Kapitel 41

3.7K 211 15
                                    

„Ist Euch auch warm genug?" „Ja, Katharina, mir ist warm genug." Berenike kam auf mich zu und umarmte mich: „Danke, das Kleid ist wunderschön." Ich lächelte sie warm an.

Ich hätte nie gedacht so geliebt zu werden und so viel Lieb zu empfinden. Ich liebte Johannes. In den letzten Wochen waren wir nun zu einem richtigen Liebespaar geworden. Manchmal fand ich versteckte Blumen oder kleine Notizen mit Liebesgedichten. Ich hatte inzwischen eine ganze Ecke mit Blumen und kleinen Zetteln in meinem Zimmer. Jedes mal wenn ich in mein Zimmer kam, war mein erster Gang zu dieser Ecke, um neue Zettel dazu zu hängen, neue Blumen in die behelfsmäßige Vase zu stellen oder um verwelkte Blumen zu entfernen. Wir trafen uns immer noch heimlich, aber das machte auch ein klein bisschen die Spannung aus.

Mit einer Nadel steckte ich eine Strähne auf Berenikes Kopf fest. Ihre Frisur für das große Abendessen war fast fertig und fast war ich traurig nicht noch weiter ihre Haare frisieren zu dürfen. Ich empfand eine sehr große Zuneigung zu Berenike, fast so als wäre sie meine eigene Tochter. Wie sehnlich wünschte ich mir eine Tochter, die ich genauso umsorgen konnte und die mich durch ein Lachen alle unternommenen Anstrengungen vergessen ließ.

„Fertig?" Berenike hatte bemerkt, dass ich tief in Gedanken versunken war und holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Ich lächelte sie durch den Spiegel an: „Ihr seht wunderschön aus. So könnt ihr den vierten Advent gebührend feiern." „Aber in zwei Tagen muss ich noch hübscher aussehen, dann ist schließlich Weihnachten." „Ich bin mir sicher, das wir das zusammen hinbekommen werden Euch noch hübscher zu machen."

Glücklich lachend sprang Berenike mit so viel Enthusiasmus auf, dass der Stuhl ihres Schminktisches umfiel. Berenike sah erstaunt und leicht schuldig auf den umgekippten Stuhl. Schnell bückte ich mich und stellte ihn wieder an Ort und Stelle zurück.

„Nicht so schnell, Prinzessin" tadelte ich sie sanft. Sie sah mich kurz mit einem entschuldigenden Lächeln an. Doch dann vergaß sie den Stuhl schon wieder und hüpfte fröhlich in Richtung Tür. Ich legte die restlichen Haarnadeln, die ich immer noch in der Hand hielt, auf den Schminktisch und folgte ihr.

Dieses Abendessen zum vierten Advent wurden traditionell alle Fürsten aus den umliegenden Fürstentümern eingeladen. Es war kein nettes Beisammensein, sondern eine politisch wichtige Veranstaltung. Gerade jetzt wo der König krank war musste das Königshaus sich auch ohne König als stark und solide erweisen. Die Fürsten sollten auf keinen Fall den Eindruck bekommen, dass das Königshaus schwach wäre und dadurch eventuell leichter zu stürzen.

Die letzte Woche hatte Johannes komplett damit zugebracht darüber nachzudenken, welches Fürstenhaus er neben welches setzen könnte um keine Feinde nebeneinander zu setzen, aber auch keine Verbrüderung innerhalb der Tischgesellschaft zu riskieren.

Neben der Sitzreihenfolge bediente sich der Prinz auch jedes Mittels um noch mehr Macht zu demonstrieren, so hatte er bestimmt, dass alle verfügbaren Diener des Schlosses in einer Reihe an der Wand des Raumes stehen mussten. Dies sollte die Macht und den Reichtum des Königreiches repräsentieren. Auch wenn ich mir sicher war dadurch den langweiligsten Abend seit meinem Leben als Prinzessin vor mir zu haben, hatte ich Johannes in seiner Entscheidung unterstützt.

Also begleitete ich nun die Prinzessin in den Ballsaal in dem eine unglaublich lange Tafel aufgebaut war. Während Berenike der Menge, die aus in kleinen Grüppchen zusammenstehenden Männer und Frauen bestand, vorgestellt wurde, lief ich zu der kleinen Tür. Diesmal stand sie weit offen und Diener gingen ein und aus. Ich passte einen günstigen Moment ab und schlüpfte schnell zwischen zwei Dienern hindurch, die mit großen Tellern voller Fleisch in den Saal gingen. Berenike ging gerade die Treppe herunter, als ich mich zu Zofe Mara an die Wand stellte.

Das Essen wurde weiter aufgetragen und die Fürsten standen, in Gruppen, im Saal und unterhielten sich lautstark. Ich schnappte ein paar Gesprächsfetzen auf: „... heißt, dass er sich selbst eingeladen hat." „...Verhandlung" „...mit Prinzessin...?" „...Prinz Johannes..." „...König... Hochzeit..."

Da ich keinen Sinn in dem Gesagten erkennen konnte, versuchte ich lieber Prinzessin Berenike ausfindig zu machen. Sie stand neben ihren Schwestern, in der Nähe des östlichen Kopfendes des Tisches. Ich sah wie Berenike mit Prinzessin Vivien scherzte und Vivien ihr spielerisch in die Seite zwickte, worauf Berenike zurück sprang und gegen einen gut beleibten Fürsten stieß. Dieser drehte sich verärgert um, machte dann einen überraschten Ausdruck, besann sich dann jedoch wieder auf seine Manieren und verbeugte sich tief vor Berenike. Sie lächelte ihn entschuldigend an, drehte sich dann wieder zu ihren Schwestern um, die nur durch ihre Hände vor dem Mund das Lachen im Zaum halten konnten. Berenike stimmte mit vorgehaltener Hand in ihr Lachen ein.

Der Stab des Zeremonienmeisters klopfte: „Seine königliche Hoheit, Prinzregent Johannes Lukas von Equitanien" Alle im Raum wurden still und wandten sich der großen Treppe zu.

Unter der Haube goldenes HaarWhere stories live. Discover now