Die Verzweiflung

4.1K 221 19
                                    

-Was mach ich denn nun...- grübelte ich als ich am Bettrand saß und aus dem Fenster sah. Bill schlief seit einigen Stunden, mittlerweile ging sogar die Sonne unter. Ich hatte keine Chance den Raum zu verlassen, noch sonst irgendetwas zu tun. Würde ich ihn nun aufwecken, wäre er sicherlich wütend. -Das kann ich mir einfach nicht leisten, jetzt wo er mich gerade mal halbwegs human behandelt...- ich sah zu ihm rüber und mir stiegen Tränen in die Augen. -Was Mabel, Ford und Stan wohl gerade machen? - traurig seufzte ich.

Vorsichtig schob ich den Dämon an die gegenüberliegende Bettkante. Langsam wurde es Nacht und durch die Wunde an meinem Kopf hatte ich fürchterliche Kopfschmerzen. Ich wollte nur noch schlafen.

Doch mit IHM in einem Bett schlafen?! Erneut seufzte ich. -Habe ich denn eine andere Wahl? Nein, und es ist breit genug ich kann genügend Abstand von ihm halten.- redete ich mir ein als ich es mir bequem machte und mir die Decke über den Kopf zog. Meine Sachen behielt ich weiterhin an, sonst hätte ich mich noch unwohler gefühlt.

Ich drehte mich mit dem Rücken zu Bill und schlief ein.

Bill o.v

-Gott was war das... fühlt sich so tatsächlich schlafen an? - langsam kam ich zu Bewusstsein. -Man kann in dieser Phase ja tatsächlich Garnichts mehr kontrollieren... verdammte Menschengestalt...- mittlerweile begann ich mich leicht zu bewegen, es dauerte eine Weile eh alle meine Sinne wiederkehrten. Vorsichtig öffnete ich meine Augen, ich musste den ganzen Tag und die ganze Nacht durch geschlafen haben. Vor mir erhob sich ein Decken Haufen den ich fest mit meinen Armen umschlang. Es war so bequem und fühlte sich so angenehm an. -diese Gestalt ist wohl doch gar nicht soo schlecht, Bequemlichkeit ist eine wunderbare Eigenschaft- dachte ich als ich mein Gesicht in die Decke schmiegte.

Dipper o.v

Die Sonne schien mir ins Gesicht als ich sanft blinzelnd erwachte. Irgendetwas übte druck an meiner Hüfte aus. Verschlafen sah ich an mir herunter. Doch plötzlich war ich putzmunter, es klammerte sich ein Arm um mich herum und ich spürte ein leichtes Reiben an meinen Schulterblättern.

-Was verdammt macht er da? Kuschelt er etwa mit mir? - plötzlich spürte ich einen Tritt in meinem Rücken und landete auf dem Boden. "Was sollte das denn?!" schrie ich wütend. "Was machst du in meinem Bett?!" fuhr mich Bill mit glühend roten Augen an. Ich hatte Angst, doch ich war es leid sie ihm zu zeigen. "Bist du bescheuert?! Du hast mich hier in diesem Raum eingeschlossen schon vergessen?!" schrie ich ihn an. "Wie sprichst du mit mir?!" zischte er mich an als er auf mich zu kam und meinen Hals ergriff. Ich rang nach Luft.

Er drückte immer fester und hob mich in die Luft, ich griff nach seinen Armen und versuchte ihn von mir zu lösen doch es gelang mir nicht, ich war einfach zu schwach. Er starrte mir ins Gesicht und als ich mein Schicksal akzeptiert hatte, starrte ich selbstsicher zurück. Doch schlagartig änderte sich die Farbe seiner Augen und seine vorher Wutverzerrten Gesichtszüge wandelten sich in einen Ausdruck des Schreckes. Er lies mich fallen und griff sich an den Kopf. "Es tut mir leid, es tut mir leid, es tut mir leid..." murmelte er während ich keuchend auf dem Boden zusammensackte.

Schnell stürmte er aus dem Raum und lies die Tür offen stehen.

Vorsichtig griff ich mir an die Brust und hustete um meine Lungen wieder in Gang zu bekommen. Mein Herz raste und mein Hirn versuchte den Vorfall zu verarbeiten, doch ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Als ich endlich wieder eine geordnete Atmung aufweisen konnte rappelte ich mich auf und sah vorsichtig aus der Tür. Bill war spurlos verschwunden. Ich suchte im kompletten Haus doch er war nirgendswo zu finden. Ich ging zurück in das Zimmer um auf ihn zu warten. Doch er kam nicht.

Die Mittagssonne schien bereits durch das Fenster doch noch immer lag das Haus in einer eisigen Stille. Ich rappelte mich erneut auf um nach ihm zu suchen. Doch ich war wirklich noch immer alleine –Wo ist er nur hin? - dachte ich mir als ich durch die weiten Flure lief. Ich machte Stopp an der Tür zur Küche. Ich hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen, also sah ich nochmal in der Küche nach ob ich nicht vielleicht doch etwas zu essen finden könnte. Doch Fehlanzeige, die Regale und der Kühlschrank waren noch immer leer. -Verdammt- Ich lief weiter durch das große Haus. 

-Wenn er nicht da ist...dann ist das doch meine Chance nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen?!- kam mir plötzlich die Idee und ich begann die Fenster und Türen zu kontrollieren, doch alle führten nur in die blauen Weiten des Himmels. Ich öffnete die Ausgangstür und setzte mich auf die Türschwelle während ich meine Beine in den Wolken baumeln lies. -Der Sonnenuntergang ist heute so Wunderschön, ob Mabel ihn auch gerade ansieht? 

Früher haben wir dies immer gemeinsam gemacht...- melancholisch blickte ich noch ein paar Minuten in die Ferne. -Ich muss zu ihr zurück! - entschlossen ballte ich meine Fäuste, stand auf und schloss die Tür. "Was hat Cipher gesagt? Wir sind 7 km im Himmel?" tuschelte ich zu mir selbst. "Runterfallen lassen fällt also schon mal aus... Hat er vielleicht einen Fallschirm?" ich begab mich auf die Suche und wühlte in allen Kisten und Schränken die ich finden konnte.

Doch leider konnte ich nichts finden was mir helfen konnte. Ich lies mich auf das Sofa vor dem noch leicht klimmenden Kamin fallen. Mein Magen schmerzte vor Hunger und Bill war noch immer nicht aufgetaucht. Es war mittlerweile tiefste Nacht. Zumindest sah es so aus, da die Sonne völlig untergegangen war, doch genau sagen konnte ich es nicht. Denn hier gab es keinerlei Uhren.

"Warum auch, einen unsterblichen Dämon kann die Zeit ja völlig egal sein." sagte ich zu mir selbst. "Diese stille ist unerträglich..." seufzte ich als ich mich tiefer in das Sofa drückte.

Als ich am nächsten Morgen meine Augen aufschlug, befand ich mich noch immer auf dem Sofa. Ich musste einfach nach einer gewissen Zeit weggenickt sein, hoffnungsvoll richtete ich mich auf und sah mich um. Doch es war noch immer so verdammt still, das einzige was ich hören konnte war mein knurrender Magen. "Wenigstens unterhältst du dich mit mir..." scherzte ich schmerzhaft. -So dumm es auch klingen mag, du musst zugeben das du den Dämon vermisst, wäre er hier hättest du etwas zu essen.- "Ach halt die Klappe" sagte ich zu meinem Hirn. "Ich bin froh endlich mal nicht behandelt zu werden wie ein Sklave und ich muss auch endlich keine Angst haben was Falsches zu tun und dafür getötet zu werden..." redete ich weiter. "...Omg Dipper du fängst an mit dir selbst zu reden... diese Stille macht dich noch Irre" ich schüttelte meinen Kopf ehe ich mich wieder zur Haustür begab und meine Beine baumeln lies. "Wo steckst du nur Bill?" fragte ich in die Weite des Himmels.

Heute waren kaum Wolken am Himmel und ich konnte immer mal wieder einen Blick auf Gravity Falls erhaschen. Viel erkennen konnte ich nicht, dafür waren wir einfach zu weit oben, doch es war wirklich schön es einfach mal wieder sehen zu können.

Erneut verging ein Tag an dem ich ganz allein war und auch der nächste Tag änderte nichts an meiner Einsamkeit.

Schniefend lag ich in dem großen Bett. -Was ist, wenn er nicht zurückkommt? Werde ich hier oben sterben? -

Ich blickte auf das Dreieck an meiner Schulter und erinnerte mich an Bills Worte: "Du bist nun an mich gebunden, ich weiß immer wo du dich aufhältst. Und ich weiß auch wenn dir etwas passiert."

Rache ist süß.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt