{13} - Richtig oder Falsch?

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Jemand stupst meinen Arm an, weshalb ich langsam die Augen öffne.
Gequält blinzle ich gegen die Sonnenstrahlen an.
Wieder stupst mich jemand.
»Danny?«, frage ich schlaftrunken und öffne die Augen ganz.
Joe sieht mich entschuldigend an.
Von Danny ist keine Spur weit und breit.
»Danny ist schon gegangen.«, murmelt er verlegen und hilft mir auf die Füße.
»Oh.«, ist das Einzige, was ich herausbekomme und sehe über den Strand.
Ich habe es wirklich geschafft, eine ganze Nacht im Sand zu schlafen?
Wow...
»Soll ich dich nach Haus schaffen?«
Mein Blick wandert von dem Meer zur Straße und ich trete von einem Fuß auf den anderen.
»Ja, das wäre nett.«, murmle ich immer noch müde und gemeinsam laufen wir zu seinem Auto.
Während der Fahrt legt er seine Hand auf meinen Oberschenkel, was in mir jedoch kein Funken Gefühle auslöst.
Mein Körper ist wie taub und ein Zittern überzieht meine Haut.
»Ist dir kalt? Ich habe-«
»Nein schon okay...Ich will einfach nach Hause.«, zische ich und sehe zur Seite.
Warum ist Danny schon so früh gegangen?
Er hätte mich doch wecken können...

Im Haus ist es angsteinflößend ruhig und keiner der Mädels befindet sich im Wohn- oder Esszimmer.
Knarrend gibt unter mir die Treppenstufe nach, als ich zögernd in Evelyns und mein Zimmer gehe. »Eve?«, frage ich vorsichtig und betrete das Zimmer.
Bebend liegt ihr zarter Körper im Bett und sofort sinkt meine Laune noch ein Stück tiefer.
Ohne etwas zu sagen, lege ich mich neben sie und schließe die Augen.
»Ich bin bei dir.«, murmle ich und zum ersten Mal, kommen auch mir die Tränen und gemeinsam trauern wir um Rafe.
Erst jetzt wird mir wirklich bewusst, dass ich einen wichtigen Menschen in meinem Leben verloren habe, doch die Erschöpfung gewinnt die Überhand und ich schlafe ein.

***

Am nächsten Morgen ist es so ruhig im Haus, dass man allein den Wind hören kann, wie er unter der Tür pfeift.
Stumm betrete ich die Küche und lächle kurz Betty und Sandra zu.
»Wie geht es Evelyn?«, fragt Betty und hebt besorgt eine Augenbraue.
»Sie weint. Immer noch.«, murmle ich und nehme mir eine Flaschen Orangensaft aus dem Kühlschrank.
Barbara erscheint im Raum und sieht von den beiden am Tisch zu mir.
»Heute Vormittag ist eine Gedenkfeier für Rafe. Wir sollten alle hingehen.«, sagt sie mit leiser Stimme und ihre Augen liegen genau auf mir.
»Ich werde da sein.«, antworte ich und nehme ein Schluck von meinem Saft.
Vielleicht gibt es dort eine Gelegenheit mit Danny zu reden...

***

Kurz bevor wir aufbrechen wollen, erscheint Evelyn am Treppenabsatz und wischt sich mit einem Taschentuch die restlichen genau Tränen weg.
Niemand will etwas sagen und wir sehen einfach zu, wie sie langsam die Stufen zu uns kommt.
»Wollen wir los?«, sagt sie mit schwacher Stimme und sofort nicken alle.
Gemeinsam gehen wir zu Tür, als ich ein Arm um Evelyns Schulter lege und sie besorgt ansehe.
»Es tut mir so leid.«, murmle ich und sie gibt nur ein schwaches Lächeln als Antwort.
Schweigend gehen wir zusammen zu dem Strandhaus, wo bereits alle von Flugplatz da sind.
Gooz kommt auf mich zu und zieht mich in eine kurze Umarmung, danach taucht Joe hinter ihm auf.
»Hey.«, murmelt er, doch meine Augen zucken schon zu dem braunhaarigen Jungen hinter Joe, der mich mit leeren Augen ansieht.
»Entschuldige mich.«, zische ich nur und dränge mich an ihm vorbei.
Ohne ein weiteres Wort gehe ich auf Danny zu, bleibe vor ihm stehen und sehe ihm tief in die Augen.
Danach schlinge ich auch schon meine Arme um ihn und auch er drückt mich fest an sich.
Mein Körper beginnt zu prickeln, als seine Hände an meiner Taille landen, doch ich spüre seinen Schmerz und wieder treten mir die Tränen in die Augen.
Nach wenigen Minuten trennen wir uns voneinander und wieder treffen sich unsere Blicke.
»Es tut mir so leid, Danny.«, zische ich und er sieht kurz zu Boden.
»Er war auch dein bester Freund.«, murmelt er und sofort beginnt mein Herz wieder zu schmerzen.
»Aber er war wie ein Bruder für dich. Du kennst ihn besser als jeder andere Mensch.«, flüstere ich und nehme seine Hände.
Ich kann seinen Blick nicht genau deuten, aber irgendetwas flammt kurz in seinen Augen auf, bevor sie sich wieder mit Trauer füllen.

PERLE DER FLAMMEN ▹ 𝘥𝘢𝘯𝘯𝘺 𝘸𝘢𝘭𝘬𝘦𝘳Where stories live. Discover now