Delphine

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Nachdem sich Laura das ganze Frühstück über was anhören durfte, bezüglich ihres Knutschfleckes, machte sich die Gruppe danach fertig und fuhr in mehreren Gruppen zum Bahnhof in Westerland, der ja nicht weit entfernt war. Sie hatten die Roller natürlich schon vorher reserviert, weswegen die 6 Fahrzeuge jetzt schon geduldig auf sie warteten. Als endlich alles mit der Vermietung geklärt war und man sich auf eine Route geeinigt hatte wurden Pärchen gebildet. Dass Tarek und Laura auf einem Roller saßen war allen klar. Direkt neben ihnen Maxim und Caro, allerdings mit Caro auf dem Fahrersitz. Die war sich nämlich nicht mal sicher ob Maxim überhaupt einen Führerschein besaß. Bonez hatte auf jeden Fall keinen, weswegen er sich von Gzuz fahren ließ. Raf stieg auf einen der Roller und Rin setzte sich hinten drauf. Das Gleiche mit Nico und Maxwell. Onkel Baui wollte alleine fahren und zündete sich gerade eine an, als er den Helm auf hatte.

„Also Leute, wir fahren erst durch Rantum nach Hörnum, dort wird ein Kaffee bei „Möller's Anker" getrunken. Dann geht's am Rantumbecken vorbei in Richtung Morsum. Dort ist das Morsum-Kliff, da spazieren wir kurz. Dann geht's ab nach Keitum, wo wir in der „Kleinen Teestube" kurz Pause machen. Da hab ich immerhin meine Jugend verbracht. Nach der Pause geht's nach List und dort bekommt ihr dann bei Gosch euer erstes richtiges Fischbrötchen. Dann geht's zum Ellenbogen, ihr wisst ja alle was das ist. Dann pünktlich zum Sonnenuntergang auf den Leuchtturm und danach wieder nach Westerland." Klärte Laura gerade alle über den Plan auf. „Ich hab kein Wort verstanden, aber bin ready!" grölte Gzuz und drehte den Zündschlüssel worauf fünf weitere Motoren angingen. „Mir hinterher!" brüllte Tarek und Laura konnte sich gerade noch an ihm festhalten ohne runterzufallen. Man sollte meinen, dass so eine kleine Kiste nicht viel Antrieb hatte aber der Start war eben immer etwas wilder.

Nach einer halben Stunde gemütlicher Fahrt waren sie in Hörnum angekommen, was im Süden der Insel lag und ein kleines Idyllisches Örtchen war. Laura dirigierte die Gruppe zu „Möller's Anker" und nachdem alle geparkt hatten wurde sich in eine der gemütlichen Sitzecken geworfen. Küchenchef Thorsten Möller kam sofort persönlich an den Tisch, da wohl gerade noch nicht viel los war. „Laura?" hakte er überrascht nach nachdem er die junge Frau erkannt hatte. Tarek legte sofort besitzergreifend einen Arm um ihre Lehne was Laura nur kurz grinsen ließ. „Hey Thorsten!" winkte sie lächelnd und stellte ihn den anderen vor. „Das ist Thorsten, wir waren früher an einer Schule, aber er war zwei Jahre über mir und der totale Mädchenschwarm." Der Koch lachte nur verlegen und nahm dann die Bestellung auf. Bonez nahm ein Bier, der Rest Kaffee. Als Thorsten sich wieder vom Tisch entfernte drehte sich Laura lachend zum angespannten Tarek um. „Genug mit der sinnlosen Eifersucht?" hakte sie nach und strich ihm vorsichtig über den Oberschenkel. Kurz fiel Tareks Blick verwirrt auf ihre Hand dann aber wieder in ihr Gesicht. „Ich würde mal behaupten, dass es eh nicht dein Typ ist. Aber du anscheinend seiner..." murmelte er zum Ende hin schwach, was Laura kaum verstand, da der Rest der Gruppe mal wieder dermaßen laut war. „Du hast Recht, gar nicht mein Typ. Ich steh doch eher so auf temperamentvolle Südländer." Flüsterte sie beinahe und ließ ihre Hand gefährlich hoch wandern. Tarek hustete überrascht. „Baby, das würd ich lassen..." kam bloß heiser von ihm woraufhin Laura die Hand wegnahm.

Nachdem alle ihren Kaffee ausgetrunken hatten und Laura sich nochmal von Thorsten verabschiedet hatte stiegen alle wieder auf die Roller und es ging weiter nach Morsum. Allein der Weg am Rantumbecken entlang ließ der Gruppe die Augen groß werden. Die schmale Straße bot einen schönen Ausblick sowohl auf die See als auch auf die Dühnen und das relativ flache Wasser. Am Morsum-Kliff angekommen, war bei den meisten der Kaffee wieder durch, weswegen besonders Gzuz und Bonez beinahe zur Toilette rannten. Nico und Baui schlenderten den Beiden hinterher. Nach einiger Zeit, in der sich alle entleert hatten, gingen sie zum Kliff, das ebenfalls eine gute Aussicht auf das kalte Wasser bot. Stille war eingekehrt und jeder beobachtete einfach nur die See. Bonez hatte sich einen Dübel angezündet und bot diesen nun den Beifahrern an, weswegen Laura selbstverständlich auch einen Zug nahm. Nach weiteren 10 Minuten stiller Beobachtung brüllte Bonez auf einmal etwas Unverständiges und deutete auf die See. „Leute?! Ich mag high sein, aber ich hab grad voll den Delphin gesehen!" grölte er und klatschte Raf auf den Rücken, der schmerzhaft zischte. Laura fing an zu kichern. „Bonez, das sind Schweinswale und keine Delphine. Aber hast Recht, die sehen sich sehr ähnlich." „Wale? Hier?" fragte Maxim jetzt ungläubig und zog an der Lunte. „Ja, die sind eigentlich im Winter gar nicht hier, aber haben sich jetzt bestimmt hier her verirrt. Im Sommer haben wir echt viele davon!" erklärte Laura und animierte die Gruppe dann wieder zu den Rollern zu gehen. „Los, ab in meine Heimat!" rief sie und klatschte ihre Hand auf Tareks Hintern, welcher sich daraufhin überrascht zu ihr umdrehte. „Die Dame ist heute mutig oder was?" hakte er knurrend, dennoch grinsend, nach und zog sie dann an sich ran um sie innig zu küssen. Laura konnte nur grinsen und stieg dann hinter ihm auf den Roller.

Nach einer kurzen aber windigen Fahrt kamen sie vor der „Kleinen Teestube" an. Schnell ging Laura vor in das kleine friesisch eingerichtete Häuschen, da sie auch hier jemanden kannte. Die Inhaberin namens Gerda war damals die Mutter von Lauras bestem Freund gewesen und damit sowas wie ihre zweite Mutter. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt als aus besten Freunde mehr als Freunde wurden und Laura Gerdas Sohn Nils für ihren Umzug nach Berlin verließ. Über Nils machte sich Laura gar keine Gedanken. Alles was gerade zählte war die stämmige kleine Frau mit den grauen Haaren hinter der Theke: Gerda. Genau das rief Laura dann auch lautstark durch das mittelmäßig besetzte Café. Gerda blickte auf und man konnte die Tränen in ihren Augen auch erkennen als sie auf Laura zukam und sie dann in ihre Arme nahm. „Myn bern, was machst du denn hier?" rief sie aus und erstarrte als sie die große Gruppe hinter Laura sah. „Und wen hast du mir mitgebracht?" lächelte sie dann freundlich und ging zu den Männern und Caro um sie dann alle einzeln zu umarmen. Laura war immer noch sprachlos und so in Gedanken an ihre Jugend, dass sie nicht mehr zuhörte.

„Nils, guck dir an wer uns besuchen gekommen ist!"


Schampus und KoksWhere stories live. Discover now