6. Shots (pt.1)

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Die Sonne fing, als ich aufwachte, gerade erst an, Schatten auf die Wände meines Zimmers zu werfen. Jimins Kopf lag nahe an meinem Gesicht. Ich atmete tief durch die Nase ein. Vollidiot. Was treibst du da... außer dich gestört zu benehmen?
Ich drehte mich auf den Rücken, aber bevor ich es mir selbst verbieten konnte, atmete ich noch mal tief ein. Er roch nach Shampoo und Lotion.

Wenige Sekunden später ging mein Wecker los, und Jimin begann, sich zu regen. Er berührte mit der Hand meine Brust, zuckte aber sofort wieder zurück.
»Jungkook?«, murmelte er schlaftrunken. »Dein Wecker.« Er wartete vielleicht eine Minute, dann seufzte er, langte über mich hinweg, reckte sich, bis er endlich den Wecker erwischte, und schlug so lange auf das Plastikding ein, bis es wieder still war.

Er ließ sich schnaufend wieder zurück auf sein Kissen fallen. Ich lachte glucksend, und er schnappte nach Luft.
»Du warst schon wach?«
»Ich habe versprochen, mich gut zu benehmen. Aber ich wusste nicht, dass du dich auf mich legen würdest.«
»Ich habe mich nicht auf dich gelegt. Ich bin nur nicht an den Wecker gekommen. Der übrigens den schrecklichsten Ton von sich gibt, den ich je gehört habe. Er klingt wie ein sterbendes Tier.«
»Möchtest du Frühstücken?« Ich verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
»Hab keinen Hunger.«
Er schien wegen irgendwas sauer zu sein, aber ich ignorierte das. Wahrscheinlich war er einfach ein Morgenmuffel.
Obwohl, wenn man danach ging, dann war er auch ein Nachmittags- und Abendmuffel. So gesehen war er wohl eine launische Zicke... und ich mochte das.

»Aber ich. Warum fährst du nicht mit mir mal eben die Straße runter ins Café?«
»Ich glaube nicht, dass ich deine mangelhaften Fahrkünste um diese Uhrzeit schon ertrage.« Er schlüfpte mit seinen Füßen in die Pantoffeln und schlappte zur Tür.
»Wo gehst du hin?«
Er war schon wieder verärgert. »Ich ziehe mich an und gehe dann in die Uni. Brauchst du täglich meinen Routenplan, solange ich hier bin?«
Er wollte auf Konfrontationskurs gehen? Bitteschön. Den beherrschte ich auch. Ich ging zu ihm und legte meine Hände um seine Schultern. Verdammt, seine Haut fühlte sich so gut an. »Bist du immer so temperamentvoll, oder lässt das nach, wenn du erst davon überzeugt bist, dass ich keinen ausgeklügelten Plan verfolge, um in deine Boxer zu kommen?«
»Ich bin nicht temperamentvoll.«
Ich beugte mich vor und flüsterte ihm ins Ohr: »Ich will nicht mit dir schlafen, Kitten. Dafür mag ich dich zu sehr.«

Sein Körper verspannte sich, und ich ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Auf und ab zu springen, um meinen Triumph zu feiern, wäre wohl ein bisschen zu offensichtlich gewesen, also nahm ich mich zusammen, bis ich die Tür hinter mir zugemacht hatte, und beschränkte mich auf ein paar Faustschläge in die Luft. Er war nicht leicht zu verunsichern, aber wenn es funktionierte, kam es mir vor, als sei ich damit einen Schritt näher...
An was? Das wusste ich selbst nicht genau. Es fühlte sich einfach richtig an.

Ich hatte schon seit einer ganzen Weile keine Lebensmittel mehr eingekauft, deshalb war das Frühstück nicht gerade fürstlich, aber es reichte. Ich schlug ein paar Eier in einer Schüssel auf, gab eine Mischung aus Zwiebeln, grünen und roten Paprika dazu und goss alles in eine Pfanne.
Jimin kam dazu und setzte sich auf einen Hocker.
»Willst du bestimmt nichts?«
»Bestimmt nicht. Aber danke.«
Er war doch gerade erst aufgestanden und sah trotzdem hinreißend aus. Es war geradezu lächerlich. Ich war mir sicher, dass das nicht normal war, aber wissen konnte ich es nicht. Die einzigen Kerle, die ich bisher morgens gesehen hatte, waren Yoongis Freunde gewesen, und die hatte ich genau unter die Lupe genommen, um mir ein Urteil bilden zu können.

Yoongi holte Teller und hielt sie mir hin. Ich verteilte das Rührei darauf. Jimin schaute betont desinteressiert.
Taehyung schnaubte, als Yoongi einen Teller vor ihn hin stellte. »Schau mich nicht so an, Yoongs. Tut mir leid, aber ich habe einfach keine Lust, da hinzugehen«, meinte Taehyung.
»Baby«, jammerte Yoongi, »das Verbindungshaus veranstaltet zwei mal im Jahr so eine Date Party. Bis dahin vergeht noch ein Monat. Also hast du noch reichlich Zeit, dir Klamotten auszusuchen.«
Taehyung ließ sich davon nicht überzeugen. Ich hörte weg, bis ich mitbekam, dass Taehyung zustimmte, mitzukommen, falls auch Jimin mit von der Partie wäre. Das bedeutete, er müsste in Begleitung kommen. Taehyung warf mir einen Blick zu, und ich hob fragend eine Augenbraue.
Yoongi fackelte nicht lange. »Kook geht nicht auf Date Partys. Das sind Anlässe, zu denen man seinen Partner oder Partnerin mitbringt... und Jungkook hat keinen... du weißt schon.«

Loving Disaster | JikookWhere stories live. Discover now