RAGE [Star Wars FF]

Chapter 16 - Kiss me when you go

DAS Blau in seinen Augen wirkt wie der klare Himmel über Naboo. Es weckt sogar ähnliche Gefühle in mir. Das Gefühl von Freiheit und das gleiche, wenn ich zu Hause einkehrte. Ein Funkeln in ihnen, wie die glitzernde Wasseroberfläche der weiten Seen. Die kleinen, lindgrünen Sprenkel scheinen in all dem Blau zu tanzen, als würden sie wie Boote auf hoher See herumschunkeln. Ich will nie aufhören, in sie zu blicken.

In jenem Moment klammert sich mein Blick an jedes noch so kleine Detail seines attraktiven Anblicks. Seine honigblonden Haare fallen frech in seine Stirn, Strähnen auf seine Schulter. Meine Haare sind nur wenige Zentimeter länger als seine, beim Tragen von Perrücken ein großer Vorteil. Sein Bart scheint eine Nuance dunkler und bedeckt ein Teil seiner rauen Haut. Wie gerne würde ich mit meinen Fingern darüber streichen.

Und einen Moment lang denke ich wirklich, dass es klappen würde, dass nicht der Kodex zwischen uns stehen würde. Und für diesen einen Moment will ich es wahr haben, der Realität eine Pause gönnen. Mutiger, als ich es mir selbst zugetraut hätte, mache ich einen Schritt auf ihn zu. Mein Herz klopft zum zerspringen schnell. Meine Knie fühlen sich an, als wäre ich zehn Stunden durch Panakas Ausdauertraining gehetzt worden. Ich habe das Gefühl, gleich einknicken zu müssen.
Nervös wische ich meine schweißnassen Hände an meinem roten, engen Seidenkleid ab und spreche mir innerlich selbst Mut zu.

Tränengroße Tropfen fallen auf einmal vom Himmel und landen auf meiner Stirn und meiner Kleidung. Obi Wans Haare beginnen, sich vor Nässe dunkler zu verfärben. Innerhalb weniger Sekunden bricht ein Regenschauer über uns herein, doch keiner lässt sich davon stören, zu gebannt ist er vom Anblick des anderen.

Gefasster gehe ich noch einen Schritt auf ihn zu. Wir sind nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt und ich habe das Gefühl, ein Déjà-vu durchleben zu müssen. An genau demselben Punkt waren wir schon einmal, bevor ich enttäuscht zurückgewiesen wurde.
Angst kriecht meinen Rücken hinauf, dass es bei diesem Mal genauso sein könnte.

Sein unwiderstehlicher Duft weht mir entgegen und ich kann nicht anders, als reflexartig tief einzuatmen. Ich will diesen Duft nie wieder vergessen. Als mein Blick wie von selbst zu seinen schön geschwungenen Lippen schweift, merke ich, wie auch Obi Wans Atem sich plötzlich verschnellert. Ich beuge mich vor, lege meinen Kopf in den Nacken und schließe die Augen.

Dann, ganz zart, streife ich meine Lippen an seine. Es ist, als würde allein durch diese kleine Berührung ein Feuerwerk in meinem Bauch explodieren. Wärme steigt in mir auf, zittrig atme ich aus und wieder ein. Es war nicht mehr als ein Flügelschlag, eine sanfte Brise im Hochsommer, die Berührung einer Feder und doch hat sie so viel in mir ausgelöst. Obwohl ich mehr will, ihn richtig küssen will, weiß ich, dass ich es nicht darf.

Doch in dem Wissen, seine Lippen wenigstens ein einziges mal in meinem Leben mit meinen gestreift zu haben, lässt den Schmerz in meiner Brust erträglicher werden. Lässt mich einsehen, dass ich Obi Wan durch weitere Begierden meinerseits in Gefahr bringen könnte.

Ich öffne meine Augen und sehe auf die Augenlider meines Gegenübers, die ein dichtes Kleid aus schwarzen Wimpern tragen. Dünne Rinnsale Wasser fangen an, von der Stirn des Jedis über seine Nase oder die Wangen abzulaufen, seine Haare sind nun vollständig nass, genau wie meine. Ich hätte gedacht, er würde mich wenigstens nach diesem Kuss ansehen. Mir wenigstens dadurch irgendwelche Gefühle offenbaren, eine Reaktion auf meine Aktion. Aber nein, er hält sie weiterhin geschlossen.

Ich sehe, wie sich seine Brust hektisch hebt und senkt, als er zwischen zusammengekniffenen Lippen hervorpresst: "Ich kann das nicht."
Unendliche Enttäuschung bricht über meinem Herz zusammen. Es ist schlimmer als das letzte Mal. Schlimmer als alles, was ich zuvor gefühlt habe. Ich will mich abwenden, senke den Kopf, denn unglückliche Tränen brennen in meinen Augen, doch plötzlich greift Obi Wan nach meiner Hand und hebt mit der anderen mein Kinn an.