Kapitel 13

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Bei meinen Gemächern angekommen, machte mir die Wache die Tür auf und führte mich hinein. Schnell warf ich einen Blick durch den Raum, doch Gilde hatte bereits wie versprochen alles aufgeräumt um nach unserem Verschwinden keinen Verdacht zu erregen. Die Wache führte mich zu meinem Bett und half mir, mich hinzusetzen.

„Prinzessin, was ist passiert?" fragte Gilde erschrocken als sie aus meinem Ankleidezimmer kam. „Ich habe mir beim Tanzen den Fuß verletzt." antwortete ich ihr und sah sie dabei eindringlich an. „Der Arzt ist schon auf dem Weg."

Gilde verstand und wandte sich zu der Wache: „Bitte wartet draußen und führt den Arzt unverzüglich herein, sobald er eintrifft." Die Wache nickte, verbeugte sich in meine Richtung und ging schweigend vor die Tür.

Sobald die Tür hinter ihm zufiel drehte ich mich zu Gilde: „Schnell einen Beutel mit etwas Gold, wir müssen den Arzt bestechen, dann kann er mich für heute und morgen entschuldigen." Gildes Augen blitzten: „Gute Idee Hoheit und die Wache wird das alles vor dem König bestätigen."

Kurze Zeit später klopfte es kurz, dann ging die Tür auf und der Hofarzt trat ein. Er war ein älterer Mann mit gebeugter Statur und schon leicht ergrauten Haaren. Man sah ihm an, dass er sein Leben hauptsächlich über Bücher gebeugt verbracht hatte. Gilde ging zu der Wache und fragte ihn über das Geschehene im Ballsaal aus.

Ich blickte zu dem Arzt, der sofort zu mir gekommen war, und flüsterte: „Mein rechter Fuß ist verletzt und ich brauche heute und morgen absolute Ruhe, damit ich mich von den Schmerzen und dem Schock erholen kann." Ich strich mit meinen Fingern über den kleinen Beutel, sodass die Münzen darin leise klimperten. Dann reichte ich ihm den Beutel.

Der Arzt sah mich mit unergründlichen grauen Augen an, steckte aber den Beutel unauffällig ein. Laut, als wären wir in einem Gespräch sagte der Arzt nun: „Das sieht nicht gut aus Hoheit. Ihr müsst Euren Fuß auf jeden Fall schonen und solltet so wenig wie möglich gehen. Außerdem empfehle ich Euch die nächsten zwei Tage das Bett gar nicht zu verlassen, sonst könntet Ihr Euren Fuß noch stärker verletzen." „Oh nein!" In gespielter Frustration und Enttäuschung ließ ich mich nach hinten auf das Bett fallen und legte mir einen Arm über das Gesicht.

„Was ist mir Ihr?" fragte die Wache. Gilde antwortete: „Ich fürchte, die Nachricht hat sie sehr mitgenommen, sie hatte sich so auf die österlichen Festlichkeiten gefreut." Mit etwas strengerer Stimme wandte sie sich nun an die zwei Männer, die immer noch irgendwo im Raum stehen mussten. „Sie braucht jetzt Ruhe, wie der Herr Doktor es gesagt hat. Bitte unterrichtet den König, wie es um seine Schwester steht und dass sie möglichst nicht gestört werden sollte."

Ich hörte, wie die Tür aufging und sich Schritte entfernten. „Gute Besserung, Eure Hoheit" sagte der Arzt leise. Ich hätte schwören können, dass er dabei verschmitzt lächelte, aber ich hob meinen Arm nicht von den Augen, um das zu überprüfen. Dann entfernten sich auch seine Schritte und die Tür wurde geschlossen.

Es war soweit. In der Kleidung einer Magd und einer Zofe, mit gefüllten und schweren Beuteln auf dem Rücken, standen Gilde und ich am Osttor der Ummauerung, die das Schloss und die kleine Stadt darum umschloss. Deutlich konnten wir den erleuchteten Ballsaal des Schlosses sehen. Der Rest der Stadt wirkte fast wie ausgestorben. Ich bildete mir sogar ein, die Musik immer noch laut und deutlich zu hören.

Ich hatte das Schloss schon öfter verlassen um zu den zahlreichen Fürstenhäusern zu fahren oder zu dem königlichen Landsitz. Doch jetzt verabschiedete ich mich endgültig von meinem Zuhause. Ich wusste, dass ich nie wieder zurückkommen würde. Das Haus meiner Eltern und deren Vorfahren und das Leben als privilegierte Frau lagen ein für alle Mal hinter mir.

Es war später Nachmittag und die Sonne stand schon sehr tief. Ich drehte der Stadt den Rücken zu und wandte mich an Gilde: „In welche Richtung sollen wir gehen?" Gilde zog kurz nachdenklich die Stirn kraus, dann überraschte sie mich aufs Neue mit ihrem Wissen: „Im Norden kommen wir an den großen Fluss, den können wir nicht ohne ein Boot überqueren und vermutlich wird das nicht unbemerkt bleiben. Im Süden wohnen die meisten Fürsten, da riskieren wir es, dass man uns schnell entdeckt. Im Westen kommen wir bald an den Königshof von Valensina und im Osten liegt das Königreich von Equitanien."

Ich überlegte kurz: „Equitanien" Gilde nickte und wandte sich schon nach Osten, doch ich hielt sie noch zurück: „Wir sind von nun an nicht mehr Prinzessin und Zofe, sondern nur noch Freundinnen Gilde, zwei einfache Leute, die sich auf den Weg machen, um Arbeit zu finden. Also darfst du mich nicht länger so förmlich ansprechen." Gilde lächelte mich an: „Natürlich Katharina, ich versuche, es mir abzugewöhnen."

Ich lächelte ebenfalls, dann hakte ich mich bei ihr unter und wir machten uns auf den Weg nach Osten.

Unter der Haube goldenes HaarWhere stories live. Discover now