Kapitel 40

3.7K 212 19
                                    

Gilde und ich schauten uns verwirrt an. Wer konnte das wohl sein? Mit einer Mischung aus Unglauben, peinlicher Verlegenheit und meinem warmen Gefühl, begann ich zu erahnen, wer dort vor meiner Tür stand. Mit einem leicht schuldbewussten Blick, sah ich zu Gilde, dann öffnete ich die Tür.

Mit einer Laterne in der Hand stand der Prinz vor mir. Durch die nach innen öffnende Tür, blieb Gilde der Blick auf den Flur verwehrt, aber aus den Augenwinkeln sah ich, wie sie sich zur Seite beugte um etwas zu sehen.

Prinz Johannes trat schnell ein, schob mich zur Seite und schloss die Tür hinter sich. Dann wandte er sich mir zu und küsste mich. Ich erwiderte den Kuss nicht, sondern sah mit großen Augen an seinem Kopf vorbei zu Gilde. Diese sah mit riesigen Augen zurück.

Der Prinz bemerkte meine starre Haltung und folgte meinem Blick: „OH!" Diese Silbe erlöste Gilde aus ihrer Starre und sie besann sich auf die Etikette. Sie sprang auf und sank in einen tiefen Knicks: „Eure Hoheit!" „Steh auf." erwiderte der Prinz und wandte sich dann mit einem hilflosen Blick zu mir: „Katharina, es tut mir so leid ..."

Ich seufzte: „Das ist meine beste Freundin Gilde, sie ist Magd hier." Gilde setzte sich, wie ihr geheißen, auf, blickte aber immer noch mit riesigen Augen zwischen dem Prinzen und mir hin und her. „Katharina, was...? Wie..?" vollkommen verwirrt brach sie ihr Gestotter ab.

Mit einem Mal fiel mir auf, dass ich weder die Frage, was wir waren (Liebespaar? Affaire?), noch wie es dazu gekommen war, beantworten konnte. Der Prinz hatte offensichtlich weniger Probleme damit: „Deine Freundin Katharina hat es mir sehr angetan."

Erst war ich erleichtert, dass ich nicht mehr antworten musste, bis mir aufging, dass er keine der beiden Fragen beantwortet hatte. '..es mir sehr angetan' Was bitte sollte das denn bedeuten? Ich war mir inzwischen ziemlich sicher, dass ich ihn liebte, aber er.... Ein Stich in die Brust war die Weiterführung meiner Gedanken, er also nicht.

„Ah!" Gilde schien seine Worte ebenso wenig verstanden zu haben, wie ich. Sie schaffte es mit diesem einen Laut Verwirrung, Skepsis und eine überdeutliche Ankündigung, dass sie mich über das alles ausfragen würde, auszudrücken. Auf Gildes Äußerung folgte Stille, in der wir uns alle gegenseitig mussterten.

Schließlich brach Gilde mit einem Räuspern das peinliche Schweigen: „Ich werde mich dann mal auf mein Zimmer zurückbegeben." Sie umarmte mich und flüsterte mir etwas ins Ohr. Ich hatte mit Vorwürfen, oder einem Tadel gerechnet, stattdessen überraschte sie mich mit einem sorgenvollen Ton: „Pass auf dich und deine Tarnung auf, aber vor allem pass auf dein Herz auf. Es ist das kostbarste was du hast. Lass es dir nicht ungefragt stehlen." Sie küsste mich auf die Wange, knickste vor dem Prinzen und verschwand dann durch die Tür.

Nun waren der Prinz und ich alleine. Er kam wieder auf mich zu und legte seine Arme um meine Taille. „Es tut mir wirklich leid, Katharina. Ich hätte dich nicht so überraschen sollen." Ich neigte den Kopf um ihm zu signalisieren, dass ich ihm verzieh.

Sein Gesicht wurde weich und nur kurz danach wieder schuldbewusst, bevor er erneut sprach: „Kann man ihr vertrauen?" Ärger wallte in mir auf und ich antwortete ohne nachzudenken: „Ich würde ihr mein Leben anvertrauen .. Ich habe ihr mein Leben anvertraut." Erkenntnis blitzte in seinen Augen auf: „Sie weiß es! Sie kennt dein Geheimnis! ... nein, sie kennt es nicht nur, sie ist ein Teil davon!" stellte er fest.

Mein Schweigen war Antwort genug.

Er sah mich mit schief gelegtem Kopf an, als könne er so mein Geheimnis erkennen. Unwohl schaute ich überall hin, um ja nicht in seine Augen sehen zu müssen.

Schließlich löste er seine Arme um meine Taille und nahm stattdessen meine Hände in seine. Als ich ihn trotzdem noch nicht ansah, drückte er sie leicht. Ich schaute ihm wieder in die Augen. Seine Augen waren wieder sanft. „Es tut mir leid, ich wollte durch meine Erkenntnis nicht das Geheimnis aus dir rausbekommen."

„Du kannst Gilde trauen" kam ich auf seine ursprüngliche Frage zurück „Sie ist mir treu und würde nichts tun, was mir schaden könnte. Sie wird uns nicht verraten." „Du hattest ihr nichts von uns erzählt!" stellte er erneut fest. „Nein!" bestätigte ich.

„Schämst du dich?" Ich sah ihn überrascht an, wurde dann jedoch nachdenklich. Warum hatte ich Gilde nichts vom Prinzen erzählt? Schämte ich mich wirklich? Ich wusste, dass ein Grund war, dass ich sie nicht ängstigen wollte. Aber wahrscheinlich wollte ich mir auch selbst nicht eingestehen, wie nah der Prinz daran war mein Geheimnis zu entdecken.

Der fragende Blick des Prinzen unterbrach meine Gedanken. „Nein, ich schäme mich nicht, Eure Hoheit." „Hör bitte auf mit diesem 'Eure Hoheit'. Du bist für mich nicht eine von vielen. Du bist besonders. Du hast mir geholfen mich selbst wieder zu finden und vor allem hast du mir zugehört."

Er kam auf mich zu, nahm mir meine Haube ab und öffnete mein Haar. Tausend wohlige Schauer liefen durch meinen Körper. Seine Worte und seine Berührungen taten mir gut. Viel leiser, da er nun direkt vor mir stand fuhr er fort: „Und du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe. Ich habe mich unumstößlich in dich verliebt."

Mein Herz schwoll an und ich hatte das Gefühl, dass es gleich platzen würde angesichts seiner Komplimente. „Ich habe mich ebenfalls in dich verliebt, Johannes" meine Worte kamen mir nach seinen viel zu schlicht und unbedeutend vor, aber sein Gesicht, welches plötzlich strahlte wie die Sonne, beruhigte mich.

Er zog mich an sich und küsste mich warm, weich und unglaublich süß.

Unter der Haube goldenes HaarWhere stories live. Discover now