I.N.

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Ich war in einer Gruppe. Wie viele streunende Kinder. Ich war der jüngste. Trotzdem wurde ich gefordert und hatte meine Dienste zu leisten.

In anderen Gruppen ging es darum, die Menschen zu bedrohen, zu stehlen und sich zu nehmen, was sie brauchten. Anders als unsere Gruppe.

Wir waren einfach Bettler. Unsere Gruppe war zudem nicht groß, daher kannten die Menschen unsere Namen. Um es ihnen jedoch leichter zu machen, nannten wir nur die letzten zwei Buchstaben unseres Vornamens. So blieben wir gleichzeitig anonym.

Ich saß täglich an der selben Ecke und ich kannte wirklich viele Menschen, doch es gab nur zwei oder drei, oftmals Studenten, die mir ab und zu etwas Geld oder zu essen gaben.

Dementsprechend dünn war ich und dementsprechend hungrig waren wir alle.

Die Regeln in unserer Gruppe sind, dass wir das, was wir bekommen, nie sofort essen, sondern abends durch alle teilen. Generell teilen abends alle durch alle. So hat jeder gleich viel. Das Verhältnis in unserer Gruppe ist gut. Wir würden uns nie in den Rücken fallen und vertrauen uns gegenseitig blind.

"Was habt ihr heute bekommen?" Fragte unser Führer am Anfang.
"Ich habe zwei Brötchen und 3€. " Meldete ich mich stolz, da es tatsächlich ein guter Tag gewesen war. Ich erntete auch Anerkennende Blicke.
"Ich habe leider nichts bekommen." Meldete sich dann ein Junge von der anderen Seits unseres kleinen Tisches. Sofort wurde er von allen getröstet und wir versicherten ihm, dass das überhaupt kein Problem war.

Als ich später in meinem Schlafsack lag, jeder von uns hatte einen bekommen, da ein großzügiger Herr uns mal einige gespendet hatte, dachte ich nochmal über alles nach.

Es war nicht einfach, auf der Straße zu leben. Die Gefühle nagten permanent an einem und man fühlte sich durchgehend minderwertig. Aber mit der Gruppe, die ich gefunden hatte, hatte ich Trost gefunden und konnte wenigstens kleine Augenblicke genießen.

Ein guter Freund von mir tappte auf mich zu und setzte sich auf die Seite meines Schlafsackes.

"Alles in Ordnung?" Fragte ich gleich, nach dem er angekommen war. Er schluchzte und einige Tränen tropften auf meine Beine.
Sofort richtete ich mich auf und nahm ihn in den Arm. Ohne etwas zu sagen. So verharrten wir einfach.

Es gab auch diese Momente. Wo einfach alles zu viel war und man sich nicht alleine fühlen wollte.

Stray Kids [skz]Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon