Chapter 22 - The Camouflage

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KYLAIN DARSTEN

VIELLEICHT ist es doch keine gute Idee. Vielleicht mache ich gerade einen großen Fehler, schießt es mir durch den Kopf, als ich auf die Toiletten zuhalte. Dabei muss ich gar nicht. Der Gang ist leer, ein Problem weniger, um das ich mich kümmern muss. Tür auf, zur Herrentoilette, stehen bleiben. Die Klospülung wird betätigt und ich sehe mir dabei zu, wie ich aus der hintersten Kabine trete, seelenruhig auf ein Waschbecken zulaufe, meine Hände kurz einseife und sie dann unter das laufende Wasser halte. Der Hahn läuft immer noch, als er auf mich zugeht.

Ich blicke mir mit zusammengepressten Lippen ins Gesicht, mein Gegenüber lächelt mir breit zu.
"Sie ist da", meine ich kurz angebunden. Er nickt, macht einen weiteren Schritt auf mich zu. Langsam steigt die Nervosität in mir hoch.
"Dein Auftrag ist beendet."

Das Rauschen des Wasserhahns übertönt meinen erschrockenen Ausruf, als er das rote Lichtschwert aus seiner Jacketttasche zieht und meinen Bauch damit durchbohrt. Es war keine gute Idee. Ich sehe mir dabei zu, wie ich gelassen die Toilette verlasse, der Wasserhahn rauscht immer noch und durchbricht die eintretende, endgültige Stille.

***

TAIA VASSIC

Vielleicht waren es fünf Minuten, vielleicht 15. Als Kylain wieder in mein Sichtfeld tritt, habe ich jedenfalls ein Blumfrucht-Törtchen verdrückt. Er grinst breit, in dem ersten Moment, da er mich sieht und kommt zielstrebig auf mich zu.
"Hast du dich ohne mich gelangweilt?" Etwas ist komisch. Ich sehe zu ihm hoch und schenke ihm nur einen bösen Blick.
"Was hast du jetzt vor zu machen?", frage ich.
"Komm mit auf die Terasse", bestimmt er, seine Hand legt sich auf meinen unteren Rücken. Kylain führt mich schnell durch die Menge, sein Gang ist ungleichmäßiger als sonst. Das mulmige Gefühl von eben steigt wieder in mir auf: etwas stimmt hier nicht.

Von der Terasse aus hat man einen atemberaubenden Blick, keine Frage und doch kann ich ihn nicht genießen, denn er steht neben mir.
"Was willst du hier?", durchbreche ich die beklemmende Stille. Sein Blick liegt unangenehm auf mir, wie seine Hand auf meinem Rücken als wir tanzten.
"Die Aussicht genießen", sagt er, seine Stimme hört sich rauer an als sonst, sein Blick haftet immer noch an mir.
Ich blicke nun ebenfalls zu ihm hoch, in seinen Augen spiegelt sich eine Düsternis und Zerrissenheit wieder, die ich nie zuvor bei ihm beobachtet habe. Erschrocken runzel ich die Stirn, umklammere meinen fröstelnden Körper und zwinge das Bedürfnis in mir nieder, sofort zurück zu Obi Wan zu rennen.

Unsanft packt er mein Kinn mit Zeigefinger und Daumen und zwingt mich damit, an Ort und Stelle zu  verweilen. Was hat er vor? Was will er? Nervös will ich einen Schritt zurück machen, doch er packt mich an der Hüfte, zwingt mich zum Stillhalten. Mein Herz pocht augenblicklich schneller, meine Hände fangen noch stärker an zu zittern, bei dem Gedanken an die Dinge, die er mir antun könnte. Aber das ist doch Kylain, er würde dir nicht ernsthaft schaden können, will mich ein Stimmchen in meinem Kopf überreden, aber in letzter Zeit bin ich mir da nicht mehr sicher.
"Was hast du vor?!", zische ich, meine Augen zucken in Richtung Ballsaal in der Hoffnung, Obi irgendwo entdecken zu können.
"Ja...lauf nur! Lauf nur zu deinem Obi Wan und schrei um Hilfe", seine Stimme ist so voller Hass getränkt, dass ich erschrocken einatme, seine Hand von meinem Kinn wegschlage und auf die Tür zu der Halle zuhaste. Etwas stimmt hier ganz und gar nicht, mir wird das alles zu viel.

Ich habe kaum die Türschwelle erreicht, als sich kräftige, sehnige Arme von hinten um meinen Bauch legen und mich zurück in die Dunkelheit einer Ecke zerren.
"Kylain", rufe ich entsetzt aus, trete ängstlich nach ihm und versuche mich zappelnd aus seiner Umarmung zu befreien, "Lass mich los!"
Eine tiefe Stimme flüstert nahe an meinem Ohr, viel rauer als zuvor: "Ich bin nicht Kylain."

Vor Schreck entflieht ein Schrei meinen Lippen, ich kann mich endlich umdrehen und blicke direkt in gelb leuchtende Augen, die mich gierig anstarren.
"Podoo, wer seid Ihr?", schreie ich und stolpere zurück, zu geschockt um irgendwie zu reagieren, "Wo ist Kylain?"
"Ich bin Darth Maul und dein kleiner Freund liegt auf der Herrentoilette, tot."
"Das kann nicht wahr sein", stoße ich hervor, die aufkommenden Tränen ersticken meine letzten Worte beinahe. In meinem gesamten Körper breitet sich Ekel, Angst und Trauer aus. Obwohl Kylain mich verraten hat, hat eine winzge Flamme Hoffnung in meiner Brust immer noch gelodert, nun endgültig erloschen.
"Ihr lügt!", schreie ich, werde sofort von seiner knochigen Hand zum Schweigen gebracht. Als Tränen über seinen Handrücken laufen, zieht er sie angwiedert zurück und packt mich grob am Arm. Seine Finger streichen gefährlich ruhige über meine Hand, seine Stimme ist die Eiseskälte selbst.
"Wenn du nicht sofort leise bist, verlierst du etwas anderes als deinen Freund."

Mein Körper zittert so stark, wie als würde ich auf Hoth stehen. Die Nacht ist unruhig, nicht nur von dem Lärm, der aus der Halle zu uns dringt. Es fühlt sich eher so an, als hätte die Stadt eine Nervosität aus flackernden, grellen Lichtern,  schweren Gerüchen und dunklen Gestalten befangen.

Der Sith hebt plötzlich mein Kinn an, seine ungeschnittenen Fingernägel bohren sich schmerzhaft in meine Haut.
"Sieh nach oben", flüstert er, seine Stimme klingt erwartungsvoll und doch so hasserfüllt. An allem was er von sich gibt haftet ein vergifteter Ton.
Ich kann nicht anders als das zu tun, was er mir befiehlt. Suchend gleitet mein Blick über die Ballustraden an der Seite des Gebäudes. Düstere Schemen huschen durch die Dunkelheit, ihre Schritte werden von der lauten Musik des Festes abgedämpft.
"Ja...du siehst sie", fährt Darth Maul fort, "Nur ein kleiner Wink mit der Hand und sie töten jeden, der sich im Saal befindet."

Ohne auch nur auf eine Reaktion meinerseits zu achten, hebt er die Hand. Geschockt starre ich auf die ausgestreckten, behandschuhten Finger, das Todesurteil für die Gäste. Das kann nicht wahr sein, das darf nicht wahr sein.
"Obi!", schreie ich, löse mich von dem Anblick eines Mörders. Angst steigt in mir auf.
Ein Schuss fällt.
"OBI!", schreie ich, mein Herz klopft zum zerspringen schnell, ich fühle mich, als müsse ich mich übergeben. Kaum habe ich die hohen Glastüren erreicht, schlingt sich sein Arm wieder um meine Taille und hindert mich am weiterlaufen.

"Lass. Mich. Los.", zische ich, meine Stimme ist kaum mehr als ein Zittern, das meinen gesamten Zustand wiedergibt. Wie ein kleines Mädchen, das nicht ihren Willen kriegt trete ich nach den Beinen des Sith, doch er lacht nur.
Weitere Schüsse fallen, ich kann genau erkennen, wie Gäste zu Boden gehen, die sich in der Massenpanik retten wollten und doch nur hilflose Tiere in einem Käfig waren.

Wo ist Obi? Wo ist Padmé?
"LASS MICH GEHEN!", keife ich, komme mir doch nur vor wie ein hilfloses Kind vor. Blind vor Panik drehe ich mich in seinem Griff zu ihm um, muss in seine wiederwärtigen, gelben Augen blicken die kalt, fast schon mit Desinteresse auf das Geschehen vor sich starren. 

"Sieh hin!", herrscht er mich an, sein Blick gilt wieder mir. Mehr und mehr Tränen entfliehen meinen Augen, als Darth Maul seine Finger in meine Oberarme bohrt und mich in Richtung der Halle dreht.
"Sieh HIN!", brüllt er, plötzlich spüre ich eine scharfe, kalte Klinge an meiner Kehle. Mein Herz pocht so laut vor Schock, das ich glaube, der Sith könne es hören. Mit tiefen Atemzügen versuche ich, etwas Vernunft zu erlangen, nur funktioniert das mit einem Messer am Hals nicht wirklich gut.

Ich komme mir vor, als stünde ich vor einer Theatervorstellung auf Naboo. Als Gast, der gespannt auf das Schauspiel vor sich starrt, nicht eingreifen kann und nur auf das glückliche Ende wartet. Nur ist mein Ende nicht glücklich.

Die meisten Gäste haben sich in die Nebenräume und anschließenden Flure der Halle gestürtzt. Jeder, der jetzt noch im Saal ist, liegt entweder tot auf dem Boden oder ist zu verletzt, um flüchten zu können. Meine Augen überfliegen die Leichen. Bitte lass Obi oder Padmé nicht unter ihnen sein.
Schüsse fallen und hören nicht auf. Ein Ruck lässt mich nach hinten taumeln und den Saal kurz außer Augen verlieren. Darth Maul zieht mich mit festem Griff hinter sich her. Und ich kann nichts anderes machen, als ihm zu folgen, den schönen Ballsaal fest im Blick, in dem mein Obi Wan tot liegen könnte. 

RAGE [Star Wars FF]Where stories live. Discover now