Die Rettung

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"Das ist es!" rief ich in die weiten leeren Hallen des Anwesens. "Wenn du nicht freiwillig zu mir kommen willst, dann zwing ich dich eben dazu. Und wenn ich dabei drauf gehen sollte. Es ist besser als hier oben zu sterben." sagte ich entschlossen als ich die Haustür öffnete.

Der leichte Wind wedelte mir bestärkend durch mein Haselnussbraunes Haar. Ich drehte mich um und ließ mich einfach nach hinten fallen.

Als ich spürte wie meine Füße den Boden völlig verließen, schloss ich meine Augen und wartete auf den Aufprall. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit und ich kam dem Erdboden immer näher.

"Du Idiot!" hörte ich in meinem Ohr als ich von zwei schlanken Armen umgriffen wurde.

Nur zwei Sekunden später prallten wir auf einer Wasseroberfläche auf. Doch ich spürte keinen Schmerz. Ich spürte Garnichts.

Bill o.v

"Wach auf!" schrie ich den leblosen Jungen immer wieder an, nachdem ich ihn aus dem Wasser gezogen hatte. Ich kniete mich neben ihm und hob sein Gesicht leicht an. "Bitte steh auf..." tränen rannen über meine Wange und brannten sich förmlich einen Weg über mein Gesicht.

Dieses schmerzliche Gefühl zerriss mich innerlich, doch darüber konnte ich jetzt nicht nachdenken. "Bitte Pinetree..." ich legte meine Stirn auf seine und schluchzte tief.

Ich strich seine nassen Haare aus dem Gesicht und starrte ihn Hoffnungsvoll an, doch er regte sich nicht. Von Puls und co. hatte ich keinerlei Ahnung also wartete ich und drückte ihn nur immer fester an mich, bis ich letztendlich ein sanftes Keuchen bis hin zum anschließendem Husten vernahm. Schnell legte ich ihn wieder ab und starrte ihn Hoffnungsvoll an.

Langsam öffnete er seine Augen und sah mich an. "Bill..." stammelte er leise. Vor Freude umarmte ich ihn hastig doch lies ihn sofort wieder zu Boden gleiten. "Was verdammt hast du dir dabei Gedacht?!" knurrte ich ihn mit noch immer Tränen gefüllten Augen an. -Was ist das für ein Gefühl?! Ich würde ihn am liebsten auf der Stelle umbringen aber ich freue mich auch so unglaublich das er noch lebt- angestrengt fuhr ich mir durch die Haare. Die letzten Tage wurde ich mit Menschlichen Gefühlen immer mehr überflutet und nun drohte alles in mir zu eskalieren.

-Reiß dich zusammen, Pinetree braucht dich jetzt! - Ich wandte mich ihm wieder zu, er hatte sich mittlerweile aufgerichtet und hustete. "Wie dumm kann ein einzelner Mensch nur sein sich einfach so in den Tod zu stürzen?!" warf ich ihm vor. Doch er umarmte mich nur. Ich spürte wie seine Tränen auf meinen noch immer nassen Frack landeten. Völlig überrumpelt von seiner Reaktion brauchte ich eine Weile um die Umarmung zu erwidern.

"I-ich b-bin so froh dich zu sehen..." schluchzte Pinetree während er sich noch immer fest an mich klammerte. "Froh?" stammelte ich. "Du bist froh MICH zu sehen?" fragte ich vorsichtig. Pinetree antwortete nicht aber ich spürte wie er sanft nickte als er sein Gesicht noch tiefer in meiner Schulter vergrub.

Ich packte ihm an die Schulter und drückte ihm ein Stück von mir weg um ihm ins Gesicht sehen zu können. Mit dem Handrücken wischte er sich die Tränen aus dem Gesicht. "Gehts dir gut?" fragte ich ihn. -Diese Frage ist so dämlich, natürlich geht es ihm nicht gut... Aber Menschen stellen sie ständig, also muss ja irgendwas dran sein-

"Ich denke schon, nur Kopfschmerzen." sagte Pinetree leise. "Gut, ich bring dich weg." sagte ich während ich aufstand und ihm meine Hand reichte. "Lass mich nicht wieder allein!" schrie er mich plötzlich an und starrte mir flehend in die Augen. Ich spürte einen starken schmerz in meinem Herzen, erneut überflutete mich eine Welle an Gefühlen aller Art. Verzweifelnd stützte ich meine Hände an meinen Kopf. "Ich muss es tun..." ich drehte mich um. "Warum?" wieder rann ein Meer von Tränen über Pinetrees Wangen. "Weil ich das alles nicht mehr aushalte!" schrie ich als meine Augen begannen rot zu glühen.

Dipper o.v

Als er vor mir stand und mich anschrie zuckte ich zusammen. Die Erinnerung seines letzten Wutanfalls kam wieder in mir hoch. Ich konnte seine Augen nicht sehen, doch ich wusste das sie so hell leuchteten als könnte man durch sie hindurch direkt in die Hölle sehen. Bill stürmte wortlos los und die Bäume die in seinem Weg standen fielen vor ihm einfach zu Boden ohne auch nur einen Widerstand zu leisten. Schnell rappelte ich mich auf und folgte ihm. "Was ist los Bill?!" rief ich ihm hinterher. "Verschwinde!" erhielt ich nur als Antwort doch ich lies mich nicht davon abhalten ihm weiter zu folgen.

Ich sah ihn schon kaum noch, da hörte ich einen schmerzerfüllten Schrei. Ich versuchte noch schneller zu rennen, so schnell mich meine müden und erschöpften Beine noch tragen konnten.

Dort stand Bill mitten auf einer Lichtung im Wald. Doch er sah nicht mehr aus wie vorher. Aus seinem Rücken ragte nun zwei weitere paar Arme, seine Haare glühten wie Feuer und das erschreckendste war, dass sein Oberkörper sich von seinem Unterkörper gelöst hatte und nun mehrere Zentimeter Abstand dazu hielt.

(Bildquelle: Tumblr, Artist: learoodle)

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(Bildquelle: Tumblr, Artist: learoodle)

Diese Gestalt hatte er damals im Seltsamageddon bereits angenommen, doch in menschlicher Gestalt war es noch etwas furchtbarer anzusehen.

"Bill! Was ist los mit dir?!" rief ich ihm zu. Er drehte sich um und ich spürte wie sich seine Blicke in meinen Körper bohrten. Wir standen mehrere 100 m voneinander Entfernt, langsam schritt ich auf ihn zu. "Ich halte das nicht mehr aus!" schrie er so fürchterlich laut und schmerzerfüllt. "Was hältst du nicht mehr aus?" wieder ging ich einige Schritte näher. "Diese... GEFÜHLE!! Das ist unerträglich! Es ist als wären 1000 Stimmen in meinem Kopf!" da verstand ich es. Wir Menschen lernen Gefühle von Zeit zu Zeit zu zuordnen und damit umzugehen. Doch er hat in den Tausenden von Jahren die er bereits lebt noch nie etwas Gefühlt. "Ich kann dir helfen!" rief ich ihm besänftigend zu. "Wie willst du Wurm mir helfen!?" fuhr er mich an.

Ich überwand nun auch die letzten fehlenden Meter. Bill starrte mich noch immer an und kämpfte scheinbar mit sich selbst nicht alles um sich herum in Schutt und Asche zu legen.

Vorsichtig griff ich nach seiner Hand und umfasste sie fest. Seine Hände waren heiß wie Feuer, doch ich ließ ihn nicht los. "Lass mich dir helfen" sagte ich mit zittriger Stimme während ich die Zähne zusammen biss um die Schmerzen zu ertragen. "DEAL?!" schrie ich ihn an.

Bill kehrte allmählig wieder zu seiner normalen Form zurück und antwortete leise "Deal. Danke Pinetree..." Er griff meine Hand fester und drückte mich an sich und schon verschwamm die Welt um uns herum.

Kurz darauf standen wir wieder in den mir allzu Bekannten weiten, kalten Fluren.

"So, nun... wie willst du mir helfen?" fragte mich Bill während wir noch immer ziemlich eng aneinander gedrückt dort standen. Peinlich berührt wich ich einen Schritt zurück.

"Könnten wir vielleicht erst einmal etwas essen? Ich habe wahnsinnigen Hunger." sagte ich verlegen. Bill nickte stumm und wir gingen gemeinsam in die Küche. 

Rache ist süß.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt