{14} - Beziehung

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In der nächsten Zeit habe ich immer wenige mit Evelyn unternommen.
Kurze knappe Gespräche, mehr waren nicht dabei.
Aber es liegt nicht alles an mir, irgendwie ist sie ebenfalls zu mir komisch und ich kann nicht erklären warum.
Hat sie vielleicht ein schlechtes Gewissen wegen Danny?
Ich hoffe.
Eigentlich warte ich nur auf den Moment, wo sie zu mir kommt und sich entschuldigt.
Aber für was entschuldigen...?
Dafür, dass sie mit dem Mann, den ich liebe, Zeit verbringt?
Oh ja, ich habe mitbekommen, dass sie in letzter Zeit sich oft mit ihm getroffen hat.
Einmal war er sogar vor unserer Haustür und wollte etwas von ihr.
Nach mir hat er nicht einmal gefragt und gesehen haben wir uns auch nicht.
Mein Herz blutet immer mehr und ich kann nichts dagegen tun...
Immerhin habe ich ihn ja verlassen...

***

Da ich den Nachmittag frei habe, bin ich zu der Entscheidung gekommen, den restlichen Tag auf dem Flugplatz zu verbringen.
Gooz hebt den Kopf, als er mich kommen sieht und tippt Joe neben ihm an.
Stimmt ja...ihn gibt es ja auch noch...
»Maddie! Wir haben lange nichts mehr von dir gehört?«
Als ich näher an die heran gehe, erkenne ich diesen Blick in Joes Gesicht und lächle ihm kurz zu.
»Ja...Mir ging es nicht so gut...«
Mein Blick wandert über den Flugplatz, doch meine Augen finden nicht, was mein Herz verlangt.
»Wollen wir an deiner Maschine weiter machen?«
Joes Worte reißen mich aus meinen Gedanken und ich nicke schließlich, bevor wir zu zweit zur Garage gehen.
»Und... Wie geht es dir?«, beginnt er ein Gespräch auf zu bauen und steckt die Hände in die Taschen, während sein Blick auf dem Boden bleibt.
»Gut.«, lüge ich und blinzle gegen die Mittagssonne.
»Okay...«
Er räuspert sich und ich merke, dass ihm noch etwas auf dem Herzen liegt.
»Was willst du mir denn sagen?«, seufze ich, während wir die Garage betreten.
»Was ist das zwischen uns...Sind wir jetzt ein Paar, oder...?«
Plötzlich wirkt er so jung, dass ich mich gar nicht an die Zeit mit ihm erinnere.
In meinem Kopf rattert es und ich sehe nachdenklich über das Flugzeug.
»Okay. Ja, wir sind ein Paar.«
Aus dem Augenwinkel nehme ich sein breites Grinsen wahr und Joe sieht kurz verlegen zu Boden.
»Dann darf ich dich ab jetzt immer meine Freundin nennen?«
Ich zwinge mir ein Lächeln auf.
»Ja.«
Sein Grinsen wird breiter und ich gehe zu dem Werkzeugkasten, nehme mir eine Zange und mache mich wieder ans Werk.

***

Selbst als der Himmel sich in den dunkelsten rot Tönen färbt, bleibe ich auf dem Flugzeug sitzen und schraube weiter.
»Wollen wir nicht langsam ins Bett gehen? Morgen probieren wir das Geschütz bei den anderen Flugzeugen aus.«
Joe streckt den Kopf nach oben und ich halte inne.
»Nein, ich bin noch nicht müde. Aber du kannst schonmal vorgehen.«
In der Fast-Dunkelheit sehe ich ihn Grinsen.
»Vorgehen? Heißt das, du bleibst die Nacht bei mir?«
Erst jetzt überdenke ich meine Worte und will gerade "Nein" sagen, als ich inne halte.
Ach scheiß drauf.
»Ja. Genau das meine ich.«
»Okay. Bis dann, Freundin.«
Schnell gibt er mir einen Kuss auf die Lippen, bevor er aus der Garage verschwindet und ich (endlich) alleine bin.
Ich lege das Werkzeug zur Seite und stemme die Hände hinter mich, während mein Blick in den Himmel geht.
Wir unterschätzen so sehr die kleinen Dinge im Leben...
Seit Tagen erscheint zum ersten Mal wieder in meinem Gesicht ein echtes Lächeln und ich lege mich hin.
Tief atme ich die Luft ein und stoße sie wieder aus, während ich die Augen schließe und mein Lächeln langsam verschwindet.
Die Müdigkeit holt mich schneller ein, als ich gedacht habe.

***

Grummelnd hebe ich den Kopf und blinzle gegen das grelle Licht.
Ein vertrauter Geruch macht sich in meiner Nase breit und ich lächle, während ich überleg, was mich so glücklich macht.
Quietschend geht eine Tür auf und ich öffne die Augen ein Spalt.
Meine müden Augen erkennen einen Mann nur mit Hose und oberkörperfrei.
Träume ich?
Mein Blick steigt weiter in die Höhe und sofort verstummt alles in meinem Körper.
Es ist Danny.
Danny halb nackt.
Mir dämmert ein Verdacht und ich muss ein frustriertes Stöhnen unterdrücken.
Er dreht den Kopf zu mir und sofort prickelt meine Haut.
Wie macht er das?
»Morgen.«, murmelt er leise und streift sich ein weißes Shirt über den Kopf.
Schade...
»Hey.«, krächze ich und setze mich auf.
Immerhin habe ich noch meine Sachen an.
»Wie...?«, beginne ich, doch bringe die Frage nicht zu Ende.
Danny versteht.
»Ich war gestern bei deiner Maschine und haben dich leise schnarchend aufgefunden. Da ich dich nicht aufwecken wollte und der Weg zu deinem Haus zu weit ist, habe ich dich in mein Bett gebracht.«
Ich schlucke.
»Hast du auch hier geschlafen?«
Eine Weile sieht er mich nachdenklich an, bevor er antwortet.
»Nein. Ich...Ich habe nicht geschlafen.«, murmelt er und wirkt dabei so verlegen.
Nickend sehe ich mich im Raum um und erst jetzt fällt mir auf, dass ich noch nie hier drin war.
Es ist recht aufgeräumt und ich erkenne ein Bild von ihm und Rafe auf dem kleinen Schreibtisch.
Da die peinliche Stille zwischen uns unerträglich ist, stehe ich schließlich auf und ziehe meine Schuhe an, die ordentlich neben dem Bett stehen.
»Hilfst du uns bei dem heutigen Auftrag?«
Seine Stimme sagt mir nicht, ob er es wirklich will, aber wenn er schon fragt, muss es ja etwas bedeuten...
»Ja. Wahrscheinlich.«, antworte ich und er nickt knapp.
Die Stimmung zwischen uns könnt man mit einer Schere durch schneiden.
Gemeinsam gehen wir aus der Tür und kommen in einen langen Flur mit mehreren Türen.
»Maddie...?-«
Doch Danny kann seine Frage nicht beantworten, da drei Türen weiter ein blonder Kopf den Flur betritt und uns entdeckt.
Mein Magen zieht sich zusammen.
»Maddie?«
Joe kommt mit gerunzelter Stirn auf uns zu und wirft einen misstrauischen Blick über meine Schulter zu Danny.
»Joe! Du...Du bist endlich wach! Ich wollte nicht die ganze Zeit neben dir liegen bleiben, deswegen bin ich raus und habe Danny im Flur getroffen.«
Die Blicke des braunhaarigen Jungens hinter mir, kann ich im Nacken spüren, doch er rührt sich nicht von der Stelle.
Joe nickt knapp.
»Ich habe gar nicht bemerkt, dass du überhaupt bei mir warst.«
Wieder ein Blick zu Danny.
»Doch war ich! Wo sollte ich den sonst sein?«, lache ich, doch es klingt wie eine behinderte Robbe.
Joe sieht mit grimmigen Blick zu Danny.
Schnell trete ich einen Schritt vor und will ihm am Arm mitziehen.
Wenige Schritte folgt er mir, bevor Joe sich losreißt und mit dem Finger auf Danny zeigt.
»Ihr wart vielleicht Freunde, aber ich traue dir nicht, Walker. Also halte dich von meiner Freundin fern.«
Während meine Kinnlade nach unten klappt, weiten sich Dannys Augen ein Stück, bevor sie wieder in die normale Form zurück kehren.
Er sieht von Joe zu mir und behält den Blickkontakt.
»Alles klar. Noch viel Glück in eurer Beziehung.«
Danach dreht er sich um und verschwindet.
Plötzlich steigt wieder dieser Kloß in meinem Hals auf und ich japse nach Luft.
Tränen treten mir in die Augen, doch ich kann sie noch schnell weg blinzeln.
Joe kommt wieder neben mich und greift nach meiner Hand.
»Der wird dich jetzt nicht mehr belästigen.«, knurrt er.
Meine Stimme ist verschwunden und ich gebe nur ein unterdrücktes Schluchzen von mir.
Doch zum Glück bleiben die Tränen weg.
Na ja...
Solange, bis ich alleine bin jedenfalls...


PERLE DER FLAMMEN ▹ 𝘥𝘢𝘯𝘯𝘺 𝘸𝘢𝘭𝘬𝘦𝘳Where stories live. Discover now