8 | Zehn Tage Regenwetter

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D A R Í O

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D A R Í O

Ich ertappte mich bereits zum vierten Mal in Folge dabei, wie ich zur Tür der Cafeteria schielte und nach Eliza Ausschau hielt. Ich hatte sie heute kein einziges Mal zu Gesicht bekommen und selbst ihre Freundinnen waren nirgends zu sehen.

Ich wollte es nicht zugeben, aber ich machte mir Sorgen um sie. Gestern im Café hatte ich sie gar nicht mehr gesehen, nachdem sie auf Toilette verschwunden war und wusste nur von einer anderen Bedienung, dass es ihr anscheinend plötzlich nicht mehr gut ginge und ihre Schwester Marinette sie nach Hause gebracht hatte.

Frustriert stützte ich meinen Kopf mit den Händen und starrte ziellos durch die volle Cafeteria.

Gestern war überhaupt nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich wollte Eliza kennenlernen und ein gutes Verhältnis zu ihr aufbauen, mich mit ihr anfreunden. Nach all den Jahren, in denen ich in ihre Schwester Marinette hoffnungslos verliebt war, war mir in den Sinn gekommen, dass ich vielleicht über Eliza endlich an sie herankommen könnte.

Doch anstatt meinem eigentlichen Plan zu befolgen und mich erstmal darauf zu konzentrieren ein einigermaßen gutes Verhältnis zu Eliza aufzubauen, hatte ich das Dümmste getan, was ich je hätte tun können und Marinette viel zu voreilig nach ihrer Nummer gefragt.

Ich hatte mich einfach nicht mehr zurückhalten können. Ihr wunderschönes Lächeln hatte mich völlig aus dem Konzept gebracht. Ich musste es einfach tun. In diesem Moment hatte ich noch nicht einmal daran gedacht, dass sie mit ihrer Schwester bestimmt ein recht enges Verhältnis hatte und meine dämliche Anmache nicht unbemerkt bleiben würde.

Ich stöhnte, schloss meine Augen und fing an, meine Schläfe zu massieren. Wie konnte ich nur so blöd sein, sie das genau dann zu fragen, wenn ich gerade mit ihrer Schwester ein Date hatte?!

Ich hatte meine erste und einzige Chance an Marinette heranzukommen ordentlich versaut. Und nicht nur das.

Ich war mir sicher, dass Eliza's Fehlen heute und das plötzliche Verschwinden gestern allein mir zu verdanken waren.

»Sieht ja nicht so aus, als wäre es gestern gut gelaufen. Was ist passiert?«

Genervt öffnete ich meine Augen und schaute zu Remus, der mich mit gerunzelter Stirn betrachtete. Als Antwort zuckte ich mit den Schultern. Ich hatte jetzt definitiv keine Lust noch mit meinen Freunden darüber zu reden, was für ein Idiot ich war. Das wusste ich selbst schließlich am besten. Allerdings wollte Remus meine Nerven noch mal extra provozieren.

»Hat sie dich versetzt oder warum siehst du aus wie zehn Tage Regenwetter?«

»Halt die Klappe, Remus. Ich hab gerade echt keinen Nerv dafür.«, blaffte ich ihn, woraufhin er seinen Blick auf seine Pommes senkte und etwas Unverständliches murmelte.

»Lass ihn in Ruhe, Darío. Du hast dir diese Scheiße selbst zu verdanken, also sieh lieber zu, dass du dich bei Eliza entschuldigst.«

Emil funkelte mich wütend an und ich sah, wie er mit dem Kiefer mahlte, bevor er abrupt aufstand und davonstampfte. Entgeistert schaute ich ihm hinterher und blickte dann kurz zu den anderen Jungs, die an unserem Tisch saßen und unserem Streit stumm gefolgt waren.

»Vollidiot...«

Kopfschüttelnd stand ich auf, riss meinen Rucksack vom Stuhl neben mir und verließ die fürchterlich laute Cafeteria, nicht ohne einen Gedanken darüber zu verschwenden, wen ich gerade eigentlich beschimpft hatte.

Emil oder mich selbst?

Fluchend vergrub ich meine Hände in den Hosentaschen und stiefelte aus dem Schulgebäude. Ich musste zu Eliza und mich für mein Verhalten entschuldigen. Selbst in der kurzen Zeit, die ich bisher mit ihr verbracht hatte, war sie mir ans Herz gewachsen.

Sie war warmherzig und wirkte so unheimlich liebevoll, dass ich sie einfach nur gerne in meine Arme schließen würde.

Sie hatte meine Lügen definitiv nicht verdient. Vielleicht verstand sie mich sogar, wenn ich ihr davon berichtete, warum ich das überhaupt erst getan hatte?

Bitterkeit überschwemmte mich, als ich über meine eigenen Gedanken die Augen rollen musste. Wahrscheinlich würde mir Eliza die Tür vor der Nase zuschlagen, wenn sie mich sehen würde. Ich konnte es ihr noch nicht einmal verübeln. Hätte jemand so etwas mit mir abgezogen, würde ich denjenigen nicht mal mehr mit dem Arsch anschauen.

Ärgerlich kickte ich einen Stein von der Straße. Ich wurde immer nervöser, je näher ich Eliza's Zuhause kam. Mein Herz hämmerte kräftig in meiner Brust und mein Bauch fühlte sich an, als hätte mir jemand einmal fest hineingeschlagen.

Es wurde auch nicht besser, als ich meine Arme frei schwingen ließ. Wahrscheinlich sah ich gerade einfach nur total blöd aus, wie ich Arme schwingend und immer wieder tief Luft holend durch die Stadt lief. Ich musste mich aber irgendwie beruhigen.

Doch trotz meiner dämlichen Bewegungen schlug mein Puls dreimal so schnell wie sonst immer, als ich vor Eliza's Haus ankam. Erinnerungen, wie ich sie vorgestern genau hier auf ein Date eingeladen hatte, kamen in mir auf und verstärkten mein schlechtes Gewissen.

Eliza hatte so glücklich gewirkt. Sie hatte buchstäblich gestrahlt vor Freude und Aufregung.

Ich seufzte und fuhr mir durch meine Haare, um auf andere Gedanken zu kommen, dass sie jetzt vermutlich nicht besonders glücklich war. Dabei mochte ich es lieber, wenn sie lächelte. Ihr Lächeln war einfach ansteckend.

Schnell schüttelte ich meinen Kopf. Ich sollte jetzt besser klingeln und die Angelegenheit klären, als an Eliza's Lächeln zu denken. Das brachte doch wirklich niemanden voran.

Ich schaute kurz an mir herunter, rückte den Kragen meiner Jacke zurecht und wollte gerade die Klingel betätigen, als die Haustür aufgerissen wurde.

»...wie Papa immer sagt, »Jungs und Straßenbahnen soll man nicht hinterherlaufen oder noch schlimmer, hinterherweinen«, und das gilt auch für dieses Arschloch. Ich werde jetzt zur Schule gehen und ihm zeigen, dass er nicht einfach so mit meinen Gefühlen spie -«

Eliza riss ihre rot verschwollenen Augen auf und ich hatte das Gefühl, dass die Sekunden auf einmal wie in Zeitlupe vergingen. Mein Herz zog sich bei ihrem Anblick schmerzhaft zusammen. Ich sah Schmerz in ihren Augen aufblitzen, als sie mich sprachlos anstarrte und ich ebenfalls nichts anderes tun konnte, als ihren Blick genauso erstarrt zu erwidern. Ich war in diesem Moment viel zu sehr geschockt, dass ich völlig vergaß, wie man sprach.
Aber ich hatte auch keine Zeit mehr darüber nachzudenken, wie man verflucht nochmal seine Stimmbänder benutzte.

Die Haustür wurde mit so viel Schwung zugehauen, dass ich leicht zurückwich und erschrocken blinzeln musste.

Die Haustür wurde mit so viel Schwung zugehauen, dass ich leicht zurückwich und erschrocken blinzeln musste

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Mädels, merkt euch den Rat von Eliza's Vater! ;)

Küsse auf Wolke 6Where stories live. Discover now