Drei Tage

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Der erste Blick auf ihr Handy zeigte Laura an, dass es 10 Uhr war. Sie wollte sich gerade nochmal umdrehen als ihr der gestrige Abend wieder einfiel. Verzweifelt seufzend öffnete sie die Augen erneut und erhob sich dann aus ihrem Bett. In der Küche stand überraschenderweise schon Caro und versuchte gerade irgendwie die Espresso-Maschine in Gang zu bekommen.

„Das verfluchte Drecksteil..." zeterte sie leise vor sich hin und Laura wollte gerade eingreifen als ihr ein halbnackter Maxim schon zuvor kam. Überrascht stand Laura im Türrahmen und wartete darauf, dass einer der Beiden sie bemerkte. Nachdem Caro Maxim lange genug angegafft hatte passierte es dann auch endlich mal, dass die Blondine sich umdrehte und erstmal drauf los schrie, weil sie sich erschrocken hatte.

„Sorry, wollte dich nicht erschrecken!" murmelte Laura und nickte Maxim dann zu. „Schon okay. Wie geht's dir? Nicht, dass du dich wunderst Maxim hat hier auf der Couch geschlafen." Sabbelte Caro gleich drauf los und betonte das Wort „Couch" nochmal mehr um etwaige Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Laura nickte nur teilnahmslos und hätte sofort wieder losheulen können. Dieser verdammte Tarek, der es verdammt nochmal geschafft hatte, dass sie sich volle Kanne in ihn verknallt hatte.

„Er war noch hier die Nacht...aber du brauchtest deine Ruhe und da hab ich ihm gesagt er soll dich anrufen." Murmelte Caro und erneut nickte Laura nur, diesmal etwas motivierter. „Woher weiß der denn wo wir wohnen?" hakte sie neugierig nach. Entgegen aller Erwartungen räusperte sich Maxim jetzt. „Eventuell fand ich das richtig beschissen von ihm und hab ihn gestern noch angerufen und gefragt was das sollte und dann hat er halt voll gebettelt und ich bin weich geworden." Unsicher kratzte sich der große Typ am Nacken. Laura nickte erneut und Caro konnte nicht anders als ebenfalls zu nicken und währenddessen noch auf Maxims durchtrainierte Vorderseite zu gaffen.

Es vergingen geschlagene drei Tage in denen Laura absolut nichts von Tarek hörte. Und in diesen drei Tagen wurde sie immer wütender. Wenn es ihm alles so wichtig wäre, dann hätte er sich ja mal eher melden können oder? Missmutig machte sie sich am Dienstag fertig für die Arbeit und ging eine knappe halbe Stunde später los zum Klinikum. Dort angekommen wurde sie von den Kolleginnen sofort über den neuesten Klatsch und Tratsch informiert und machte sich dann an die Arbeit. Der Tag verging elendig schleppen und das Einzige was in ihrem Kopf herumschwirrte war Tarek. Nach acht Stunden Quälerei wechselte die Brünette ihre Klamotten und ging mit Kopfschmerzen aus dem Gebäude in Vorfreude auf ihr Bett und irgendwas Geiles zu Essen. Auf der halben Strecke zur Wohnung fing es natürlich auch noch an wie aus Eimer zu schütten und als Laura in ihre Straße einbog war sie bereits klitschnass und die Laune am absoluten Tiefpunkt angekommen. Das änderte sich dann auch nicht als sie einen ebenfalls nassen Tarek auf den Treppenstufen sitzen sah. Das hatte ihr ja gerade noch gefehlt. Kurz mit dem Gedanken spielend, einfach an ihm vorbei ins Haus zu gehen blieb sie dann doch vor ihm stehen.

„Laura...!" war alles was der große nasse Mann herausbrachte. Abwartend schaute sie zum ihm während er sich erhob.

„Ich..." mehr kam wieder nicht. Seufzend schloss Laura die Tür auf und deutete ihm an mitzukommen. Sie war vielleicht sauer, aber immerhin kein Unmensch. Tarek zog sich schnell seine Schuhe und Jacke aus und verfolgte Laura in die Küche wo sie bereits Tee ansetzte um der wahrscheinlich kommenden Erkältung gegenzusteuern.

„Es tut mir leid." Vernahm sie plötzlich von viel zu nah hinter sich. „Was genau? Dass das für dich offensichtlich nur ein großer Spaß ist oder dass du dich drei Tage nicht gemeldet hast?" schnippisch verschränkte sie die Arme vor ihrer Brust und drehte sich zu ihm um. Und verdammt nochmal, er sah sogar in sehr nass unfassbar gut aus. Das graue Shirt lag jetzt eng an seiner Brust an und ließ nicht viel Spielraum für irgendwelche Fantasien und dass er sie so eindringlich anschaute machte es auch nicht besser.

„Alles. Das mit diesem Mädel, das war scheiße. Aber ich war besoffen an dem Abend als sie zu mir kam und ich war so verwirrt, weil du mich verwirrt hast und dann hat die sich übel rangemacht und ich hab es halt zugelassen. Aber seitdem hab ich die auch nicht mehr gesehen. Und die letzten drei Tage hab ich mir den Kopf zerbrochen, wie ich das wieder gut machen kann, aber wie du siehst bin ich zu keinem Ergebnis gekommen außer vor deiner Tür zu stehen." Ratterte er schnell runter und strich sich dann verzweifelt übers Gesicht. Bevor Laura überhaupt was sagen konnte redete er allerdings weiter. „Die Sache ist doch die: ich find dich super. Also ich steh eigentlich voll auf dich. Aber bisher waren lange Beziehungen immer so ein Ding für mich und ich hatte einfach keine Eier." Unsicher blickte er wieder zu der etwas sprachlosen Laura.

„Das war echt scheiße verletzend die ganze Aktion." Antwortete die jetzt etwas überfordert. Tarek nickte nur zustimmend und kam einen Schritt auf sie zu. „Ich weiß, ich war ein Vollidiot. Aber ich will es wieder gutmachen." Bei dem darauffolgenden Hundeblick war Laura eigentlich schon umgestimmt, aber sie wollte ihn noch ein bisschen zappeln lassen. Der Plan scheiterte als Tarek ihr immer näher kam und plötzlich so nah an ihr stand, dass die durchweichten Klamotten der Beiden aneinander klebten. Vorsichtiger als sonst beugte sich Tarek zu ihr runter und steckte mit einer Hand eine Haarsträhne hinter ihr Ohr, während er mit der anderen ihren Arm entlang fuhr.

„Darf ich?" flüsterte er und allein sein warmer Atem auf ihren Lippen vernebelte Laura alle Sinne. Sie befürchtete dass ihr Nicken so unscheinbar war, dass er es nicht wahrgenommen hätte, aber kurz darauf lagen Tareks volle Lippen auch schon auf ihren und sein einer Arm um ihre Hüfte während er sie sanft an die Küchentheke presse. Schnell schlang sie ihre Arme um seinen Nacken während er sie hochhob und auf der Theke wieder absetzte und sich zwischen ihre Beine stellte. Kurz unterbrach er den Kuss und lehnte seine Stirn an ihre.

"Danke, du wirst es nicht bereuen!"


Schampus und KoksWhere stories live. Discover now