn und heben dieses an. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich meinen Kopf wieder gesenkt hatte.

Besorgt und mit einem leichten Lächeln schaut er mich an.
»Schieß los. Was bedrückt dich?«, sagt er und rückt daraufhin ein Stück näher.

Weiß er nicht, wie nervös mich diese Nähe macht?

Eine Hand streift die meine und umgreift sie daraufhin sanft.
»Du musst auch nicht darüber reden, wenn du nicht willst. Ich zwinge dich zu gar nichts«, lächelt er. Seine andere Hand fährt leicht über meine Wange und genießend schließe ich die Augen.

Es ist mir egal, was andere über mich denken. Mr. Mint ist eine der im Moment wenigen Personen, denen ich wirklich vertrauen kann. Auch, wenn ich mir über meine Gefühle im Moment überhaupt nicht im Klaren bin, bin ich mir sicher, hier gerade das Richtige zu tun.

Blake Parker [BoyxBoy]Where stories live. Discover now