21. Welt aus den Fugen

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Yoongi saß in diesem kleinen, aber hell erleuchteten Raum neben mir auf einer Bank. Zum ersten Mal würde ich nicht in einem Kellergeschoss zu einem angesetzten Kampf antreten. Das Publikum würde aus den finsteren Gestalten von Vegas bestehen: Einheimische, Gangster, Deogendealer und deren Entourage. Statt von Menschen würde ich von einem Käfig umgeben sein.

»Ich bin immer noch der Meinung, du solltest das nicht tun«, meinte Taehyung von der anderen Seite des Raumes.
»Nicht jetzt, Baby«, meinte Yoongi. Er half mir gerade dabei, meine Hände zu tapen.
»Bist du nervös?«, fragte Taehyung für seine Verhältnisse ungewöhnlich leise.
»Nein. Obwohl es mir schon besser ginge, wenn Kitten hier wäre. Hast du was von ihm gehört?«
»Ich schicke ihm eine Nachricht. Er wird kommen.«
»Hat er Hoseok geliebt?«, fragte ich und versuchte mir vorzustellen, worüber sich die beiden beim Essen unterhalten mochten. Er war ja offensichtlich kein Prediger mehr, und ich war mir nicht sicher, was er als Gegenleistung für seine Gefälligkeit von Jimin erwartete.

»Nein«, sagte Taehyung. »Jedenfalls hat er das nie gesagt. Die beiden sind zusammen aufgewachsen, Jungkook. Lange Zeit war er der einzige Mensch, auf den Jimin zählen konnte.«
Ich war mir nicht sicher, ob ich mich nach dieser Information besser oder schlechter fühlte. »Hat er dir auf die Nachricht schon geantwortet?«
»Hey«, mischte sich Yoongi ein und schlug mir leicht gegen die Wange. »Hey! Dich erwartet Brock McMann. Du musst hier einhundertprozentig bei der Sache sein. Lass das Gesülze und konzentrier dich gefälligst!«
Ich nickte und versuchte, mich an die paar Male zu erinnern, die ich Brock hatte kämpfen sehen. Die UFC hatte ihn wegen unlauterer Schläge gesperrt, außerdem ging das Gerücht, er habe den UFC-Präsidenten angepöbelt. Das alles war zwar schon eine Weile her, aber er war ein berüchtigt schmutziger Gegner und trieb krassen illegalen Scheiß, sobald der Ringrichter nicht hinschaute. Das Entscheidende würde also sein, gar nicht erst in eine solche Lage zu kommen. Wenn es ihm gelang, mich mit seinen Beinen in die Zange zu nehmen, könnte es ziemlich schnell den Bach runtergehen.

»Du musst hier auf Nummer sicher gehen, Kook. Lass ihn zuerst angreifen. Ein bisschen so, wie du an dem Abend taktiert hast, als du die Wette gegen Jimin gewinnen wolltest. Nur dass du hier nicht gegen einen Ersatzmann aus dem Ringerteam der Uni antrittst. Das hier ist nicht der Circle, und du brauchst nicht versuchen, eine Show für die Zuschauer abzuziehen.«
»Ich will verdammt sein, wenn ich das nicht mache.«
»Du musst hier gewinnen, Kook. Du kämpfst für Jimin, vergiss das nicht.«
Ich nickte. Yoongi hatte recht. Wenn ich verlor, bekam Benny kein Geld, und Jimin wäre nach wie vor in Gefahr.

Ein großer Kerl in einem Anzug und mit fettigen Haaren kam rein. »Du bist dran. Dein Trainer kann von der Außenwand des Käfigs zu die, aber die anderen... wo ist der Zweite?«
Zwischen meinen Augen bildete sich eine steile Falte. »Er ist schon unterwegs.«
»...die haben reservierte Plätze am Ende der zweiten Reihe bei deiner Ecke.«
Yoongi drehte sich zu Taehyung um. »Ich begleite dich dorthin.« Er schaute den Typen an. »Keiner rührt ihn an. Ich lege den Ersten um, der das versucht.«
Der Anzug-Typ zeigte den Anflug eines Lächelns. »Benny hat schon gesagt, keine Ablenkungen. Wir werden sie permanent im Auge behalten.«
Yoongi nickte und streckte die Hand nach Taehyung aus. Er ergiff sie, und die beiden folgten mir stumm nach draußen.

Die Stimme des Ansagers wurde durch riesige Lautsprecher in allen Ecken der Halle verstärkt. Die wirkte wie ein kleiner Konzertsaal, fasste lockere Sitzplätze für tausend Leute, die jetzt alle standen und entweder jubelten oder mich misstrausch beäugten.

Das Tor zu dem Käfig ging auf, und ich trat hinein. Yoongi beobachtete, wie der Anzug-Typ Taehyung seinen Platz zeigte, und nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass mit Taehyung alles okay war, wandte er sich wieder mir zu. »Nicht vergessen: Kämpf mit Verstand. Lass ihn zuerst angreifen, und das Ziel lautet: für Jimin gewinnen.«
Ich nickte.

Loving Disaster | JikookWhere stories live. Discover now