13. Porzellan

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Jimin brauchte nicht lange im Bad. Offensichtlich konnte er gar nicht schnell genug aus der Wohnung kommen. Ich versuchte, mich davon nicht runterziehen zu lassen. Schließlich flippte Jimin auch sonst meist aus, wenn irgendwas Wichtiges anstand.

Die Wohnungstür schlug zu, kurz danach hörte man Taehyung vom Parkplatz fahren. Wieder mal erschien mir die Wohnung gleichzeitig zu voll und zu leer. Ich hasste es, ohne Jimin hier zu sein, und fragte mich, was ich mit mir angefangen hatte, bevor wir uns kannten.
Da fiel mir eine kleine Plastiktüte ein, die ich vor ein paar Tagen in der Drogerie abgeholt hatte. Ich hatte ein paar Schnappschüsse von Jimin und mir abziehen lassen.
Jetzt war auf den weißen Wänden endlich ein bisschen Farbe. Gerade als ich das letzte Foto aufgehängt hatte, klopfte Yoongi.
»Hey, Mann.«
»Was?«
»Wir haben einen Arsch voll zu tun.«
»Weiß ich.«

•••

Wir fuhren mehr oder weniger schweigend zu Brazils Wohnung. Der machte uns die Tür auf und hielt mindestens zwei Dutzend Ballons in der Hand. Die langen silbernen Schnüre daran wehten ihm ins Gesicht, und er wedelte sie weg und pustete welche von seinen Lippen.

»Ich habe mich schon gefragt, ob ihr das Ganze abgeblasen habt, Jungs. Gruver bringt die Torte und den Alk.«
Wir gingen an ihm vorbei ins vordere Zimmer. Die Wände sahen nicht viel anders aus als bei uns, aber entweder hatten sie das Apartment möbeliert gemietet oder ihre Couch von der Heilsarmee bekommen.
Brazil berichtete weiter: »Ich habe ein paar Freshmen eingeteilt, um Essen zu besorgen und Mileys geile Boxen zu holen. Eines der Mädels von Sigma Kappa hat eine Lichterorgel, die wir ausleihen können - keine Sorge, ich habe sie nicht eingeladen. Hab gesagt, das sei für eine Party nächstes Wochenende. Das sollte alles sein.«
»Gut«, sagte Yoongi. »Taehyung würde auch kotzen, wenn sie hier auftauchte und wir mit einer Horde Sororitymädels zu Gange wäre.«
Brazil grinste. »Die einzigen Mädchen werden die Freundinnen der Jungs aus der Mannschaft sein. Ich glaube, Jimin wird begeistert sein.«

Ich lächelte und sah Brazil zu, wie er die Ballons an der Decke verteilte und die langen Schnüre herabhängen ließ.
»Das glaube ich auch. Yoongs?«
»Ja?«
»Ruf Taemin erst in letzter Minute an. Dann haben wir ihn zwar eingeladen, aber wenigstens hängt er dann nicht die ganze Zeit hier herum.«
»Verstanden.«

Brazil holte hörbar Luft. »Hilfst du mir, die Möbel zusammenzurücken, Kook?«
»Klar«, antwortete ich und folgte ihm ins Nebenzimmer. Es war die Küche samt Essplatz, und entlang der Wände waren schon Stühle aufgereiht. Auf der Küchentheke standen ein Satz sauberer Shotgläser und eine ungeöffnete Flasche Patrón.
Yoongi blieb wie angewurzelt stehen und starrte den Tequila an. »Das ist aber nicht für Jimin, oder?«
Brazil grinste so, dass seine weißen Zähne den perfekten Kontrast zu seiner olivfarbenen Haut bildete. »Äh... doch. Das ist Tradition. Wenn das Footballteam ihm eine Party schmeißt, dann kriegt er Taembehandlung.«
»Du kannst ihn doch nicht so viele Shots trinken lassen«, rief Yoongi. »Jungkook. Sag du es ihm.«
Brazil hob die Hände. »Ich zwinge ihn zu gar nichts. Aber für jeden Shot kriegt er einen Zwanziger. Das ist unser Geschenk für ihn.« Sein Grinsen schwand, als er Yoongis finstere Miene bemerkte.
»Euer Geschenk ist eine Alkoholvergiftung?«
Ich nickte langsam. »Wir werden ja sehen, ob er einen Geburtstagsshot für zwanzig Mäuse will, Yoongs. Da ist doch nichts dabei.«

Wir rückten den Esstisch zur Seite und halfen dann den Freshmen, das Essen und die Boxen reinzutragen. Eine Freundin von einem der Jungs begann, Raumspray in der Wohnung zu versprühen.
»Nikki! Lass den Scheiß!«
Sie stützte eine Hand in die Hüfte. »Wenn ihr Jungs nicht so stinken würdet, müsste ich das nicht. Aber zehn verschwitzte Typen in einer Wohnung fangen ziemlich schnell an zu müffeln! Ihr wollt doch nicht, dass er hier reinkommt und es riecht wie in einer Umkleide, oder?«
»Sie hat recht«, sagte ich. »Und apropos, ich muss zurückfahren und duschen. Man sieht sich in einer halben Stunde.«
Yoongi wischte sich den Schweiß von der Stirn und nickte. Dann holte er sein Handy und die Autoschlüssel aus der Tasche.
Schnell schrieb er eine Nachricht an Taehyung. Sekunden später meldete sich sein Handy. »Supersuper. Sie sind voll im Zeitplan.«
»Ein gutes Zeichen.«

Loving Disaster | JikookOnde histórias criam vida. Descubra agora