Han

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Es war bereits nachts, als ich wieder in der Halle ankam, in der meine Clique und ich die Nächte verbrachten.

"Han, was dabei?" Brüllte man mir entgegen. Ich schüttelte betrübt den Kopf und zeigte meine leeren Hände.
Es verging ein weiterer Abend, an denen ich nichts zu essen dabei hatte oder Beute gemacht hatte.

In der Clique kannten wir unsere Vornamen nicht. Wir sprachen uns nur mit den Nachnamen an. Das hatte einen einfachen Grund. Ähnlich wie die Street Gangstas waren auch wir besonders gefürchtet in Busan. Einige aus der Gruppe hatten schon Menschen getötet.
Falls wir jemals gefunden werden würden, und man jeden von uns befragen würde, konnten wir keine Antworten geben, da wir ausschließlich die Nachnamen der besagten Personen kannten. Es gab in Korea viele Menschen die mit dem Nachnamen Kim geboren wurden. Würde man uns also nach einem Mitglied in unserer Clique fragen, das den Namen Kim trug, so konnten wir nicht mehr Auskunft geben. Es war zu unserem eigenen Schutz.

"Wozu bist du nochmal gut?" Fragte mich ein Junge und ging an mir vorbei. Dabei gab er mir eine leichte Backpfeife.

Das Leben auf der Straße war hart und schmerzhaft. Es verging kein Tag ohne Schmerzen. Doch ich hatte bereits vor drei Jahren aufgehört, mich zu beklagen und mich über jedes kleinste Geschenk gefreut.

Ein Komplize betrat die Halle und hielt zwei Plastiktüten hoch. "Hab ich so ner Alten abgeknüpft." Berichtete er stolz. In seiner Hosentasche befand sich ein Taschenmesser, das so positioniert war, als hätte er es in Eile eingesteckt und da wusste ich, dass er die Frau bedroht hatte.

Auch wenn es verlangt wurde, konnte ich es nicht. Ich konnte die Menschen nicht bedrohen und ihnen nichts wegnehmen. Auch wenn es um mein Überleben ging, konnte ich es nicht.

"Han kriegt heut nichts." Teilte der Typ dem Abkömmling mit, der mich geschlagen hatte. "Welcher?" Das war das einzige Problem an unserem System. Doch es war lösbar. "Der Dumme." Und sofort wusste der Typ, dass ich gemeint war.

Als ich neu hier war, hatte ich den Fehler gemacht, ihnen meine Geschichte zu erzählen. Seit dem verwendeten sie sie gegen mich. Hier war man ganz alleine. Es war ein Kampf mit sich selbst und den eigenen Emotionen.

Verletzt verschwand ich zwischen einigen Autos, die hier parkten und legte mich schlafen. Ich wollte den Tag einfach nur vergessen. Das wollte ich jedoch jeden Tag und nie funktionierte es.

Stray Kids [skz]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt