Kapitel 20

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Ich tauchte meine Hand in das Wasser. Eindeutig zu heiß. Ich hob den Eimer mit dem kalten Wasser hoch und goss noch etwas in die kleine kunstvolle Wanne. Jetzt war ich mit der Temperatur des Wassers zufrieden.

Ich ging aus dem Badezimmer ins Ankleidezimmer. Dort saß bereits Berenike und las in ihrem Lieblingsbuch. „Das Bad ist fertig, soll ich Euch beim Ausziehen helfen?" Die Prinzessin schüttelte den Kopf: „Danke, aber das bekomme ich selbst hin. Kannst du mir ein schönes Kleid für den Spaziergang mit Mutter raussuchen?"

Sie stand auf und ging in das Bad. Als sie bereits drinnen war steckte sie nochmal den Kopf nach draußen: „Am liebsten irgendwas in Rosa." Die Prinzessin grinste, sie liebte Rosa, hatte aber selten Gelegenheit etwas in ihrer Lieblingsfarbe zu tragen. Der formlose Spaziergang mit der Familie war jedoch eine gute Gelegenheit anzuziehen, was man wollte.

Vom Ankleidezimmer aus ging ich in den ebenfalls angrenzenden Kleiderschrank, der ein eigenes Zimmer einnahm und wählte ein hellrosa Kleid mit kleinen weißen und gelben gestickten Blumen. Nach einer halben Stunde kam Berenike mit nassen Haaren und in ein Handtuch gewickelt wieder aus dem Bad. Sie setzte sich auf einen Stuhl und ich trocknete ihr vorsichtig die Haare und kämmte sie anschließend.

Dann half ich ihr in das Kleid, welches sie mit einem begeisterten Quietschen kommentierte. Ihre Haare waren inzwischen halbwegs trocken und ich flocht sie in einen Zopf, den ich anschließend hochsteckte. Zufrieden mit meiner Arbeit ließ ich sie aufstehen und sich in dem großen, bodenlangen Spiegel neben dem Eingang zum Kleiderschrank begutachten. Begeistert drehte sie sich von rechts nach links und drehte schließlich sogar eine Pirouette.

„Wir müssen los, Prinzessin, Eure Mutter erwartet uns im Garten." Berenike schlüpfte in flache weiße Schuhe und folgte mir mit hüpfendem Gang nach draußen. Im Garten wartete bereits die Königin und Prinzessin Vivien, Berenikes älteste Schwester.

Ich sank vor den beiden in einen tiefen Knicks und gesellte mich dann zu Zofe Amalia, der Zofe Viviens. Prinzessin Berenike hüpfte derweil auf ihre Mutter zu und ließ sich von ihr sagen, wie hübsch sie aussah. Prinzessin Vivien maßregelte Berenike, woraufhin sie noch verrückter wurde. Es war herzerwärmend. Königliche Familien schafften es nur sehr selten, sich auch wie eine sich liebende, manchmal neckende, fast normale Familie zu verhalten.

Meine Familie war da ein gutes Beispiel gewesen. Aber wenn man sich hier die Wachen, die Diener und uns Zofen wegdachte, sah man in diesem Moment eine lachende, überglückliche Familie. Gerade tauchte die mittlere Prinzessin Henriette mit ihrer Zofe Mara auf. Die neun Jahre alte Prinzessin begrüßte ruhig ihre Mutter und ihre ältere Schwester und verzog sich dann kichernd mit Berenike hinter eine Hecke.

Die beiden tauschten den neusten Tratsch aus. Berenike liebte Geschichten und sie würde mir nachher alles erzählen, was sie von Henriette erfahren hatte. Die Königin blickte besorgt auf den Weg, der vom Schloss in den Garten führte.

Ich folgte ihrem Blick und blickte die Königin dann wieder an. Der Kronprinz fehlte. „Katharina, geh doch bitte in die Bibliothek und erinnere den Prinzen an diese Verabredung heute." Die Königin hatte meinen Blick bemerkt, lächelte mir zu und bestätigte durch ein Nicken nochmal ihre Worte.

Ich knickste und ging gehorsam den Weg zurück zum Schloss.

Unter der Haube goldenes HaarWhere stories live. Discover now