{12} - Schlechte Nachrichten

298 13 0
                                    

Ich habe lange über Dannys Worte nachgedacht.
Natürlich kann ich ihm verstehen, doch kann er auch mich verstehen?
Das alles ist gestern Vormittag passiert, also genau vor 24 Stunden.
Da ich ein Feigling bin, habe ich mich nicht mehr zum Flugplatz getraut oder versucht Danny zu finden...
Evelyn und die anderen Mädels haben mich rausgeschickt, um für heute einen Kuchen zu besorgen.
Ich glaube, sie wollen einfach, dass ich am die frische Luft komme.

Ungeduldig wippe ich mit dem Fuß auf und ab, als ich auf den Kuchen warte und starre aus dem Fenster.
Wie werde ich reagieren, wenn Danny hier lang läuft?
»Hier. Bitteschön, Madame.«
Der nette Herr reicht mir einen Karton, den ich mit einem schwachen Lächeln annehme.
Als ich gerade aus der Tür gehe, erscheint vor mir ein blonder Kopf.
»Maddie?«
Blinzelnd sehe ich gegen die Sonne auf und erkenne, wie Joe mich mit einem leichten Lächeln ansieht.
»Hey Joe.«, murmle ich und wir beginnen neben einander zu laufen.
Plötzlich finde ich seine Gegenwart nicht mehr so schlimm...
»Soll ich dir das abnehmen?«
Er nickt zu dem Karton und ich übergebe ihm es ohne zu zögern.
»Danke.«, murmle ich bedrückt und sehe weiter gerade aus.
»Du und Walker...Habt ihr Probleme?«
A-ha.
So läuft das Spiel also...
Seufzend fahre ich mir durch die Haare, bevor ich den Blick zu Joe drehe.
»Ich glaube, du kennst die Antwort auf diese Frage schon.«
Er nickt und sieht auf den Kuchen-Karton.
»Na ja... Weil Danny total neben der Spur ist. Ich glaube du solltest mit ihm reden.«
Nachdenklich sehe ich Joe an, bevor meine Augen wieder auf dem Weg landen.
»Ich habe die Kraft dazu nicht.«, murmle ich und schließe kurz die Augen.
Neben mir kann ich Joe bei einem triumphierenden Lächeln erwischen, doch gerade ist es mir egal.
»Willst du vielleicht auch ein Stück Kuchen?«
Meine Frage scheint ihn wohl zu verwirren, da er mit hochgezogenen Brauen hin und her sieht.
»Wirklich? Aber natürlich!«
Er wirkt zufrieden, was mir ein leichtes Lächeln auf die Lippen zaubert.
»Du hast gelächelt! Ich habe dich zum Lächeln gebracht!«
Noch glücklicher, grinst er bis hinter die Ohren und meine Mundwinkel ziehen sich noch weiter auseinander.
»Danke Joe.«, sage ich und sehe ihn genau an.
Gerade bin ich sehr froh, dass er hier neben mir ist...

***

Nach dem Kuchen bin ich spontan mit Joe weggefahren und erkunde einfach Mal die Insel ein wenig.
Es gibt wirklich viele Verstecke und zwischen den Bergen passt ein ganzes Flugzeuges rein!
Lächelnd lehne ich mich an Joe, als er hinter dem Steuer über die Straßen fährt.
Ich merke, wie er rot wird.
»Danke für alles Joe...«, murmle ich und schließe kurz die Augen.
Der Mann neben mir ist Joe und nicht Danny.
Joe war an meiner Seite und hat mir geholfen... Nicht Danny.
»Ich gehe mit dir auf das zweite Date...«, sage ich plötzlich und Joe sieht zu mir.
»Wirklich?«
Ich nicke und er sein Grinse kehrt wieder zurück.
»Heute Abend?«
»Okay.«, zische ich, bevor ich die Augen öffne und erkenne, dass wir wieder in der Stadt angekommen sind.
Mehrere Menschen laufen entlang und ich ertappe mich dabei, wie ich nach einem braunhaarigen jungen Mann Ausschau halte.
»Danny geht nicht mehr raus. Entweder nur um zu Fliegen oder mit Gooz zu sprechen. Die meiste Zeit aber, bastelt er an deiner Maschine.«
Mein Herz rutscht mir in die Hose, als Joe mir davon erzählt.
Mein Maschine?
Ich sollte sauer sein, da ich sie eigentlich vollenden wollte, aber ich verspüre nur noch mehr Schuldgefühle.
Danny ist allein, während ich neben Joe sitze und sogar heute Abend mit ihm auf ein Date gehe...
Ich bin so eine schlechte beste Freundin...

***

Den Nachmittag verbringe ich mit Evelyn an der Nähmaschine, die wir im Haus gefunden haben.
Während sie geschickt die Stoffe zusammenlegt, verbinde ich sie ordentlich und am Ende halten wir schließlich ein.... Keine Ahnung.
Die Naht ist zwar ordentlich, aber es ist verwirrend.
»Ich glaube, wir haben versagt...«, murmelt Evelyn, bevor wir beide in lautes Gelächter fallen.
Als nächstes setzen wir uns mit einem Buch auf die Bank draußen und lesen was das Zeug hält.
Schließlich wird es langsam dunkel und ich beginne mich fertig zu machen.
Immerhin ist jetzt mein zweites Date mit Joe und das darf ich nicht versauen, immerhin habe ich es selbst vorgeschlagen.
Also schlüpfe ich in mein weinrotes Kleid und passende Schuhe, locke mein Haare, schminke mich und stehe bereit im Wohnzimmer, als Joe vor dem Haus hält.
Er strahlt über das ganze Gesicht, weshalb ich grinsend auf ihn zu gehe und in die Arme schließe.
»Bis später, Eve!«, rufe ich noch hinter her, bevor ich in Joe Wagen steige und wir los fahren.

Diesmal vergeht die Zeit besser und viel schneller, als gedacht.
Am Abend gehen wir dann noch an den Strand und reden über alles mögliche.
Irgendwann landet seine Hand auf meiner und ich ziehe sie nicht weg.
Als Joe sich nach vorne beugt, tue ich es ihm gleich und unsere Lippen treffen sich zu einem romantischen Kuss.
Seine Augen funkeln.
»Endlich.«, murmelt er, weshalb ein Lachen über meine Lippen dringt und ich kichernd zu Boden sehe.
»Darauf warte ich schon eine Ewigkeit.«, haucht er und zieht mich mit seinen Fingern noch einmal an sich heran.
Gemütlich lege ich mich auf seine Brust und gemeinsam sehen wir in den Himmel.
Sterne verzieren den pechschwarzen Hintergrund und ich frage mich, ob die Sterne uns ebenfalls beobachten.

***

Als wir gerade bei meinem Haus ein biegen, vergeht mir mein Lachen, als ich Dannys Fahrzeug vor der Tür stehen sehe.
Sofort rutscht mein Herz mir in die Hose.
»Soll ich mit rein kommen?«
Joe legt mir beunruhigt die Hand auf den Rücken, doch ich schüttle mit dem Kopf.
»Fahre du nur wieder los, ich schaffe das.«
Murmelnd steige ich aus und gehe langsam die Treppenstufen nach oben, als die Tür knallens aufgeht und Danny mit roten Augen heraus kommt.
Bei meinem Anblick zuckt er kurz zusammen.
Öffnet den Mund, doch schließt ihn wieder, als er von mir zu Joe sieht.
Angewidert lässt er den Blick über mich laufen, bevor er an mir vorbei stürmt und in seinen Wagen springt.
»Danny!«, rufe ich hinter her, doch er schießt aus der Einfahrt und verschwindet sofort.
Flink eile ich ins Haus, wo alle Mädels um Evelyn sitzen und sie im Arm halten.
Tränen verzieren ihr porzellaartiges Gesicht und sofort macht es Klick.
Rafe ist tot.
»Evelyn!«
Sofort stürze ich neben sie, als auch bei mir die Trauer in mir aufsteigt und Tränen sich in meinen Augen bilden.
Nein! Oh Gott bitte nicht!
Schluchzend und Schreiend windet sie sich, als wir sie beruhigen wollen und zuckt bei jeder kleinen Bewegung zusammen.
Danny!
Er ist vollkommen alleine!
Betty liest meine Gedanken und nickt, während sie mit dem Mund 'Geh' formt.
Sofort renne ich wieder raus und springe in Joes Wagen, der immer noch gewartet hat.
»Wir müssen zum Strand. Jetzt!«
Er hört auf mich und startet den Motor.
Sei eine gute Freundin, Maddie.
Du hast sein ganzes Leben zerstört, also stehe ihm bei diesem Schritt wenigstens zur Seite!

An der Straße steht das Auto von Danny und ich erkenne, wie er alleine im Sand sitzt.
Als Joe mit aussteigen will, halte ich ihn auf.
»Du gehst besser.«, murmle ich und er  nickt zögernd.
Ohne ein weiteres Wort laufe ich los, streife die Schuhe von meinen Füßen und setze mich neben ihn in den Sand.
Eine Zeit lang hören wir einfach die Wellen rauschen.
»Er war der beste Mensch den ich kannte.«
Mein Blick wandert langsam zu Danny, der starr den Blick auf das Meer gerichtet hat.
»Ich weiß.«
Vorsichtig drücke ich seine Hand, doch er zuckt nicht mit der Wimper.
»Ich habe ihm gesagt, dass es das nicht schaffen wird.«, redet er weiter und diese Leere in seiner Stimme bereitet mir einen Schauer.
»Er war der Beste.«
Er bricht.
Ich kann förmlich hören, wie seine Seele in zwei Hälften zerfällt.
Tränen fallen seine Wangen nach unten und ich fühle mich schrecklich.
Einzelne Tränen wandern meine Wangen nach unten, als ich Danny in diesem Zustand sehe.
Langsam lege ich mich nach hinten in den Sand und ziehe ihn dann am Arm auf meine Brust.
Sofort schließt er die Arme um mich und ich lege schützend die Hand auf seine Schultern.
»Ich bin hier.«, zische ich und schlinge die Arme um ihn.
Gerade habe ich Danny vergessen und jetzt hat er wieder mein ganzes Herz.
Es ist so unfair...

PERLE DER FLAMMEN ▹ 𝘥𝘢𝘯𝘯𝘺 𝘸𝘢𝘭𝘬𝘦𝘳Where stories live. Discover now