4. Kapitel

742 36 7
                                    

Schneller als ich es je gedacht hätte, verging die Zeit. Mittlerweile waren ein paar Wochen vergangen, seit dem ich bei den Jungs war und es kam mir vor als wäre ich schon ewig bei ihnen.

Die Zeit bei meinem Meister war fast in Vergessenheit geraten und ich konnte tatsächlich mein Leben ohne die bisherigen körperliche Qualen verbringen. Allerdings war das Idolleben, wie es mein Meister mir irgendwann erklärt hatte, auch nicht ohne.

Die Wochen waren vollgepackt mit Tanztraining, Lieder und Texte lernen und mit Einarbeiten in die Technik meines eigenen Studios.  Es war mehr als anstrengend und ich hatte auch keine Zeit für mich selber, aber ich genoss es in vollen Zügen. Zumal ich es eh nicht kannte wirklich Zeit für mich selbst zzu haben.

Dieses Leben, das mir jetzt geboten wurde, war es auch noch so anstrengend, bedeutete für mich absolute Freiheit. Und auch wenn ich eigentlich immer noch ein Sklave war und meine Aufgaben erledigen musste, so war ich doch freier als bisher in meinem Leben.

Mit den Jungs verstand ich mich auch relativ gut. Vor allem Jin und Jimin hatten sich seit dem ich bei ihnen war, rührend um mich gekümmert und mich in das Leben eines Stars mit reingenommen. Außerdem ließ mich mein Meister sogar in Ruhe, damit ich wirklich mich an meine jetzige Aufgabe gewöhnen konnte und da keine Fehler machte. Ich hatte tattsächlich Ruhe vor meinem Meister. Etwas, was mir bisher noch nie passiert war.

Und alles in allem lief mein Leben im Gegensatz zu bisher fast perfekt. Aber wie gesagt, nur fast.

Seit dem ersten Abend, wo wir uns gesehen hatten, ging ich Hoseok soweit wie möglich war aus dem Weg. Es war nicht die beste Lösung, aber ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich war es nicht würdig an seiner Seite zu sein. Es war also sinnlos darauf zu hoffen, dass ich ihm irgendwann mehr als jeder andere bedeuten könnte. Wozu also hoffen, wenn er eh irgendwann seine eigene Vampirdame findet, die dann den Platz an seiner Seite einnimmt. Er brauchte keinen missratenen Kater an seiner Seite.

Also hielt ich mich ihm gegenüber ziemlich zurück. So nervte ich ihn nicht und er konnte nicht meine Konzentration stören. Wenn mein Meister mitbekommen würde, dass der Braunhaarige mein Gefährte war, konnte es nur wieder übel werden. Und ich wollte mir keine falschen Hoffnungen für ihn und mich machen. Es würde nie ein Happy End geben. Ich war einfach zum Leiden verurteilt. Ich sollte mich einfach damit abfinden...

Allerdings war es trotz allem nicht sonderlich leicht mich von ihm fernzuhalten. Mein Herz sehnte sich nach seinem Gefährten und verlangte nach ihm. Und ich wusste, dass ich keine Chance hatte, diese Gefühle zu unterbinden. Ich konnte nur stillschweigend leiden und mich mit Arbeit ablenken. Zu etwas anderem war ich nicht wirklich in der Lage. Außerdem durfte ich mich nicht schleifen lassen. Ansonsten drohten wieder die Bestrafungen...

Hoseok allerdings hielt sich mir gegenüber ebenfalls sehr zurück. Vielleicht hatte er das Gefühl, dass er an meiner Reaktion beim ersten Abendessen dran Schuld war. War ja nicht unbedingt falsch, aber warum er so handelte, wusste ich nicht. Ich fragte auch nicht weiter nach. Wie gesagt, ich versuchte ihn aus meinen Gedanken zu verbannen. Wenn es schon nicht aus dem Herz ging...

Aber wirklich Zeit um mich darum zu kümmern hatte ich nicht. Es stand nach relativ kurzer Zeit schon unser erster gemeinsamer Auftritt an.




Es waren nur noch wenige Minuten, bis wir auf die Bühne mussten. Ich war ziemlich aufgeregt. Schließlich war das das erste Mal, wo ich so etwas tun sollte...

"Na? Alles klar?" Ich sah auf und sah Jimin ins Gesicht. Ich zuckte unsicher die Schultern. Am liebsten wäre ich davon gelaufen...

Jimin lachte kurz auf. "Das wird schon. Wir waren vor unserem ersten Auftritt nicht weniger aufgeregt."

Ich antwortete nicht. Was sollte ich denn schon darauf erwidern?

Er schlug mir ermunternd auf die Schulter. "Wie gesagt, das wird schon! Wir haben es immerhin auch überlebt. Und jetzt komm. Die anderen warten schon."

Seufzend stand ich auf und folgte Jimin. Was blieb mir auch anderes übrig, wenn ich dieses Leben behalten wollte?

Bei den anderen angekommen wurde ich in das kleine 'Aufwärmritual' vor dem Konzert eingeweiht. Und viel zu schnell ging es danach direkt auf die Bühne.

Innerlich starb ich, als ich das Gekreische der Fans zum ersten Mal hörte. Aber sobald ich auf der Bühne stand und das Licht anging, waren alle Sorgen wie weggeblasen und ein berauschendes Gefühl machte sich in mir breit. Es machte mir tatsächlich Spaß mit den Jungs auf der Bühne zu performen. Es war zwar anstrengend aber es machte echt Spaß.

Alles ging gut. Ich hatte mich nicht ein einziges Mal versungen, beziehungsweise verrappt, oder vertanzt. Auch schienen mich die Fans gut als Neuling aufzunehmen und jubelten auch mir zu. Das war mir komplett fremd, aber die grinsenden Gesichter von Jin und Jimin gaben mir die Sicherheit, das Ganze durch zu ziehen.

Alles lief perfekt! Bis wir zum letzten Lied kamen...

Mittem im Lied nahm ich eine ungewohnte Bewegung aus dem Publikum war. Erst wusste ich nicht was es war. Dann sah ich es wieder. Es war das Blitzen von Metall! Ein Armreif war es nicht, doch was...

Mit einem Mal erkannte ich den Lauf einer Pistole, die auf die Bühne gerichtet war. Genauer gesagt auf Hobi!

Geschockt riss ich meine Augen auf. Das durfte nicht sein!

Dich bevor ich irgendetwas tun konnte, sah ich wie der Typ abdrückte.

Schnell reagierte ich  und unterbrach die Choreo. Ich rannte zu Hoseok und schubste ihn aus der Schussbahn. Kaum lag er auf den Boden, wurde auch ich zu Boden gerissen. Allerdings war es keiner der anderen.

Die Kugel traf mich mit vollerWucht und hätte meinen Hals durchlöchert, wäre nicht mein Halsband gewesen. Aber das war leider nicht alles. Es hatte zwar die Kugel abgefangen, hatte sich dadurch aber so verzogen und trug nun eine tiefe Delle. Dadurch drückte es unangenehm gegen meinen Hals und ich bekam nicht mehr wirklich Luft. Es würgte mich, sodass ich weder Luft, noch meine Spucke durch meine Luft- und Speiseröhre bekam.

Die anderen hatten mit der Choreo auch etwas gestoppt und sahen Hoseok und mich besorgt an. Von Hobi wurde ich nur fassungslos angestarrt. Mein Herz schmerzte bei seinem Anblick. Es tat mehr weh, als der Druck auf meinem Hals. Doch ich rappelte mich auf.

"Gehts?" Jimin reichte mir seine Hand, um mir zu helfen.

Ich nahm seine Hand und nickte nur abgehackt. Den Rest des Liedes würde ich hoffentlich noch durch halten.

Mit Müh und Not schaffte ich es auch bis nach der Verabschiedung durch zuhalten. Ich bekam schon 3 Minuten lang zu wenig Luft und langsam spürte ich wie ich meine Energie verlor.

So schnell es ging stolperte ich von der Bühne und knallte gegen die nächste Wand. Ich hatte keine Kraft mehr und schwarze Flecken begannen vor meinen Augen zu tanzen. Dieser vermaledeite Druck sollte einfach nur von meinem Hals verschwinden...

Ich begann mit aufsteigender Panik an meinem Hals rumzunesteln und nahm meine Umgebung nur noch verschwommen war.

Mit einem Mal wurde ich erneut gegen die Wand geknallt. Ich blinzelte und erkannte nach ein paar Augenblicken das wütende Gesicht meines Meisters.

"M...Master...", krächtze ich.

"Du hast gerade einen ganz bösen Fehler gemacht. Das ist dir hoffentlich bewusst...", knurrte er mir ins Ohr.

Ich nickte schon halbbewusstlos, konnte mich nicht mehr konzentrieren.

"L... Luft...", krächzte ich noch und deutete auf meinen Hals, bevor mir schwarz vor Augen wurde.

Differences ~ YoonseokWhere stories live. Discover now