95. Kapitel - Æbleskiver und Liwanzen

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„Hätte ich das nur miterlebt!", seufzte Karina, als sie die Marmorkirche verließen. „Du und deine Geige in dieser prachtvollen Arena aus Marmor!" Sie hoffte heimlich, dass sich die Gelegenheit wieder einmal ergeben würde. Am liebsten wäre sie für Sylvies Konzert hergeflogen, vielleicht mit noch ein paar drangehängten Urlaubstagen, aber dummerweise hatte sie zur gleichen Zeit selbst ein Konzert gespielt.

„In deiner Vorstellung war das bestimmt eindrucksvoller, als in Echt. Lass dir das nur nicht durch die schnöde Realität verderben", sagte Sylvie daraufhin neckend.

„Ich hatte es ja nicht für möglich gehalten, dass du so schnell überhaupt noch einmal auftrittst", fuhr Karina fort.

„Ich auch nicht. Aber ich konnte eben nicht aus. Nachdem die Veranstalter wussten, dass ich meine Prinzipien vernachlässigt habe und bei dir in Prag aufgetreten bin, haben die meine Prinzipienuntreue schamlos ausgenutzt und mich um Mitwirkung gebeten. Da konnte ich schlecht nein sagen. Außerdem verdanke ich es ihnen, dass ich als Kind überhaupt Geigenunterricht nehmen konnte."

„Wirklich?" Natürlich musste es so gewesen sein, dass sie von irgendwo her Unterstützung bekommen hatte. Für Magrethe war es in ihrer Situation sicher nicht einfach gewesen, die Mittel für die vielen Musikstunden aufzutreiben.

Sylvie nickte. „Es ist ein wohltätiger Verein, der Schulen hilft Musikunterricht und Leihinstrumente für alle zu organisieren. Zumindest für Kinder, die Interesse oder Talent haben, am Besten Beides. Sie hatten eben auch eine Kooperation mit meiner Schule. Ich wurde gefördert, nachdem ich mich als besonders hartnäckiges und ehrgeiziges Kind herausgestellt hatte. Und dass Erik, als mein Bruder ebenfalls fördernswert war, wurde nie in Frage gestellt. Wir sind jetzt beide noch Mitglied in dem Verein und früher habe ich oft auf deren Wohltätigkeitskonzerten gespielt, sozusagen als Aushängeschild für das Projekt. Das habe ich immer gerne gemacht, auch nachdem ich offiziell schon aufgehört hatte, aber irgendwann konnte ich Erik vorschicken."

„Was im Moment auch nicht geht ..."

„Eben. Und wenn man von Prinzessin Benedikte persönlich gefragt wird, braucht man schon sehr gute Argumente, um abzulehnen."

„Prinzessin Benedikte?", staunte Karina.

„Ja, sie ist die Schwester der Königin und Präsidentin der Gesellschaft. Hin und wieder mischt sie sich auch höchstpersönlich ein", sagte Sylvie, als wäre es das Normalste auf der Welt, von einer echten Prinzessin um eine Gefälligkeit gebeten zu werden.

„Ich wusste nicht, dass du in höchsten Kreisen verkehrst", sagte Karina, immer noch ziemlich beeindruckt.

„Damals als junge aufstrebende Künstlerin habe ich sogar einmal vor der Königin gespielt. Meine Mutter war sehr stolz auf mich", erklärte Sylvie.

Aus irgendwelchen Gründen fand Karina es schwer fassbar, dass sich Dänemark einerseits so modern und fortschrittlich gab, sich dann aber so etwas auf den ersten Blick recht altmodisches wie ein Königshaus leistete. Auch wenn das vielleicht doch nicht so ein Widerspruch war. Andere Länder hatten das schließlich auch. Es fiel ihr einfach schwer, sich vorzustellen, wie das alles zusammenpasste. Sie beschloss jedoch, diesen Gedanken nicht zu äußern. Sie wollte Sylvie nicht zu einem detaillierten Vortrag über Sinn und Unsinn der Monarchie animieren, denn zweifelsohne hatte sie eine äußerst dezidierte und informierte Meinung dazu. Bestimmt hörte der Vortrag nicht auf, bis sie ihr alles bis auf den winzigsten Teilaspekt auseinandergesetzt hatte und das würde garantiert den ganzen Nachmittag in Anspruch nehmen. Zum Glück bekam Sylvie in dem Augenblick eine Nachricht von ihrer Mutter.

„Wir sollen nicht essen gehen, sie macht Æbleskiver."

„Oh, noch eine dänische Spezialität? Klingt irgendwie lecker. Lass mich raten, was das heißt! Apfelscheiben?"

Das Schicksal spielt in Dur und MollHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin