Kapitel 56

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"Komische Situationen scheinen bei uns inzwischen die Regel geworden zu sein", murmelte Marco in die Stille des Wohnzimmers hinein.

"Vielleicht ein eindeutiges Zeichen", steuerte auch ich meinen gemurmelten Teil bei.

"Mario", setzte Marco an, unterbrach sich dann aber selbst, nur um dann doch weiter zu sprechen:

"Sag mir was ich tun soll. Ich weiß nicht, aber alles was ich mache ist irgendwie falsch für dich. Versuch ich die Lüge aufrecht zu halten und dir zu helfen, dass Maier uns ein wenig aus den Augen lässt, bist du sauer auf mich. Lasse ich dich in Ruhe um dir deinen Raum zu geben, bist du scheinbar auch sauer auf mich und verschwindest einfach spurlos. Was willst du Mario? In manchen Momenten denke ich echt, dass wir das hinbekommen und du das wirklich willst und im nächsten Moment hab ich das Gefühl, dass ich für dich gar nicht weit genug weg sein könnte und du am liebsten deine Koffer packen und abhauen würdest. Was soll ich also tun? Wie soll ich mit dir umgehen und uns beiden eine Möglichkeit geben, leben zu können? Ich erkenn dich nicht wieder, du bist nicht mehr mein bester Freund mit dem ich offen und ehrlich reden konnte und mit dem ich mich wie blind verstanden habe."

Auf Marcos Ansage hatte ich einfach keine Antwort parat. Was wollte ich denn eigentlich?

Um ehrlich zu sein wollte ich, dass das alles hier keine Realität war, dass ich immer noch leben konnte wie noch vor ein paar Tagen. Bedachte man mal, wieviel Marco und ich in den letzten drei Tagen durchgemacht hatten, war das schon etwas verrückt. So turbulent war mein Leben wirklich extrem lange nicht mehr gewesen.

"Ich weiß es nicht, okay?!", entkam es mir aggressiv und ich schloss bei einem tiefen Durchseufzen die Augen.

"Du weißt es nicht?! Wie soll das bitte weitergehen, wenn du nicht weißt, was du willst?!", regte sich Marco auf.

"Was weiß denn ich? Glaubst du ich wollte in dieser Lage hier sein? Ich wünschte es wäre niemals so weit gekommen. Ich wollte meinen Lebtag einfach nur als Beta fristen und Fußball spielen. Dieses ganze Drama mit Joshua und den anderen Omegas, das wollte ich nie. Ich wollte auch nie als solcher geboren werden, sondern einfach nur ein eigenes Leben führen können. Ich musste, konnte und wollte nie ein Omega sein, das ist jetzt nun mal alles nicht so einfach", rechtfertigte ich mich.

"Wie kann ich dir helfen? Wie soll ich dir helfen mit dieser Seite klar zu kommen, wenn du mir keine Chance dazu gibst Mario? Als Alpha und als bester Freund kann ich doch wenigstens versuchen dir zu helfen. Du musst nur sagen was du brauchst", ging Marco auf mich ein.

"Ich muss einfach mal mit jemandem reden, der mich versteht, der mein Los im Leben teilt", beschwerte ich mich.

"Gut, dann lass mich Florian anrufen. Der kommt bestimmt nochmal und redet mit dir über alles was du willst. Er ist auch ein Omega, war schon mal gebunden und kann dich verstehen und dir helfen. Er kann dir Fragen beantworten und dir helfen dich als Omega zurecht zu finden", schlug Marco vor.

"Ich hab kein Interesse daran mit dem Typen zu reden, den du fickst oder der sich von allen möglichen Alphas ficken lässt. Nicht alle Omegas sind Huren. Ich ruf Joshua an oder noch besser, ich will ihn in München besuchen. Er versteht mein Leben und meine Situation. Er muss das gleiche durchmachen. Wenn ich also mit jemandem rede, dann ihm", regte ich mich auf.

Schon alleine die Erwähnung von Florian katapultierte meine Wut wieder in neue Höhen.

"Mario… Wenn dir Florian so ein rotes Tuch ist, dann kann ich auch erstmal auf Abstand gehen. Aber nur zu deiner Info, er hat mir lediglich durch meine Brunft geholfen und sonst nichts. Außerdem ist er keine Hure. Soweit ich weiß, war ich das einzige Alpha. Er hat nie etwas zeitgleich laufen. Aber seit dem Verlust seines Alphas ist er im Leben auf sich gestellt und er hat kein Geld hinten dran. Er muss schauen, wie er überlebt und wurde durch viele gute Gespräche auch wie ein Freund für mich. Also bezeichne ihn in meiner Anwesenheit nie wieder als Hure. Ich will das mit dir und mir irgendwie hinbekommen. Es ist mir wirklich wichtig, dass es dir gut geht und das mit uns vielleicht auch irgendwann was werden kann. Klar, erwarte ich nicht sofort Liebe und Herzchen, aber unsere Freundschaft hat es doch gezeigt, dass wir es eigentlich ganz gut zusammen machen und harmonieren könnten. Wenn du mit Joshua reden willst, dann gerne. telefoniere mit ihm so viel du willst. Wir können ihn bei nächster Gelegenheit auch wirklich in München besuchen. Nimm Kontakt mit ihm auf, so viel du willst. Aber gib diesem Teil von dir in deinem Inneren eine Chance. Wehr dich nicht aus Prinzip weiter gegen dein Dasein als Omega. Wir können deine Biologie nicht ändern, aber wir können versuchen das Beste aus unserer jetzigen Situation zu machen und zusammen einen Weg zu finden. Unser Glück finden", sagte Marco und kam auch körperlich auf mich zu.

"Du redest hier über eine Beziehung und über den Rest meines Lebens. Einmal gebunden war’s das", warf ich ihm an den Kopf und war ernsthaft verwirrt über seinen Vorschlag.

Auf die Sache mit Florian ging ich nicht weiter ein, auch, weil ich keine Lust hatte mich mit seiner Geschichte zu befassen. Ich mochte ihn nicht und fertig, aber Marco zu Liebe würde ich ihn wohl wenigstens nicht mehr als Hure bezeichnen.

"Ich weiß und es ist mein Ernst. Aber Mario, dann muss auch wirklich etwas von deiner Seite kommen. Ich verstehe und akzeptiere ja, dass es für dich nicht einfach ist und du in manchen Situationen mehr Einfindungszeit brauchst, aber du musst aufhören mich jedes Mal von dir zu stoßen und uns zum Streiten zu bringen. Du musst auch versuchen mit mir zu reden und es auch zu wollen. Schaffst du das?", fragte er mich.

Schaffte ich das wirklich? Das war eine sehr gute Frage.

Sleepless DreamerWhere stories live. Discover now