18 | Brainstorming à la Emil

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»Du willst in ein Nagelstudio?!«

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»Du willst in ein Nagelstudio?!«

Verdattert musterte ich den besagten Laden durch das Schaufenster. Dort waren mehrere kleine Tische zu sehen, an denen einige Frauen saßen und ihre Nägel gemacht bekamen.

»Aber natürlich.«, sagte Emil ganz überzeugt neben mir und legte eine Hand auf meinen Rücken, um mich in Richtung Geschäft zu schieben.

»Aber...aber...«, fing ich wieder an, ohne eigentlich zu wissen, was ich sagen wollte.

»Aberaberaber, aber was?«, gluckste Emil neben mir und hielt mir die Tür auf. »Denkst du nur Frauen dürfen ins Nagelstudio gehen?«

Irritiert schüttelte ich meinen Kopf, brachte aber keinen Ton heraus. Ich ließ mich von Emil zum Empfangsdesk leiten und musterte neugierig den Laden. Tatsächlich saß hier zwischen all den Damen auch ein älterer Herr, dessen Nägel gerade von einer stark Sonnenstudio gebräunten Dame gefeilt wurden. Fasziniert musterte ich die Vorgehensweise aus Feilen, dann Pusten, wieder Feilen und dann wieder Pusten, bis mich plötzlich jemand am Arm packte und ich vor Schreck fast den Laden zusammenschrie.

»Shhh!« Emil wich etwas zurück und hob beide Hände ergebend. »Du bist aber schreckhaft.«, meinte er kopfschüttelnd, allerdings waren die Lachfältchen um seine Augen nicht zu übersehen.

»Komm mit, ich hab für uns beide Maniküre und Pediküre gebucht und für dich noch extra mit Lackieren. Ich verzichte heute mal.« Emil grinste mich breit an und zwinkerte, bevor er einer kleinen Asiatin folgte, die uns auf unsere Plätze wies.

Ich folgte den beiden und ließ mich neben Emil nieder, der wie selbstverständlich seine Schuhe auszog und sich mit einem genüsslichen Seufzer zurücklehnte. Ohne es verhindern zu können, stahl sich ein Lächeln auf meine Lippen. Emil drehte währenddessen seinen Kopf ebenfalls in meine Richtung und fing auch an zu grinsen, als er meinen Blick auf sich bemerkte.

»Schieß los, Mäuschen. Was liegt dir auf dem Herzen?«, fragte er und verschränkte seine Arme hinter dem Kopf.

»Es ist nichts.«, erwiderte ich und kassierte direkt eine hochgezogene Augenbraue von ihm.

»Na gut...naja...wie fange ich am besten an...« Nachdenklich lehnte ich mich im Sitz zurück und beobachtete für einen Moment die Dame, die sich gerade um meine Nägel kümmerte. Allerdings nicht sehr lange, denn ich konnte Emils Neugierde förmlich spüren.

»Wie kommt es..« Ich schaute wieder auf, direkt in Emils Augen. »..dass du zuerst so ein Volltrottel zu mir warst, aber jetzt genau das Gegenteil bist?«

»Ach, darum geht's dir.«, erwiderte Emil und drehte schmunzelnd seinen Kopf zur Seite.

»Ja! Ich meine, ich finde diese Veränderung wirklich nicht schlecht, aber ... also...«, fing ich an und suchte vergebens nach den richtigen Worten. Zum Glück kam mir Emil zur Hilfe.

»Ich weiß, was du meinst. Und ich kann dir das auch gerne erklären.«, meinte er, wobei sich zugleich ein trauriges, wie auch schelmisches Lächeln auf seinem Gesicht ausbreitete.

»Das Ding ist nämlich so.« Emil kratzte sich am Kopf. »Ich denke, es ist einfacher, wenn man in den Augen anderer ein Arschloch ist, damit man von unnötigem Scheiß in Ruhe gelassen wird. Es ist einfach entspannter, weil sich die Leute von einem fern halten und auch nicht so viel von einem wissen.«

»Ein Selbstschutz also?«, fragte ich und Emil nickte. Nachdenklich musterte ich ihn. Mein Bauchgefühl sagte mir irgendwie, dass da noch etwas mehr hinter steckte. Doch der traurige Schein in Emils Augen hielt mich davon ab, genauer nachzufragen.

Ich räusperte mich. »Dann bin ich froh, dass ich zu den wenigen Menschen gehöre, zu denen du kein Trottel bist.«, meinte ich und lächelte ihn ehrlich dankbar an.

»Ich auch, Mäuschen.«, erwiderte Emil und fing dann breit an zu grinsen. Das Traurige in seinem Blick war verschwunden und ich fragte mich, ob ich es mir nicht doch eingebildet hatte. »Sag mal, hast du nächstes Wochenende schon etwas vor?«

Irritiert über den plötzlichen Themenwechsel kam ich kurz ins Stocken. »Ich weiß nicht...«

»Wenn ja, dann sag es ab - keine Widerrede!«, unterbrach mich Emil und beugte sich verschwörerisch in meine Richtung. »Nächste Woche habe ich Geburtstag und werde die größte Party in ganz Texas feiern! Wenn da nicht sogar mal die Polizei vorbeischaut, hab ich definitiv was falsch gemacht.«, rief er aus und klatschte in die Hände.

»Entschuldigen Sie, Mister, aber könnten Sie ruhig sitzen bleiben? Wenn Sie sich mehr bewegen könnte ich Sie aus Versehen mit der Schere verletzen.«, mischte sich plötzlich die Dame aus dem Nagelstudio ein, die Emils aufgeregtes Gezappel missmutig verfolgte.

»Ab jetzt halte ich still, Ehrenwort.«, entgegnete Emil und hielt sogar seine Hand zur Bestätigung hoch. Die Dame verdrehte ihre Augen, aber schmunzelte etwas. Ich kicherte leise.

»So, und jetzt wieder zu nächster Woche, Mäuschen.« Emil drehte sich wieder zu mir und ich schenkte ihm meine vollste Aufmerksamkeit.

»Laut meinen Beobachtungen hat Darío angebissen. So neidisch wie er die ganze Zeit reagiert, wenn wir zwei etwas zusammen unternehmen, ist ihm jetzt wohl doch endlich klar geworden, dass du ihm etwas bedeutest.«, erklärte Emil, woraufhin ich seufzen musste.

»Alles klar?« Emil musterte mich fragend.

»Luisa hat sich verplappert.«, erzählte ich und schaute auf meine Finger.

»Und das bedeutet..?«

Ich seufzte noch ein zweites Mal und schaute dann Emil an. »Das bedeutet, dass Darío weiß, was ich für ihn empfinde. Luisa hat es ihm aus Versehen verraten.«

Emils Augen weiteten sich. »Oh.«

Ich nickte. » Jap..«, meinte ich und lächelte die Dame aus dem Nagelstudio an, die mir einen mitleidigen Blick zu warf.

»Das ändert natürlich einiges.«, bedachte Emil und starrte angestrengt in die Ferne. Langsam kratzte er sich am Kinn, als er sich dann ganz bedacht und mit vor Aufregung funkelnden Augen zu mir drehte. »Mäuschen, weißt du was das heißt...?«

»Ich weiß nicht, ob ich wirklich wissen will, was du jetzt vorhast..«, gestand ich, woraufhin sich Emils Gesicht in ein breites Grinsen wandelte.

»Oh doch, das willst du ganz sicher.«, entgegnete er selbstsicher und nickte entschlossen. »Du hast mit Sicherheit ein hübsches Kleid, Schuhe und ausreichend Talent im schick machen, richtig?«

 »Du hast mit Sicherheit ein hübsches Kleid, Schuhe und ausreichend Talent im schick machen, richtig?«

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Damit hätte wohl niemand gerechnet, hab ich Recht oder hab ich Recht? ;)

Küsse auf Wolke 6Where stories live. Discover now