Kapitel 3. Geht es noch schlimmer?!

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Zwei Tage waren mittlerweile um. Ich kam gerade auf der Arbeit an als ich meinen Chef sah, der verwirrt auf mich zu lief.

"Guten Morgen Frau Brüning, was machen sie denn hier?", Fragte er verwirrt.

"Ähm heute ich Montag. Ich bin arbeiten wie eigentlich jeden Montag.", Sagte ich noch verwirrter und unsicher. Hatte ich was vergessen? Hab ich heute etwa frei, fragte ich mich.

"Haben sie denn gar nicht die Papiere bekommen?"

"Welche Papiere", fragte ich. Das wurde alles immer nur noch komischer.

"Naja die Kündigungspapiere. Die Firma verdient nicht genug geld und ich musste leider ein paar Mitarbeiter entlassen. Wussten sie das etwa gar nicht?"

Ich war sprachlos. Ich wurde gekündigt? Die Papiere müssen wohl zu Phil geschickt worden sein. Ich musste da weg. Ich lief ohne etwas zu sagen hinaus und rief direkt Nathalie an. Ich wusste nicht was ich sonst machen sollte. Während ich ihr das erzählte fing ich an zu weinen.

"Das kann doch alles nicht wahr sein. Zuerst das mit Phil jetzt auch noch mein Job. Schlimmer geht es doch nicht!", Sagte ich zu Nathalie am Telefon.

"Naja eigentlich schon.", Sagte sie mit trauriger Stimme, "du weißt ja, dass Alex und ich nicht allzu viel verdienen und da du jetzt auch bei uns wohnst sind die Wasserkosten deutlich gestiegen. Naja und da du jetzt auch keinen Job mehr hast kannst du ja schlecht Miete für uns zahlen. Ich tu das nicht gerne, aber ich muss dir sagen, dass du ausziehen musst. Zwar jetzt nicht direkt, aber so schnell es geht."

Warum Frage ich überhaupt. Natürlich ging es noch schlimmer. Ich war am Ende mit den Nerven. Wo sollte ich denn jetzt hin? Eine Wohnung finde ich auf die schnelle nicht und ohne Job ist das eh nicht so leicht. Ich könnte nur noch zu meinem Bruder nach Essen, aber ich hatte schon ewig keinen Kontakt mehr zu ihm. Als ich 18 war hatten wir einen heftigen Streit und ich zog aus. Danach hatte ich nie wieder Kontakt zu ihm, was schon komisch ist. Mein Bruder ist meine einzige Familie. Wir sind weisenkinder und unsere Pflegeeltern haben uns gehasst. Als mein Bruder alt genug war zog er aus und nahm mich mit. Er hat sich um mich gekümmert als es niemand Tat und war immer für mich da. Doch dann kam er plötzlich an mit unserer leiblichen Mutter, dass er nach ihr suchen möchte und sie kennenlernen will, doch ich wollte das nicht. Ich wollte meine Mutter nicht kennenlernen. Sie hatte uns einfach abgestoßen. So eine Mutter brauchte ich nicht. Außerdem hatte ich doch meinen Bruder und das hat mir gereicht. Wir haben uns so stark gestritten, dass irgendwann die Frage im Raum stand, 'ich oder sie'. Mein Bruder hat sich für sie entschieden als er nicht geantwortet hat und dann bin ich weg.

Ich suchte im Telefonbuch nach seinem Namen. Als ich ihn fand nahm ich das Telefon in die Hand. Meine Hand zitterte, als ich die Tasten drückte. Ich holte tief Luft. Sollte ich ihn wirklich anrufen? Gibt es nicht noch eine andere Lösung? Und was ist wenn er mich gar nicht Wiedersehen will? Naja es kann ja eigentlich nichts schief gehen. Wenn er mich nicht wieder sehen will muss ich mir eben etwas anderes ausdenken. Notfalls muss ich auf der Straße leben.

Mit zitterndem Finger drückte ich auf den grünen Hörer.
Es tutete einmal. Zweimal. Dreimal.

"Hallo, hier Julian Brüning am Apparat."

"Hallo, ich bin's...", Sagte ich mit zuttriger Stimme.

"Entschuldige, aber kenne ich sie?"

"Nein, tut mir leid daß ich angerufen habe Juju", sagte ich mit Tränen in den Augen und legte auf. Ich konnte es einfach nicht. Es tat so weh seine Stimme zu hören und außerdem hat er mich noch nicht einmal erkannt. Vielleicht war es ja besser wenn ich doch nicht zu ihm gehe.

Plötzlich klingelte es. Die Nummer war unterdrückt. Ich wischte mir die Tränen weg und nahm ab.

"Hallo, hier ist-"

"Tallita. Meine Tally. Es tut mir leid aber du hörst dich so anders an. Ich habe eben nicht gehört das du es bist.", Wurde ich unterbrochen.

"Julian? *Schnief* Warum rufst du zurück?"

"Naja du hast mich ja aus irgendeinem Grund angerufen. Und außerdem hab ich jetzt endlich eine Nummer von dir. Du bist damals einfach abgehauen und hast deine Nummer geändert oder so. Ich habe in Telefonbüchern nachgesehen aber nie auch nur irgendetwas über dich herausgefunden.", Erklärte Julian.

"Du hast dich doch auch lieber für unsere Mum entschieden als für mich. Wir hatten doch uns. Wir brauchten niemanden sonst. Warum hast du dann überhaupt versucht irgendwas über mich herauszufinden.", Sagte ich ihm. Ich merkte wie mir wieder die Tränen kamen.

"Ich habe mich nie für irgendwen entschieden. Ich weiß das wir immer uns hatten aber ich wollte auch wissen wer unsere Mutter ist. Ob wir noch eine andere Familie hatten außer uns. Nur als du weg warst hatte ich in dem Moment niemanden mehr. Ich hatte meine ganze Familie auf einen Schlag verloren. Als ich die Suche nach dir aufgab versuchte ich etwas über unsere Eltern herauszufinden und das habe ich auch. Ich habe alles herausgefunden.", Erzählte er.

Für einen Moment war Stille. Ich spürte wie mir eine Träne runter kullerte. Aber nicht wirklich aus Trauer. Es hat mich einfach so sehr berührt, dass er mich nie wirklich für irgendwas gehasst hat und mich immer geliebt habe so wie ich ihn.
Doch das mit unseren Eltern interessierte mich dann doch. Was hatte er herausgefunden?

Und dann traf ich dich (Glp FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt