18. Lucky Thirteen

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Voller Vorfreude, aber gleichzeitig wahnsinnig nervös, betrat ich, meine Finger mit Jimins verschlungen, das Haus meines Vaters. Der Rauch seiner Zigarre und der Zigaretten meiner Brüder whete uns aus dem Spielzimmer entgegen, dazu der schwache, leicht moschusartige Geruch des Teppichs, der weit älter war als ich selbst.

Obwohl Jimin zunächst genervt war, weil ich ihm nicht früher gesagt hatte, dass er meine Familie kennenlernen würde, wirkte er jetzt entspannter, als ich mich fühlte. Seinen Partner mit nach Hause zu bringen, das war unter den Jeon-Männern eigentlich nicht üblich, und daher war jede Vorhersage ihrer Reaktion rein spekulativ.

Kai sah ich als Ersten. »Heiliger Bimbam! Es ist der kleine Scheißer!«
Jede Hoffnung daraf, meine Brüder würden sich zuvilisiert benehmen, war pure Zeitverschwendung. Ich liebte sie trotzdem, und wie ich Jimin kannte, würde er das auch tun.
»Hey, hey... einen anderen Ton in der Gegenwart des jungen Herren, wenn ich bitten darf«, sagte mein Vater und nickte Jimin zu.
»Kitten, das ist mein Dad, Donghae Jeon. Dad, das ist Kitten.«
»Kitten?«, fragte Donghae mit amüsierter Miene.
»Jimin«, entgegnete er und gab ihm die Hand.

Ich zeigte der Reihe nach auf meine Brüder, die jeweils nickten, als ich ihre Namen nannte. »Kai, Baekhyun, Chanyeol und Namjoon.«
Jimin schien ein bisschen überwältigt. Das konnte ich ihm nicht verüblichen. Ich hatte ihm nicht viel von meiner Familie erzählt, und fünf Jungs wären für jeden verblüffend. Tatsächlich wirkten die fünf Jeon-Jungs auf die meisten sogar furchteinflößend. In unserer Kindheit lernten die Nachbarskinder rasch, dass man sich besser mit keinem von uns anlegte, und nur ein einziges Mal beging jemand den Fehler, es mit uns allen auf einmal aufzunehmen. Wir waren zwar eine gebeutelte Familie, doch wenn es nötig war, hielten wir wie eine Festung zusammen. Das kapierten selbst diejenigen, die wir eigentlich gar nicht einschüchtern wollten.

»Hat Jimin auch einen Nachnamen?«, fragte Donghae.
»Park.« Er nickte höflich.
»Nenn mich Donghae«, meinte mein Vater freundlich.
»Schön dich kennenzulernen, Jimin«, sagte Namjoon lächelnd. Jimin dürfte es nicht bemerkt haben, doch Namjoons' Miene war nur Fassade für das, was er in Wirklichkeit tat: Jedes seiner Worte und alle seine Bewegungen zu analysieren. Denn er hielt immer Ausschau nach jemandem, der unser ohnehin wackeliges Boot möglicherweise erschütterte. Wellen waren unerwünscht, und Namjoon hatte es sich schon immer zur Aufgabe gemacht, eventuelle Stürme abzuwenden.
Dad hält das nicht aus, pflegte er immer zu sagen. Gegen diese Logik kam keiner von uns an. Wenn einer oder mehrere von uns in Schwierigkeiten steckten, gingen wir immer zu Namjoon, der sich darum kümmerte, bevor Dad etwas davon mitbekommen konnte. Die Jahre, in denen er eine Bande von wilden, aggressiven Jungs großgezogen hatte, machten aus Namjoon viel früher, als man es für möglich gehalten hätte, einen erwachsenen Mann. Dafür respektierten wir ihn alle, auch mein Vater. Allerdings hatten seine Jahre als unser Beschützer auch bewirkt, dass er manchmal etwas herrisch war. Doch Jimin stand einfach lächelnd da und schien nicht zu merken, dass er gerade das Ziel im Blick des Fanilienwächters war.

»Wirklich schön!« Kai ließ seinen Blick über Körperstellungen wandern, bei denen andere schon tot gewesen wären.
Dad verpasste ihn einen Klaps auf den Hinterkopf, dass er aufjaulte.
»Was hab ich denn gesagt?«, jammerte er und rieb sich den Kopf.
»Setzt dich, Jimin, und schau zu, wie wir Kook sein Geld abknöpfen«, sagte Chanyeol.

Das musste man meinen Brüdern lassen, sie verschwendeten keine Sekunde. Aber Jimin schien ganz entspannt. Ich schob einen Stuhl für ihn zurück, und er setzte sich. Ich funkelte Chanyeol grimmig an, aber er zwinkerte nur zurück, der Klugscheißer.

»Du kanntest Stu Ungar?«, fragte Jimin und zeigte auf eine verstaubte Fotografie.
Ich traute meinen Ohren nicht.
Dads Augen begannen zu leuchten. »Du weißt, wer Stu Ungar ist?«
Jimin nickte. »Mein Vater war auch ein Fan von ihm.«
Dad stand auf und zeigte auf das genauso verstaubte Bild daneben. »Und das da ist Doyle Brunson.«
Jimin lächelte. »Mein Daf hat ihn einmal spielen sehen. Er ist unglaublich.«
»Kooks Großvater war ein Profi... wir nehmen Poker hier ziemlich ernst.« Dad lächelte.

Loving Disaster | JikookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt