Vivien

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Die nächsten Tage war Laura gefühlt mehr an Tareks Krankenbett als in der Notaufnahme. Zwar merkte man, dass es ihm von Tag zu Tag besser ging, aber so ganz fit war er eben doch noch nicht. Gedankenverloren schlich sie durch den langen Flur um zu Tareks Zimmer zu kommen, blieb aber kurz darauf stehen. Die Tür stand offen und Laura rechnete damit gleich die laute Lache von Bonez oder Gzuz zu hören. Allerdings war sie etwas verwirrt von den Besuchern, die sie nun vom Türrahmen beobachten konnte. Eine attraktive junge Krankenschwester, die sogar in diesen unsexy Lappen von Kleidung aussah wie ein Victoria Secret Model hing über Tareks Bett und erneuerte gerade die Schmerzmittel, die Tarek über eine Infusion bekam. Dabei kicherte sie und warf ihre gelockten blonden Haare über die Schulter. Auch Tarek lachte und unterhielt sich offensichtlich blendend mit ihr.

Laura hob skeptisch eine Augenbraue und räusperte sich dann um die Aufmerksamkeit der Beiden zu bekommen. Die Blondine zuckte kurz zusammen und drehte sich dann mit einem strahlenden Lächeln zu Laura. „Sie können wieder gehen, ich hab alles unter Kontrolle!" Mit einem ebenso falschen Lächeln antwortete Laura „Ich bin privat hier!" und lief dann auf Tarek zu, der etwas verwirrt zwischen den Beiden hin und her sah. Als er ihre Hand nahm und Laura diese gleich wieder entzog schaute diesmal die Blondine etwas verwirrt in die Runde. „Tarek, sind Sie sich sicher?" fragte sie dann und tat so als wäre Laura nicht zurechnungsfähig. „Vivien, du kannst bleiben und noch bisschen mit uns quatschen." Antwortete der schmunzelnd und sie fing wieder an zu Kichern, anscheinend weil er sie beim Vornamen genannt hatte. Laura dagegen öffnete überrascht den Mund, zog sich dann allerdings den Stuhl von der Wand ran und schwieg. „Wie war dein Tag?" fragte Tarek sie lächelnd, so als würde nicht Vivien neben ihm stehen und ihn anhimmeln. „Anscheinend, nicht so gut wie deiner!" antwortete Laura kühl und beobachtete dann wie Vivien sich ebenfalls einen Stuhl nahm und sich ganz nah an Tareks Bett setzte. Tarek bekam diese Annäherungsversuche anscheinend nicht mal mit und lächelte Vivien nett an. „Was ist denn dein Lieblingslied von uns?" fragte er die junge Frau dann und Laura fing an sich komplett verarscht zu fühlen. „Ficki Ficki..." sagte sie glockenhell und tätschelte Tarek am Arm. Augenverdrehend widmete sich Laura ihrem Handy, so hatte sie sich ihre wertvolle Mittagspause nicht vorgestellt.

„Tarek mein Schatz!" klang plötzlich eine andere Stimme durch den Raum und plötzlich stand eine etwas ältere Dame im Zimmer und lief auf das Bett zu. Verwirrt starrte Laura sie an und verfolgte jede Bewegung. „Mama!" entgegnete der Angesprochene bloß glücklich und zog die Frau so gut es ging in seine Arme. Das plötzliche Schluchzen verunsicherte nun alle Personen im Raum. „Mama, nicht weinen! Mir geht's doch wieder halbwegs gut..." streichelte Tarek beruhigend ihren Rücken. Kurz herrschte Stille im Raum und Tareks Mutter hatte sich gerade wieder beruhigt als auf einmal Vivien aufsprang und sich vorstellte. „Hi, ich bin übrigens Vivien!" schnell nahm sie die Hand von Tareks Mutter und schüttelte diese hektisch. „Tarek? Hast du mir etwa verschwiegen, dass du eine Freundin hast?" lächelnd zog die Dame Vivien in eine herzliche Umarmung. Laura war zu diesem Zeitpunkt schon längst sprachlos. „Nein Mama, Vivien ist nich-..." „Sie sind ja ein hübsches Ding, Vivien!" unterbrach ihn seine Mutter und drehte sich dann zu Laura um, die sich nicht sicher war ob irgendein Wort aus ihrem Mund kommen würde. „Laura." Stellte sie sich heiser vor. „Ich...ich muss jetzt gehen." Flüchtete sie schnell aus dem Raum und hörte Tarek noch ihren Namen rufen, aber irgendwie war ihr das grad alles zu viel. Sie wusste gar nicht genau warum, aber allein der Gedanke an Vivien brachte sie auf die Palme.

Genervt setzte sie sich in die kleine Cafeteria und trank einen Kaffee während sie kurz durch Instagram stalkte. Tarek hatte gestern ein Foto aus dem Krankenhaus hochgeladen und gerade als Laura interessiert in der Kommentarspalte rumscrollte stach ihr ein Kommentar von einer gewissen ViviXx98 ins Auge. „Sogar im Krankenhaus sexy!" Wütend war Laura kurz davor ihr Handy aus dem Fenster zu werfen als der Stuhl neben ihr weggezogen wurde und sich jemand an den Tisch setzte. Überrascht stellte sie fest, dass ihr Freund in seinem dünnen Hemdchen sie fragend anguckte.

„Was ist los, Kleines?" fragte er besorgt und am liebsten wollte Laura ihm ins Gesicht schreien, dass sie übermäßig eifersüchtig war. Stattdessen musste eine Ausrede her. „Ist egal, hab keinen guten Tag. Arbeit nervt." Fast wäre ihr Vivien statt Arbeit herausgerutscht. „Ist es wegen Vivien?" fragte Tarek vorsichtig und rückte sich zurecht. „Solltest du nicht oben sein und dich ausruhen?" wich Laura aus und vermied es ihm in die Augen zu gucken. „Ich scheiß grad mal auf meine Gesundheit. Ich will wissen, was los ist!" antwortete er streng und rückte näher an sie heran. Leise seufzte Laura auf und entschloss sich schweren Herzens dazu mal mit der Wahrheit herauszurücken. „Keine Ahnung. Vivien scheint dich ja echt zu mögen und ich hab das Gefühl du merkst manchmal gar nicht, wie du von anderen Frauen angesehen wirst und was aus denen wird, wenn du da nur zurück lächelst..." antwortete sie schwammig und wich seinem intensiven Blick aus. Allerdings griff er sofort nach ihren Hände und nahm sie in seine größeren. „Kleines, du hast immer noch nicht verstanden, dass du die Einzige bist die ich will oder? Dass da jede Vivien der Welt kommen könnte, aber sobald du im Raum bist seh ich nur noch dich. Dass du nicht nur meine Lieblingskrankenschwester bist, sondern auch ein fantastischer Mensch und ich würde dich gegen niemanden eintauschen wollen." Sagte er und in dem Moment wurde Laura bewusst, dass sie vielleicht etwas zu eifersüchtig war. „ Tut mir leid." Nuschelte sie und rückte noch näher an ihn heran. „Ist in Ordnung, solange du das auch so fühlst wie ich und mich dich jetzt küssen lässt." Meinte er und war dabei ihrem Gesicht schon gefährlich nahe. Unauffällig nickte Laura und schon lagen seine Lippen auf ihren während sie sich mit ihren Händen auf seiner warmen Brust abstützte. Plötzlich schoss sie zurück und schob Tarek von sich. „Scheiße, was soll denn jetzt deine Mutter von mir denken?" Leise lachte Tarek und zog sie zurück an seine Brust.

„Das hab ich ihr schon alles erklärt und sie meinte, dass sie eigentlich Angst hatte, dass ich mit Vivien zusammen wäre."


Schampus und KoksWhere stories live. Discover now