Changbin

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Überall waren Geräusche. Unter mir. Neben mir. Über mir. Stimmen, die auf mich einredeten. Die mir alle meine Fehler aufzählten und mir die Schuld für alles gaben.

Ich musste hier raus. Sofort.
Ich befand mich in einem kleinen Käfig. Männer hatten mich wie einen streunenden Hunde hier hinein gesteckt und ließen mich nicht gehen. Ich hatte keine Ahnung, wie lange ich schon da gewesen war, aber ich musste weg. Am besten sofort.

Zu meinem Glück war gerade niemand in der Lagerhalle, außer mir und einem großen Wachhund. Der unfairer Weise nicht in einem Käfig war.

Täglich, meistens zwei Mal, hatten die Männer mich heraus geholt und hatten mich in Läden einbrechen lassen. Dementsprechend also immer nachts. Ich weiß nicht, wie viel ich mittlerweile gestohlen hatte und wie wenig ich tatsächlich davon abbekommen hatte.

Ich hatte einfach nur, wie immer an meiner Lieblingshausecke geschlafen und bekam von zwei Fremden Männern einen Schokoriegel. Ich wusste, man hatte mir immer gesagt, dass ich nichts annehmen sollte, doch das war etwas anderes gewesen. Wenn man auf der Straße lebt, fängt man an, einige Dinge anders zu sehen, alleine schon, weil man überleben möchte.

Ich nahm den Schokoriegel also dankend an und die Männer verließen mich. Ich dachte mir nichts dabei und aß ihn innerhalb zwei Minuten ganz auf. Mein Hunger war unmenschlich groß gewesen.

Was danach passierte ist wohl offensichtlich. Ich bekam mit einem Mal nichts mehr mit, war ohnmächtig, da irgendwas in diesem Schokoriegel gewesen ist und aufgewacht bin ich hier. In diesem Käfig.

Einige Male hatte ich schon versucht, auszubrechen, doch die Männer waren nie weit genug weg gewesen und hatten mir alles genommen, womit ich ein Schloss knacken konnte. Fast alles.

Das heute war meine Chance. Nur der Wachhund und ich. Ich konnte es also schaffen.
So vorsichtig und leise ich konnte, fischte ich den einzigen Gegenstand, der mir geblieben war aus meiner Hosentasche. Eine einfach Haarspange. Doch die genügte mir. Ich hatte sie irgendwann auf der Straße gefunden und als nützlich empfunden, also hatte ich sie mitgenommen.

Mithilfe der Spange konnte ich das Schloss des Käfigs mit einem leisen Knacken brechen. Sofort schnellte der Kopf des Hundes in die Höhe und er starrte mich aus seinen dunklen Augen an.

Stray Kids [skz]Where stories live. Discover now