18. Kapitel

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Vorsichtig hielt ich mich im Schatten, bis ich an einem kaputten Fenster zu unserem Wohnzimmer ankam. Offenbar waren sie hier in unser Haus eingestiegen. Ich hörte schon von weitem die Stimmen, die sich angeregt unterhielten.

Darauf bedacht, dass mich niemand sehen kann, spähte ich in das Zimmer und sah unsere Angreifer. Allerdings nicht nur die. In einer Ecke lag Jimin gefesselt und schien fast an einer Triade von Hustenanfällen zu ersticken. Der Rauch war zwar komplett verschwunden, aber er schien so viel von dem Zeug abbekommen zuhaben, dass es wohl noch eine Weile dauern würde, bis er sich beruhigt. Wenn überhaupt...

Unsere Angreifer standen verstreut im Zimmer und diskutierten, was jetzt passieren sollte. Niemand trug mehr eine Gasmaske und ich sah die Gesichter unserer Peiniger. Kennen tat ich allerdings keinen.

"... aber das bringt jetzt auch nichts mehr!", knurrte der eine und schmiss seine Maske wütend auf den Boden.

"Jetzt krieg dich wieder ein Lee! Wir haben immer noch deren kleinen Freund. Und ich glaube kaum, dass sie ihn uns einfach so überlassen werden." Ein zweiter warf einen kurzen Blick zu Jimin und kam dann auf das Fenster zu. Schnell duckte ich mich, dass er mich nicht sah.

Tat er auch nicht. Er sah in die Richtung, in die mein alter Meister mit dem Helikopter verschwunden war.

"Keine Sorge, die werden wieder kommen. Und bis dahin haben wir einen noch besseren Plan, als den mit diesem Zeug hier." Er wedelte mit dem Zeug in seiner Hand, bevor er dieses auf den Fenstersims legte und wieder zu seinen Kollegen lief.

Schnell und unbemerkt krallte ich mir das Zeug. Eine Gasmaske und zwei ungezündete Handgranaten, oder etwas, was dem sehr nahe kam. Das musste also das Zeug mit dem Weihrauch sein...

In meinem Kopf entstand ein Plan. So könnte ich Jimin befreien und die Vampire Dingfest machen. Oder umbringen. Ich glaub umbringen, war der bessere Plan.

Ich legte die Gasmaske und die zwei Granaten unter einen Busch und lief dann um das Haus, bis ich unter dem Fenster meines Zimmers stand. Glücklicherweise stand das Fenster vom Lüften noch offen. Ein Problem weniger. Unter größter Anstrengung kletterte ich zu diesem und schlüpfte in mein Zimmer. Schnell suchte ich mir die Waffen zusammen, die ich von meinem alten Meister für das Retten von Hoseok bekommen hatte, steckte sie ein und machte mich wieder auf den Weg in den Garten.

Unbemerkt kniete ich wieder unter dem Wohnzimmerfenster und warf noch einmal einen Blick ins Zimmer hinein. Ich merkte mir wo genau jeder Einzelne stand und wo vor allem Jimin lag.

Ich sortierte meine Waffen noch einmal, dann griff ich nach der Gasmaske und den zwei Granaten. Ich atmete einmal noch tief durch, dann zog ich die Sicherungen aus den Metallkötteln und warf sie in das Wohnzimmer. Kaum eine Sekunde später explodierten die beiden Dinger und Rauch stieg auf.

Entsetzte Rufe waren zu hören, doch ich achtete nicht darauf. Ich war sofort hinterhergesprungen und rannte in Richtung Jimin. Man sah fast seine Hand nicht mehr vor Augen, da nur undurchdringlicher Rauch grau vor den Augen umherwaberte. Ich ignorierte das panische Luftschnappen und Husten der anderen Vampire und setzte meinen Weg zu Jimin fort. Schnell hatte ich ihn gefunden und zwang ihm die Gasmaske auf. Er bekam das vermutlich nicht einmal mit, aber so war er geschützt. Nun konnte ich mich um die anderen kümmern.

Ich zog die Pflöcke und erinnerte mich schnell, wo die einzelnen Vampire standen. Acht Stück waren es. Acht Vampire, die ich ins Jenseits befördern musste. Ich sprang in die Richtung aus der ich das nähste Husten vernahm. Ich riss dem Vampir seine Maske herunter und rammte den ersten Pflock in sein Herz. Sofort ging er zu Boden. So ging es weiter. Zuerst vernichtete ich die Gasmasken, die noch in der greifbaren Nähe gelgen hatten, dann spießte ich einen Vampir nach dem anderen auf.

Doch ich war nicht schnell genug. Als ich den letzten Vampir niederstreckte, lichtete sich der Rauch langsam und ich erkannte in Panik, dass ich wohl einen Vampir übersehen hatte. Dieser trug seine Gasmaske noch und ging sofort auf mich los, als er mich entdeckte.

"Du kleiner Pisser!", schrie er dumpf und packte mich am Hals, um mich wohl zu erwürgen. Immerhin hatte er wohl seine Waffe verlegt.

Röchelnd versuchte ich mich aus seinem Griff zu winden, was mir nicht ganz gelingen wollte. Also angelte ich mit meinen Krallen nach seiner Maske und schaffte es tatsächlich seine Maske zu öffnen und diese ihm abzuziehen. Sofort brach er auch hustend zusammen und ich konnte mir einen Pflock von einem bereits Toten nehmen und den letzten Vampir auch niederstrecken.

Schweratmend stützte ich mich am Sofa ab und hielt mir mein Bein. Verdammt war das eine beschissene Idee! Aber ich hatte gleich noch Zeit mich um mein Bein zu kümmern, jetzt musste ich mich um Jimin kümmern.

Ich schleppte zuerst mich zu ihm und dann uns beide zum offenen Fenster, um dort ihm die Maske vom Kopf zu ziehen. Röchelnd schnappte er nach Luft und lehnte sich aus dem Fenster, damit er gierig die frische Luft einatmen konnte. Ich hörte wie seine Atmung sich langsam beruhigte und er wieder normal Luft bekam.

Gerade wollte ich ihn fragen, ob alles wieder gut wäre, als ich plötzlich von ihm nach hinten weggerissen wurde.

"Falsche Seite erwischt, du kleiner Wichser!", knurrte eine heisere Stimme hinter mir, bevor mich einer der offenbar noch lebenden Vampire fest umgriff und seine Zähne tief in meinen Hals schlug. Mit großen Schlucken trank er mein Blut, als würde sein Leben davon abhängen.

Panisch versuchte ich mich zu befreien, doch es gelang mir nicht. Es fühlte sich so an, als würde er sämtliches Leben aus mir heraussaugen.

Mit allerletzter Kraft griff ich nach dem Dolch an meiner Seite, zog ihn und streckte meinen Arm nach hinten. Ich nahm alle Kraft zusammen und rammte das Messer in seinen Hals und zog durch. Sofort wurde sein Griff locker und wir stürzten beide zu Boden. Ich robbte von ihm weg und erkannte den Vampir, der die Maske und die Granaten auf den Fenstersims gelegt hatte. Sein Kopf hing halb abgetrennt an dem Stumpf was einst sein Hals war. Er war tot. Endlich...

Doch kaum hatte ich erkannt, was ich soeben getan hatte, verschwamm meine Sicht und ich kippte nach hinten. Meine gesamte Kraft verließ mich mit einem Schlag und ich driftete weg. Der Vampir hatte mcih wohl richtig erwischt...

Ich sah noch wie Jimin entsetzt zu mir stürzte und einen panischen Schrei ausstieß. Doch ich konnte nicht darauf reagieren.

Das letzte was ich hörte, bevor ich ins endlose Nichts verschwand, war ein wütendes "WAS IST DENN HIER LOS?!" von einer machtvollen, aber mir vollkommen unbekannten Stimme.

Dann war alles schwarz und ich fühlte nichts mehr.

Differences ~ YoonseokWhere stories live. Discover now