Geduld

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Den Abend ließ die Gruppe noch entspannt ausklingen. Morgen mussten Laura und Caro eh wieder arbeiten und die Jungs wollten sich mal wieder ins Studio begeben. Tarek hatte beschlossen bei Laura zu schlafen und Maxim war wohl auch nicht ganz abgeneigt hier unterzukommen. Gegen 20 Uhr Abends verabschiedeten sich die 187er Jungs und die Bietigheimer. Gzuz nahm sich Tarek noch einmal zur Brust und verdeutlichte ihm, dass wenn er nochmal Scheiße bauen würde, es dann Stress gäbe.

Zwar hatte Laura morgen Mitteldienst, allerdings waren die letzten Tage anstrengend genug, weswegen sie relativ früh ins Bett wollte. Tarek folgte ihr natürlich ohne Widerrede. In ihren Schlafsachen kuschelte sie sich zu Tarek ins Bett, der bereits sanft lächelnd auf sie wartete und sich als Kissen anbot. Laura ergriff die Gelegenheit und legte ihren Kopf auf seine nackte Brust um ihn dann von dort zu beobachten. „Na Kleines, worüber denkst du nach?" Fragte er und strich mit seiner Hand vorsichtig über ihre Haare um dann einige Strähnen zwischen seine Finger zu wickeln. „Nichts bestimmtes, ich bin nur froh, dass du hier bist und nicht irgendwo erfrierst." Grinste sie ihn frech an und wurde dafür von Tarek in die Hüfte gekniffen. Schnell umarmte sie ihn und legte sich dann mit ihrem ganzen Oberkörper auf seinen. Tarek legte beide Arme um sie und hielt sie fest, sodass sie nicht von ihm herunter fiel. „So könnte jeder Abend enden..." murmelte er und zog sie ein Stück zu sich hoch um sie zu küssen. Nach einer kurzen Make Out Session löste sich Laura von ihm. „Wir sollten schlafen, wir haben morgen Beide zu tun!" Nuschelte sie und ließ sich wieder neben ihn fallen. Zustimmend brummte er und legte erneut einen Arm um ihre Hüfte. Laura merkte nur noch wie er sein Gesicht in ihren Nacken drückte und dann fielen ihre Augen zu. Am nächsten Morgen wurde sie vom Zuschlagen der Haustür geweckt. Caro war mal wieder zu spät losgegangen. Müde erhob sich Laura und beobachtete den schönen Mann in ihrem Bett kurz. Vorsichtig strich sie über seine Schläfe und ging dann ins Bad. Nach einer halben Stunde war sie bereit zu gehen und wollte sich kurz noch von Tarek verabschieden. Der schlief immer noch tief und fest, weswegen Laura ihm nur einen kleinen Kuss auf die Wange drückte und dann ins Krankenhaus fuhr.

Dort war mal wieder die Hölle los. Verzweifelte Väter mit ihren Kindern, Jugendliche die am Wochenende mal wieder übertrieben hatten und die üblichen Fälle. In der Notaufnahme stapelten sich die Fälle und nachdem Laura gerade mal zwei Stunden im Dienst war lief ihr der Schweiß schon aus allen Poren. „Das kann doch nicht euer Ernst sein!" Fluchte sie nachdem sie sich in den Finger geschnitten hatte und das Blut dann auch noch auf ihre weißen Schuhe tropfte. Schnell holte sie sich ein Pflaster und überdeckte die Stelle damit nur um dann zum nächsten Patienten zu rennen, der eben erst eingeliefert wurde. Dass sich um den Patienten herum bereits einige Azubis sammelten ließ Laura etwas hektischer zu ihm rennen. Als sie dann aber vor der Liege stand und in das Gesicht des neuen Patienten starrte wurde ihr beinahe etwas schlecht. „Fuck! Wir brauchen einen OP!" Rief sie in den Gang und hoffte auf eine schnelle Rückmeldung. „Tarek? Kannst du mich hören?" Fragte sie und vergass gefühlt alles was sie mal gelernt hatte im Umgang mit Notfallpatienten. Der Angesprochene nickte leicht und schenkte ihr trotz seines miserablen Zustands noch ein lächeln. „Okay, bleib wach, bitte." Verzweifelt folgte Laura den zwei Männern, die ihren Freund gerade hektisch in Richtung OP schoben. 

„Eventuelles Polytrauma!" Rief einer der Männer einem anderen zu und Laura war kurz davor in Tränen auszubrechen. „Tarek bitte!" Schluchzte sie tränenlos. „Sind sie die Frau?" Fragte eine kompetent aussehende Frau die Laura schon mehrfach gesehen hatte, aber sie kannte ja nun auch nicht jeden im Krankenhaus. „Freundin." Bekam sie gerade so heraus und bekam ein bemitleidendes Lächeln von ihrem Gegenüber. „Ich weiß, dass wird jetzt schwer, aber solange sie im Dienst sind müssen sie leider weiterarbeiten. Ich gebe ihnen aber Bescheid, wie es ihm geht." Beinahe mütterlich tätschelte sie Lauras Schulter und ließ die kurz vorm Kollaps stehende Frau dann alleine im Gang stehen. Als sich Laura nach einigen Minuten wieder gesammelt hatte schickte sie sofort eine SMS in die gestern Abend gegründete WhatsApp Gruppe in der alle wichtigen Personen drin waren. 

„Tarek hatte anscheinend einen Unfall. Er liegt bei mir im Krankenhaus. Kommt einfach rum sobald ihr könnt."


Es war keine halbe Stunde vergangen in der sich Laura leider nur mittelmässig auf ihre Patienten konzentrieren konnte, da standen Maxim und Nico schon vor ihr und starrten sie mit großen Augen an. „Was zur Hölle ist passiert?" Fuhr Nico sie an und entschuldigte sich im gleichen Moment wieder. Laura nickte verständnisvoll „Ich weiß es auch nicht. Ich vermute mal ein Autounfall..." murmelte sie und musste sich zusammen reißen nicht wieder in Tränen auszubrechen. Hastig wischte sie sich das salzige Wasser aus dem Gesicht und wurde im nächsten Moment schon von Maxim in seine Arme gezogen. „Das wird schon, Tarek ist doch ein Tier!" Nun musste sogar Laura leicht schmunzeln. Als Maxim sie wieder losließ standen plötzlich die 187er und die Bieitigheimer vor ihr und redeten alle durcheinander. „Leute, ich weiß ungefähr so viel wie ihr, aber ihr müsst jetzt in den Wartebereich gehen, ich sag euch dann Bescheid!" „Ich denke das gilt auch für mich." Fragte Caro die gerade eben auch angekommen war und Laura schnell umarmte. Nach unruhigen 90 Minuten die Laura versuchte nicht an Tarek zu denken, was ihr natürlich nicht gelang, kam die freundliche Frau von vorhin zurück. Beinahe aggressiv sprang Laura ihr entgegen. „Und? Wie geht's ihm?" Sie war kurz davor die etwas ältere Frau an ihrem Kragen zu packen. „Ich würde sagen den Umständen entsprechend. Ihr Freund hatte einen Milzriss. Es war kein ganz schlimmer, aber trotzdem wird er wohl etwas länger hier bleiben müssen." „Können wir zu ihm? Ist er wach?" Eigentlich hätte sie sich alle diese Fragen selbst beantworten können, allerdings war ihr Gehirn auf Durchzug gestellt. „Er ist im Aufwachraum. Haben sie noch kurz Geduld!" Genau das erzählte Laura dann auch der müden verzweifelten Gruppe im Wartezimmer. Erleichtert darüber, dass Tarek wenigstens noch unter ihnen weilte ging die Hälfte erstmal eine rauchen. Nach weiterer furchtbarer Zeit des Wartens wurde Laura mitgeteilt, dass sie jetzt zu Tarek könnten, auch wenn dieser wohl noch voll auf Schmerzmitteln war. Die ganze unruhige Gang machte sich auf den Weg zu Tareks Zimmer und gingen alle gleichzeitig rein. Laura stürzte voran auf sein Bett zu und da lag er. Blasser als sonst, die Augen nur halb geöffnet, aber wie immer ein charmantes Lächeln auf den Lippen.


„Alter, du Hund! Was machst du nur?" Fragte Raf und strich sich besorgt durchs Gesicht. „Mir geht's doch gut, Leute!" Antwortete Tarek, aber mehr als ein Flüstern kam kaum heraus. „Junge, du bist volle Kanone auf Schmerzmitteln. Wir wollten nur nach dir gucken! Lassen dich jetzt auch mal mit deiner Lady allein." Antwortete Gzuz und packte dann Bonez, Raf und schob Maxwell zur Tür raus, die Tarek nochmal zuwinken. Rin, Bausa und Caro wollten auch gerade den Raum verlassen, da räusperte sich Tarek und hielt die Beiden auf. „Baui, ich weiß es war stressig zwischen uns, aber mein Auto ist im Arsch. Kannst du dich irgendwie darum kümmern?" Fragte er wehleidig und erhielt sofort ein Lächeln von Bausa zusätzlich zu einem Versprechen, dass der Audi versorgt wäre. Dann waren nur noch Tarek und Laura im Raum und es herrschte Stille, bis Laura wieder anfing zu weinen, wenn auch leise. „Baby, was ist denn?" Fragte er schnell und griff nach ihrer Hand. „Tarek, man. Ich hab dich grad erst zurück und schon baust du wieder scheiße. Ich hab mir Sorgen gemacht!" Schnell nahm Tarek Lauras Hand zu seinem Mund und drückte einen Kuss auf den Handrücken um sie zu beruhigen. „Der Bastard hat mir die Vorfahrt genommen und ist dann abgehauen als ich geg-... Was ist das?" Fragte er und deutete mit großen Augen auf Lauras Pflaster von heute morgen. „Tarek?! Ich hab mich geschnitten mehr nicht. Du liegst hier im Krankenhaus!!!" Grinsend hielt er weiter ihre Hand fest und bevor ihm vor Erschöpfung die Augen langsam wieder zu fielen hörte Laura nur noch einen Satz:


„Na wenigstens bist du bei mir."

Schampus und KoksWhere stories live. Discover now